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RADWEGE IN PERU VS. A100 in Berlin – was kostet es eigentlich wirklich?

Erinnert ihr euch noch an die „RADWEGE IN PERU!!!“ ?

Kurzer Abriss: Parteilose Ex-AfD Frau behauptet, Deutschland finanziere „Radwege in Peru“ für angebliche 315 Millionen und alle von Springer bis CDU und CSU stimmen ein in den Chor.

Tatsächlich unterstützt Deutschland Ausbau des Busverkehrs UND den Bau von Radwegen vor allem in und um die Hauptstadt Lima mit insgesamt 200 Millionen Euro, die größtenteils KREDITE sind.

Ja, diese Kredite werden häufig auf lange Sicht nicht oder nur in Teilen zurückgefordert, so ehrlich sollte man sein.

Wenn wir jetzt aber die Radwege betrachten, stehen hier 20 Millionen Zuschuss für Radwege in Lima und 24 Millionen für Radwege um Lima herum in den Büchern.

Also insgesamt circa 1/7 der angeblichen Summe.

ABER: Die KfW als zuständige Bank gibt das Geld nur in Tranchen raus, je nach Baufortschritt.

Bisher ausgezahlt sind 4,6 Millionen Euro. Davon wurden je nach Quelle 5,5 bis 8 km gebaut worden, final sollen es 28 km werden.

Werden diese 28 km gebaut, belaufen sich die Kosten der Förderung auf 164.000 € pro km.

Wird Lima/Peru vertragsbrüchig und baut einfach nicht mehr weiter, wären Kosten von 800.000 € pro km entstanden. Es wird aber sehr wahrscheinlich weiter gebaut, es dauert halt nur seine Zeit. (Was ja in Deutschland nicht anders ist)

Zum Vergleich: Radschnellwege in Deutschland kosten in den Städten an die 2 Millionen € pro km.

Bisher wurden also statt angeblichen 319 Millionen € nur 4,6 Millionen ausgegeben. Das ist 1/70 der genannten Summe.

Gestartet hat das Projekt zudem Gerd Müller. Der Entwicklungsminister von der CSU, die heute lauthals Stimmung gegen das „AMPEL-PROJEKT“ macht und falsche Zahlen verbreitet, obwohl sie nur einmal kurz bei ihrem Ex-Minister anrufen müsste, um die richtigen Zahlen zu bekommen.

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Weiter mit „DEUTSCHLANDS TEUERSTER RADBRÜCKE!“ – die hat Boris Palmer gerade in Tübringen eingeweiht. Boris Palmer ist ja nun sag ich mal vorsichtig rhetorisch recht umstritten* – aber praktisch macht er halt seinen Job. Unter anderem mit dieser ACHTUNG – beheizten!!! Radbrücke.

Und da denken natürlich sofort alle: „WAAAS, JETZT WIRD DENEN AUCH NOCH DIE RADBRÜCKE BEHEIZT?!? SCHÖN DAS KLIMA AUFHEIZEN, RADWEGE VERGOLDEN UND VON KLIMASCHUTZ LABERN, DIE ÖKOS MAL WIEDER!“

Daher hier, was wirklich passiert: Die Radbrücke wird natürlich nicht auf Wohlfühltemperatur der Radfahrer beheizt. Sie wird nur bei frostigem Wetter beheizt, damit sie nicht einfriert.

Das ist auf lange Sicht GÜNSTIGER als die Brücke von Schnee und Eis räumen zu müssen.

Denn das Heizsystem hat nur 300.000 € gekostet. Das ist schnell wieder drin.

Einfach kurz ein bisschen Strom durchschicken, alles weggetaut, kein Räumdienst muss los, kein Salz, kein Streu wird gebraucht, Räder werden geschont, Brücke, Stahl und Beton werden geschont und nicht vom Salz zerfressen und Frost beschädigt, die Brücke kann viel länger stehen und schont damit noch länger das Klima – Win-Win-Win-Win.

Eigentlich wird hier also sinnvoll für möglichst geringe Betriebskosten investiert. Aber man weiß, dass der Bund der Steuerzahler schon lächelnd die Messer wetzt, weil der jüngst auch zu so einem Lobbyclub verkommt, der einfach nur libertär abdriftend Mut und „anscheinende Steuerverschwendung“ kritisiert aber bei der tatsächlichen merkwürdig still bleibt.

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Damit kommen wir zur A100

Die wird gerade zur teuersten Autobahn Deutschlands. Große Aufmacher von CSU, AfD, Springer oder dem Bund der Steuerzahler dazu sucht man aber vergebens.

Sie zerschneidet Stadtviertel, die diese Autobahn nicht wollen. Sie bringt Autoverkehrt ins Zentrum, der da überhaupt nicht verarbeitet werden kann. Da ist ja jetzt schon alles überlastet, die A100 wird also einfach nur ein Stauproduzent sein.

Aber dafür ein richtig teurer. Gesamtkosten für die unter 8km sind inzwischen bei 1,8 Milliarden angekommen, man deutet jetzt schon an, dass das natürlich nicht das Ende ist, jetzt sind wir also bereits bei 250 Millionen pro km, ich hab hier mal 300 Millionen angenommen, denn es wäre ein Wunder wenn es nicht mindestens so teuer werden würde.

Die Idee an der Autobahn ist übrigens, dass sie die Stadtviertel drumherum vom „Autoverkehr entlastet“. Bester Gag seit langem.

Andere Städte wie Paris bauen inzwischen genau diese Art Autobahnen ZURÜCK, weil man gelernt hat DASS DAS GEGENTEIL PASSIERT. Wir bauen sie neu.

Das besonders Absurde hier ist: Die Autobahn ist noch nicht einmal eine Ringautobahn, sie führt einfach nur irgendwo hin.

Folge: Mehr Leute fahren dieses komfortable Teilstück mit dem Auto, „hey da ist doch Autobahn A100, warum dann Park & Ride machen und die Ubahn nehmen, die kostet doch 3 €!?“ Verkehr wird induziert aber läuft am Ende der Autobahn auf diversen Spuren ins Nadelöhr und verstopft die Stadtviertel.

Verkehrspolitik aus den 70ern. Hallo CDU und CSU.

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Diese A100 wird also das Gegenteil von dem erreichen, wofür sie gebaut wird und kostet am Ende mit wahrscheinlich 2,5 Milliarden rund 150 mal soviel wie DEUTSCHLANDS TEUERSTE RADBRÜCKE und 500 bis 50mal soviel wie RADWEGE IN PERU – aber Populismus schafft, dass absolut 0 % der Zeit über dieses absurde Stück Autobahn geredet wird – aber seit Monaten über ein paar Radwege in Peru für die bisher 4,6 Millionen ausgegeben wurden.

So zerstört man den demokratischen Diskurs.

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P.S. Beiträge wie dieser gegen den billigen Populismus, der unsere Demokratie zerstört, sind leider viel Arbeit. Ich mach die, weil mir das einfach wichtig ist. Und irgendwer muss es machen. Falls ihr mich unterstützen mögt und einen ziemlich coolen exklusiven Podcast haben wollt, gehr das hier ganz einfach: https://www.patreon.com/c/user?u=32965554

Quellen:

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/09/berlin-a100-kosten-verlaengerung-ausbau-milliarden-stadtautobahn.html

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/radwege-peru-entwicklungshilfe-100.html

Vorsicht! Radwege in Peru (Fotogalerie)

https://www.bmz.de/de/laender/peru/nachhaltige-mobilitaet-in-lima

https://www.focus.de/finanzen/steuern/umstrittene-entwicklungshilfe-gracias-sagt-der-peruaner-auf-dem-radweg-den-deutschland-finanziert_id_259748556.html

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/eroeffnung-neue-radbruecke-west-tuebingen-verbindung-nach-derendingen-100.html

* nur dass wir uns da nicht missverstehen: Ich verstehe, dass man ihn da mit seinem Spaß am Krawall kritisch sieht. Er hat inzwischen ja auch eingesehen, dass er mehrfach deutlich über das Ziel hinausgeschossen ist. Mir geht es nur darum, dass er, was es das Praktische angeht seriös und kompetent seinen Job macht und mehr positiv verändert als viele andere, die erstmal besser rüberkommen.

Warum führt Hochwasser zur Katastrophe?

Ich muss schnell sein, #Klimawandel und Hochwasser interessiert schon in spätestens 1 Woche niemanden mehr, dann gehts wieder den Rest des Jahres nur um Migration, Asylbewerber und…ähm….Migration. Und darüber warum die AfD so gut abschneidet. Verrückt! Wie kann das nur passieren?

Ich komm ja nun von der Geestkante, daher kann ich sagen: Der beste Schutz gegen Hochwasser ist einfach hoch genug zu wohnen.

Der zweitbeste (und vor allem günstigste) Schutz ist dem Fluss ausreichend Raum zu lassen.

Mein Herkunftsort ist überhaupt nur entstanden, weil der Ausgangsort Hachede schön im Elburstromtal lag. Dann gabs – völlig überraschend – Überschwemmung, weil der Flusslauf seine Lage geändert hat. Die eine Hälfte der Einwohner ist auf die Geest geschwommen und hat Geesthacht gebaut und die andere in die Marsch und hat Marschacht gebaut. Und Warften und Deiche. Weil sie nicht ständig wegschwimmen wollten.

Die Deiche wurden mit der Zeit immer höher und ausgefeilter, dazu kamen Stauwehre und Buhnen und Fahrrinnenvertiefung, immer mehr Besiedelung und trotz all des zunehmenden Aufwands immer wieder verheerende Hochwasserkatastrophen.

Nun gibt es eine ganz einfache Regel: Katastrophe wirds erst wenn Mensch oder menschliche Siedlung absäuft. Ansonsten ist es einfach viel Wasser. Wasser, das im Zweifel sogar fruchtbaren Boden mit sich bringt.

Die einfachste Lösung ist daher als Mensch einfach nicht da zu sein, wo Hochwasser hinkommt. Vergisst man ja häufig.

Aber es gibt natürlich einen Grund warum der Mensch so eng an Flüsse gebaut hat, OBWOHL er wusste, dass das ziemlich gefährlich sein kann: Verdammt fruchtbares Schwemmland. Und inzwischen ist eben in unserem Kampf über Jahrhunderte viel Raum in Überschwemmungsgebieten dicht besiedelt.

Und als wäre der Kampf gegen die Flüsse und ihre Natur nicht schon schwer genug, haben wir uns jetzt noch selbst den Schwierigkeitsgrad auf EXTRAHART gestellt, indem wir selber den Klimwandel anfeuern.

Der führt einerseits zu längeren Dürreperioden, aber andererseits zu deutlich mehr Starkregen. Und das schließt sich nicht aus. Eine wärmere Erde bedeutet mehr Verdunstung, weil die Luft mehr Wasser aufnehmen kann und das führt in Trockenphasen schneller zu Dürre. Aber andererseits bedeutet mehr Wasserdampf in der Luft auch, dass dieser potentiell mehr und schneller Abregnen kann.

Und exakt das ist gerade in Österreich, Tschechien und Polen passiert. Das aufgehitzte Mittelmeer hat Luft extrem mit Wasser gesättigt, diese warme Luft ist auf eine Kaltluftschleife aus dem Norden getroffen und an den Grenzgebieten hat es tagelang geschüttet wie aus Kübeln. Bis zu 400 Liter pro m2 sind regional an einem verlängerten Wochenende heruntergekommen.

Zum Vergleich: Das ist ungefähr der halbe Jahresniederschlag von Hamburg. An EINEM verlängerten Wochenende.

In Österreich ist gerade Wahlkampf und so schwammen mancherorten Wahplakate der FPÖ davon, auf denen von Klimahysterie die Rede war. Auch hat es leider nicht geklappt, dieses Hochwasser an der Grenze zurückzuweisen, es ist einfach vorbeigeflossen.

Der Witz ist nun, dass egal ob in Österreich oder in Deutschland das politische Bild ziemlich gleich ist. FPÖ und AfD leugnen den Klimawandel, sehen daher auch keine Bewandnis für verbesserten Hochwasserschutz, wollen die Grenzen dichtmachen – aber saufen mit wehenden Fahnen in grenzüberschreitendem Hochwasser ab.

Jede Lösung – ob nun Klimaschutz oder Rückbau – wird abgelehnt.

Merke: Rechte Parteien wollen deine Probleme gar nicht lösen, sie leben vielmehr von ihrer Existenz und dem entstehenden Chaos, das ihnen Wähler zutreibt.

Der anscheinend einzig gangbare Weg für viele Konservative ist wiederum: Deiche höher!

Das geht aber an vielen Orten gar nicht, weil das, was da überfließt, eher Bäche sind, als Flüsse. Das ist auch alles zunehmend sehr, sehr teuer. Der Aufwand steigt leider nicht linear und die zunehmende Variabilität aus Dürre und Starkregen macht es zusätzlich schwierig.

Ich möchte hier daher daran erinnern:

1. Es ist keine Katastrophe wenn Menschen nicht da sind, wo das Hochwasser hinkommt.

2. Bäche, Flüsse und Auen sind eigentlich selbstregulierende Gebiete, die ökologisch absolute Biodiversitätshotspots sind und daher ökologisch auch als Verbindung von Biotopen von unschätzbarem Wert. Sie sind wenn man so will die Lebensadern unserer Ökosysteme. Alles was sie brauchen: Ist Platz zum atmen bzw. niedrig- und hochwassern.

3. Man weiß inzwischen, dass extensive Weidehaltung von Rindern (NICHT Schafe*) ein genialer Hack im Kampf gegen den Artenschwund ist und das verträgt sich großartig mit Auen.

Wir können also weiter einen zunehmen technisierten und hochteuren Kampf gegen die Launen der Natur PLUS die schlechte Laune der Klimakatastrophe kämpfen. Und es wird von hier aus immer nur schwerer.

Ähnlich wie beim Verkehr mit „One more Lane will fix it“ bauen wir Deiche immer höher und höher und erhöhen so nur den Druck und die Geschwindigkeit, bis es halt doch stockt oder bricht.

……………………

Oder wir machen mal was völlig Verrücktes: Wir ziehen uns taktisch zurück, weisen keine Baugebiete mehr in Gebieten aus, die bei hundertjährigen Hochwassern absaufen. Bauen da klug zurück, wo es geht. Erfreuen uns an Bach- und Flussauen, die sich mit etwas einfach Starthilfe selbst schaffen.

Wir machen Wasser langsam, verteilen es besser in der Landschaft, hören auf jeden Feld zu entwässer, lassen das Wasser vom Boden aufsaugen, der es so dringend braucht, schaffen neues Grundwasser statt die Landschaft zwischen den Starkregen in die Dürre zu entwässern und stärken so auch noch Wälder, Natur und zukunftsfähige Landwirtschaft.

Denn hundertjährige Hochwasser haben wir inzwischen eher so monatsweise, den Kampf dagegen können wir auf Dauer nur verlieren.

Ach ja und Klimaschutz ernst gemeint wäre auch eine Idee. Denn ansonsten reicht irgendwann keine Anpassungsmaßnahme mehr.

Euer Captain F.

…………….

Tolles Buch zum Thema: Aufbäumen gegen die Dürre (Da steht auch viel drin zu Schwammstädten und Auen etc. Wie gesagt: Dürre und Hochwasser sind 2 Seiten der gleichen Medaille.

https://www.oekom.de/buch/aufbaeumen-gegen-die-duerre-9783987260209

Wie die Niederlande nach verheerenden Flutkatastrophen mit ihrem Projekt „Raum für den Fluss“ umgesteuert haben und klüger als Deutschland waren. Wenn das jetzt mal jemand den Deutschen erklären könnte…

https://www.eea.europa.eu/de/signale/signale-2018/artikel/interview-die-niederlaender-machen-platz

Hochwasserschutz ohne Grenzen

Warum extensive Beweidung die Artenvielfalt steigert:
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/artenvielfalt/lebensraum/23771.html

Warum extensiv bewirtschaftetes Grünland Kohlenstoff speichert, Artenreichtum fördert und Schafe NICHT die Lösung sind (Rinder aber schon)
https://herbertnickel.de/themen/biotopmanagement-extensive-beweidung/
https://www.spektrum.de/news/naturnahe-landwirtschaft-zurueck-auf-die-weide/2150823

* die werden nicht umsonst für die Deichpflege verwendet, weil sie gezielt zuerst Blumen fressen und dann Gras, Rinder machens andersherum und schaffen so wunderbar artenreiche und blühende Wiesen SOFERN diese NICHT überdüngt werden. Wer schon mal auf einer dieser großartigen Almwiesen war, weiß was ich meine. Es möchten einem die Augen übergehen vor Schönheit und die Nase frohlocken** angesichts diesem speziellen würzigen Duft.

** Bei Allergikern frohlockt sie zusätzlich ganz von allein und sehr konkret.

Anekdoitsche Evidenz

Kenn ihr diese Bilder bei denen man Punkte verbinden muss und sich dann plötzlich ein Bild ergibt?

Das kriegen selbst Kinder hin – aber wenn es um den Klimawandel, oder viel eher die #Klimakatastrophe, geht, weigern sich Diesel-Dieter, Gas-Gertrude und Nackensteak-Nicole plötzlich standhaft, diese Punkte zu einem Gesamtbild zu verbinden.

Eigentlich entsteht weltweit ein sich immer weiter verdichtendes und eindeutiges Bild, das inzwischen beinahe täglich die Warnungen aus der Wissenschaft bestätigt.

Aber ein paar „kalte“ Tage reichen, damit plötzlich viele alles wieder in Frage stellen und Klimaschutz „keine Konjunktur“ mehr hat. Als wäre das irgendwie ein Thema, was man wenns gerade mal nicht aktuell ist, in den Wandschrank sperren kann, weil hey, „jetzt ist auch mal gut hier mit Klimaschutz!“

Dabei betreiben wir:

1. noch lange keinen „Klimaschutz“. Alles was wir tun ist das Klima ETWAS LANGSAMER zu erhitzen. Das ist ein Anfang. Mehr ist es nicht.

2. Tappen wir mit unser anektdoitschen ähm anekdotischen Evidenz immer wieder in die Fallen lokale Abweichung vs. globales Mittel und kurrzeitige Abweichung vs. längerfristige Trends. Sorry aber auch wenns überrascht: Doitschland ist nicht die Welt.

Klar, kurzfristig und lokal kann es z.B. gerade in Frankreich ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit sein. Aber auf einer größeren Skala ist es in ganz Europa gerade bedeutend zu warm für die Jahreszeit, weil der Süden und Osten von einer üblen Hitzewelle heimgesucht werden, mit in Teilen zweistelligen Abweichungen. Und alle globalen und längerfristigen Trends sind eh komplett ungebrochen, letztlich sogar beschleunigend und zeigen im Mittel immer nur eine Richtung: Nach oben. Weltweit war der Juni 2024 der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, von Juni 2023-2024 liegen wir im Schnitt 1,64 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.
https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimaerwaermung-copernicus-100.html

3. Tappen wir in unser anekdoitschen Evidenz in die Falle der unmerklichen Veränderung der Baseline bzw. der Grundlinie. Unsere Wahrnehmung und VOR ALLEM unsere Erinnerung ist viel – geeicht ist sie nicht. So wurde durch die Hitze- und Dürrejahre 2018 / 2019 in Deutschland unsere Wahrnehmung von „warme und trockener Sommer“ so verschoben, dass uns der Sommer jetzt plötzlich kühl vorkommt. Dabei haben wir auch schon vergessen, dass der Frühling auch lokal bei uns gebrochen hat. Wir hatten den wärmsten Februat UND März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland.

https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2024/20240402_deutschlandwetter_maerz2024_news.html

Hand aufs Herz: Wer von euch hat sich daran überhaupt noch erinnert?

Und der „ach so kühle Juni“? Der lag immer noch 1,4 Grad über der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 und immer noch 0,4 Grad über dem bereits wärmeren Vergleichszeitraum 1991 bis 2020.

https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2024/20240628_deutschlandwetter_juni2024_news.html

Wir verhalten uns wie der sprichwörtliche Frosch im langsam hochkochenden Wasser und färben einfach nachträglich unsere Erinnerungen. Selbst mir kommt dieser Sommer kühl vor, dabei weiß ich eigentlich GANZ GENAU, dass der Großteil meiner Kindheits- und Jugendsommer hier im Norden verregnet und meist ganz schön kühl war.*

Ach und um noch eine letzte Sache abzuräumen: Ja, Dürre UND Starkregenfluten können BEIDE ein Beleg bzw. ein Symptom des Klimawandels sein.

Allgemein ist ein wärmerer Planet auch ein nasserer Planet, ABER es verdunstet eben auch mehr UND die „Wetterkaptriolen“** bzw. das Extremwetter nehmen zu.

Das bedeutet, wenn es wetterbedingt sowieso gerade viel regnet, regnet es im Schnitt eben NOCH MEHR. Wunderbar dieses Jahr zu besichtigen. An vielen, vielen Orten.

UND das bedeutet, wenn es wetterbedingt sowieso gerade wenig oder nicht regnet, sorgt die zusätzlich höhere Temperatur für deutlich mehr Verdunstung und damit entsteht eine richtig ausgeprägte und schlimme Dürre, wo vorm Klimawandel nur phasenweise Trockenheit gewesen wäre. Zu besichtigen 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023, manchmal in Deutschland, manchmal an anderen Orten in Europa – aber man musste eigentlich in keinem Jahr weit reisen, um es unübersehbar gezeigt zu bekommen.

Besonders im letzten Jahr konnte man um das rekordwarme Mittelmeer sehen, was passiert wenn beides aufeinander folgt. Erst Trockenheit und Dürre, ausgetrocknete Böden hart wie Beton und dürregeschädigte Wälder und dann plötzlich Regenfluten, die kein Boden aufsaugen und kaum ein gesunder Baum mehr mindern kann.

Die Folge waren plötzliche katastrophale Überschwemmungen um das ganze Mittelmeer bis hin nach Dubai in diesem Jahr.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/griechenland-lebensmittel-100.html

https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/libyen-flut-tote-100.html

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/dubai-unwetter-100.html

Aber statt die Punkte ENDLICH zu verbinden, wird lieber bei jedem Ereignis abgewiegelt: „Weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik“, auf lokale Ursachen verwiesen (Die häufig sogar AUCH stimmen, eine Katastrophe hat fast immer mehrere Ursachen) und z.B. behauptet es wäre „Cloudseeding“ gewesen.

Was natürlich kompletter Unsinn ist. Aber viele Menschen verbinden lieber komplett unzusammenhängend Punkte statt die Punkte, zu verbinden, die einem FÖRMLICH INS AUGE SPRINGEN.

Daher: Heute wie Gestern, wie Morgen ist eigentlich ein Tag an dem man dringend weltweit die Politik ändern sollte – weil alle globalen und längerfristigen Trends nur eine verdammte Richtung kennen: Nach oben, Richtung zunehmend katastrophalen Klimaveränderungen.

Und wenn euch mal wieder irgendjemand was von „ist doch gerade voll kalt hier bei mir“ erzählt schaut mal hier:
https://kachelmannwetter.com/de/klimavergleich/-stadt

Da kann man wunderbar sehen, ob das im Vergleich überhaupt stimmt. Denn tatsächlich sind viele Tage, die man für „kalt“ hält im Vergleich viel wärmer als man denkt.

Euer Captain F.

* Ich hab da sogar noch ein Gedickt aus Jugendtagen „3-Tage-Sommer“ weil ich schon damals Kälte und Regen gehasst habe. Und ja, ich weiß auch ich bin dann in Norddeutschland falsch, aber irgendwie bin ich hier hängen geblieben… 😉

** Der schönste aller Euphemismen für: Da ist was recht grundsätzlich aus dem Ruder, aber wir wollen das mal nicht zu genau benennen, weil ein Teil der Antworten die Bevölkerung verunsichern könnte.

Realität vs. Konservative

So. Bevor ich platze. Was wirklich absurd ist: WIE VERDAMMT UNKONSTRUKTIV derzeit Konservative und auch Liberale in Deutschland agieren. Die einzige Agenda ist Deutschland schlecht zu reden und irgendwelche Phantastereien zu feiern, statt realpolitisch Probleme zu lösen.

Beweisstück 1: Strom, Industrie und Energiewende > Stromimporte

Nach dem Dauerbrennern „BLACKOUTGEFAHR“ – „ENERGIEPREISEXPLOSION“ und „STROMBETTLER“ zünden Jan Fleischhauer und co. jetzt die nächste Stufe „OHNE FRANKREICH SIND WIR VERLOREN!“

Ich hab den Tweet von Jan* mal für euch durchgerechnet und illustriert. Alles daran ist übrigens absurd und falsch und völlig überdreht** – aber vor allem: Ist die Dimension komplett off.

Leider sind auch die Zahlen, die sonst so rumfliegen häufig naja „kreativ“, daher hier mal die korrekten Zahlen vom Fraunhofer.

233 TWh wurden im 1 Halbjahr 2024 in DE verbraucht, 11,3 TWh davon importiert und 6,3 TWh davon aus Frankreich.

Das heißt, 2,7 % unseres Stroms kamen aus Frankreich und damit überwiegend aus Atomstrom.***

Quelle hier: https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2024/nettostromerzeugung-im-ersten-halbjahr-2024-rekorderzeugung-von-gruenstrom-fossile-energien-weiter-ruecklaeufig.html

Preisfrage: Würden wegen 2,7 % bei uns die Lichter in der Industreie ausgehen?

Antwort: Oh, wohl eher nicht.

Längere Antwort: Nein, sicher nicht, wir importieren den Strom eh nur, weil der uns halt günstiger kommt als selber Reservekraftwerke hochzufahren. DE ist in der Situation, dass wir zu sehr großen Erneuerbaren Kapazitäten alles nochmal in Reserve (Erdgas / Kohle etc.) haben.

Das wir ja AUCH ständig von den Konservativen kritisiert, nur hier wird es dann plötzlich rein zufällig vergessen.

Diese Erdgas und Kohlekraftwerke sind teurer als der französische Atomstrom (und das sind sie übrigens hauptsächlich wegen der CO2-Zertifikate!) also sagt der Markt: „Importier mal besser aus Frankreich.“

Und zudem importieren wir auch aus physikalischen Gründen viel aus Frankreich. Lange Grenze, viele Interkonnektoren, der Strommarkt ist nur theoretisch ein freier Markt, praktisch muss man auch die Engpässe managen.

Wir importieren übrigens ähnlich viel aus Dänemarkt. DAS wiederum interessiert komischerweise NIE IRGENDEINEN KONSERVATIVEN.

Hmmm…vielleicht weil es hauptsächlich erneuerbarer Strom ist?

Neeeeeeein! Doch! Oh!

Ach und wir importieren 100 % des Erdöls. Und des Erdgases. Und würden 100 % des Urans importieren.

Interessiert das IRGENDEINEN KONSERVATIVEN? Neeein….

Aber wo wir schon mal da sind: WIE UNKONSTRUKTIV GEHT KONSERVATIV?

Die Antwort ist: SEHR!

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Beweisstück 2: Netzentgelte

Der Strommarkt ist derzeit ein Problem. Die Netzentgelte treffen exakt die Bundesländer am härtesten, die viel für Energiewende und Sicherung der Energieversorgung tun. Wer verhindert Anpassung? Markus Söder und co. Natürlich. Weil sie ja NIX getan haben.

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/strom-kosten-windkraft-region-soeder-100.html

Beweisstück 3: Stromnetze

Wir wissen seit Jahrzehnten, dass wir endlich bessere Nord-Süd-Verbindungen brauchen. Wer sorgt dafür, dass die verschleppt und unbezahlbar werden? Die CSU mit ihrem populistischen Anti-Stromleitungs-Dreck! Jahrzehntelang wird von da aus alles verhindert, man besteht überall auf absurd teure Erdleitungen, um billigen Beifall der NIMBYS „gegen die in Berlin“ einzuheimsen und jetzt wo das entschieden ist, fällt Markus Söder plötzlich auf: „Oh Freileitungen kosten ja nur nen Zehntel“. Ja ach nee, sag bloß Maggus! Aber die CSU hält sich natürlich eine Hintertür offen und will die Leitung an manchen Orten (Wo der Protest zu groß ist) dann doch unterirdisch verlegen und danach wieder oberirdisch, (was dann die Kosten endgültig explodieren ließe) aber hey, Hauptsache Populismus. Weshalb Habeck bisher auch entnervt abwinkt.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/mehr-hochspannungsleitungen-statt-erdkabel-soeders-neuer-kurs,UFxp4RQ

Beweisstück 4: Erzeugunsspitzen

Wir könnten wie in Dänemark schon längst Biogasverstromung haben, die bei viel Wind und Sonne runterfährt und bei wenig hochfährt! Wer hats ewig verpennt? Ja genau, the Konservativen. Weil Landwirte und so. Und weil dann ja #Energiewende einfacher. Kann niemand wollen. Also produzieren wir immer noch fröhlich Biogas-Grundlast. Das sichert nur 7 % des Stromverbrauchs, dabei könnten das 16 % und mehr sein, da bräuchten wir häufig gar keinen Import aus Frankreich.

Beweisstück 5: Strommarktdesign

Wir könnten längst einen besseren Strommarkt haben, der z.B. mir Zonen Anreize geben würden Produktion und Verbrauch besser vor Ort auszugleichen. Würde viel Geld bei Ausbau der Stromnetze und Redispatch sparen. Auch andere Lösungen sind denkbar. Wer steht auf der Bremse? Muss ich das überhaupt noch sagen? Gäbe es gute Lösungen hätte Schweden mutmaßlich auch die Verbindungsleitung nach DE gebaut, aber so trauen sie dem deutschen Markt nicht. Aber Schuld sind natürlich „Die Grünen!“

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/hiesiger-markt-nicht-effizient-genug-schweden-lehnt-riesige-stromtrasse-nach-deutschland-ab-11833745.html

https://www.agora-energiewende.de/aktuelles/strompreiszonen-fuer-deutschland-vorbild-skandinavien

Beweisstück 6: Stromnetzkrauf

Die Bundesregierung verhandelt ewig mit Tennet, um große Teile des deutschen Stromnetzes zu kaufen, was ABSOLUT SINNVOLL wäre um die nötigen Zukunftsinvestitionen ohne riesigen Gewinnaufschlag zu tätigen. Wer verhinderts natürlich? Die FDP! Und für wen wird das in Zukunft teuer? FÜR UNS ALLE! Und wer wird dann schuld sein: DIE GRÜNEN!

https://www.wiwo.de/unternehmen/energie/stromnetz-der-gescheiterte-tennet-kauf-wird-deutschland-viel-geld-kosten/29859076.html

Und alles was derweil die Spitze der Konservativen und Liberale alle verdammten 5 Minuten in den Raum furzen – während sie das VERHINDERN, was die Probleme tatsächlich zeitnah lindern würde – ist ATOMKRAFT! Selbst in den Hochzeiten hat Atomkraft ganze 31 % des deutschen Stroms geliefert. Bei einem
damals deutlich geringerem Bedarf als Heute.

Aber in den Wolkenkukucksheimen der Spitzen von CSU / CDU / FDP**** ist ATOMKRAFT inzwischen eine Technologie, die angeblich innerhalb von einer Legislaturperiode völlig ohne Risiko, Atommüll und quasi zum Nulltarif billigen Strom produzieren würde, der unsere Industrie im Alleingang rettet.

Ganz ehrlich: Merz, Söder, Lindner & eure konservativen Fanboys: Ihr habt nicht mehr alle Latten am Zaun und gefährdet mit eurem billigen, populistischen Vorgehen den deutschen Wirtschaftsstandort.

Ende der Beweisführung.

Euer Captain F.

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P.S. Solche Beiträge gegen die Dummheit und Dreistigkeit sind viel Arbeit. Wenn ihr die unterstützen mögt, freue ich mich riesig. Hier hab ich ein kleines Patreon, da könnt ihr je nach Konto auch gerne einfach mal nur eine begrenzte Zeit unterstützen. Mir macht das die Arbeit in jedem Fall deutlich leichter! Danke!
https://www.patreon.com/user?u=32965554&l=de

* Natürlich Jan Fleischhauer (der Jan OHNE Ahnung) und nicht Der Graslutscher Jan Hegenberg (der Jan MIT Ahnung)

** Denn selbst eine Le Pen Regierung, so furchtbar sie mutmaßlich auch wäre, würde NIEMALS so dumm sein au dem Strommarkt rauszugehen. An diesem verdient der französische Stromversorger EDF mit seinen AKWs gutes Geld, das er angesichts der Schulden dringend braucht. Er müsste ansonsten seine AKWs häufiger runterfahren, was die gar nicht mögen, es würden also wie beim BREXIT einfach alle verlieren – aber vor allem Frankreich. Denn spätestens bei der nächsten ausgedehnten Wartung oder Dürre hätten die dann ein richtig fettes Problem. Da hilft dann garantiert niemand und DE schon gar nicht.

*** Ganz so simpel ist es aber nicht, manches haben wir nur durchgereicht, da wir als ich zuletzt auf die Landkarte schaute einfach irgendwie mitten in uropa liegen, aber ich will hier nicht päbstlicher als der Pabst sein.

**** …und ich meine damit dezidiert längst nicht alle Konservativen und Liberalen, aber die Führung gerade leider schon.

Wie ECHTER Vogelschutz zuhause geht.

„Natürlich hat es seine Nachteile in einem Glashaus zu leben – aber du solltest sehen wie die Vögel dagegen klatschen!“ – Gary Larson.

Ihr wisst: Nichts nervt mich mehr als Phantomdiskussionen, die WEDER das eigentliche Problem benennen NOCH eine Lösung anbieten. Daher möchte ich zum kommenden Frühling hier mal eine dieser Phantomdiskussionen sarkastisch-freundlich beenden und mit einer günstigen und einfachen Lösung versehen.

Die Bestände der (Sing-)vögel sind in den letzten 20-30 Jahren um bis zu 70 % eingebrochen. Daher ist es umso wichtiger den kleinen Sängern nicht unnötig das Genick zu brechen.

Das passiert selten bis nie an Windkraftanlagen. Die meisten sind kaum in den Höhen unterwegs und sind durch Vögel gut zu sehen – das heißt die fliegen einfach drumherum. Verrückt aber wahr. Doch nicht komplett bescheuert diese Vögel. Der angebliche „Vogelschredder“ ist eine Erfindung radikaler Windkraftgegner.

Fensterscheiben dagegen sind absolut brutale und hinterlistige Vogelkiller. Fast noch hinterlistiger als – ja: Hauskatzen und Autos. Sorry. Ich bin auch ein absoluter Fan von Kätzchenvideos – aber ich fürchte Singvögel sind das eher nicht. Oder vielleicht doch von Videos aber NICHT von denen in echt.

Wenn ihr also WIRKLICH was für die Vögels tun wollt gibt es eine ganz einfache Lösung: Beklebt eure Fensterfronten.

Und jetzt hab ich eine traurige Nachricht für euch: Diese Raubvögelshilouetten sind fast komplett sinnlos. Vögel sind wie gesagt nicht komplett bescheuert. Die merken schon, dass die sich nicht bewegen.

Vögel sehen nur je nach Winkel im schnellen Flug auf der Jagd nach Fluginsekten oder versunken im sehnenden Frühlingstraum nach Beischlaf keine Fensterscheiben. Die versuchen dann zwischen den Raubvogel-shilouetten durchzutauchen und – SMACK – Vogel tot. Lasst euch nicht davon täuschen, dass die danach weiterfliegen. Im Regelfall schaffen die noch ein paar Meter, nur um kurze Zeit später durch Hirnblutung Teil der Biodiversitätskrise zu werden.

Jetzt könnte man sich doch über die Bescheuertheit der Vögel lustig machen.

Aber jeder Vogel, der schon mal eine gläserne Terrassentür Nase voran mitgenommen hat, wird wohl etwas leiser lachen. Und ja, ich bin im Team Aua. Ich sah schlimm aus, aber ihr solltet mal die Terrassentür sehen.

Also im Gegensatz zu mir.

………………..

Wie also können wir erreichen, dass Vögel wie wir – aber auch die kleine fliegende Ausgabe – Terrassentüren und Fensterfronten NICHT übersieht wenn offensichtlich Raubvogelshilouetten nicht helfen?

KLEINE WEIßE PUNKTE!

Ja genau. Mit am effektivsten sind kleine weiße Punkte in einem 10 cm Raster. VON AUßEN aufgeklebt. Dann erkennen Vögel, dass da offensichtlich was ist und ab 10 cm Maximalabstand versuchen sie auch nicht mehr erfolglos zwischen den Punkten durchzurasen. Noch besser soll orange sein, aber die Unterschiede sind nicht so riesig und hey: Man will ja evolutionsbiologisch auch, dass die ganz bescheuerten Vögel aussortiert werden.

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/helfen/01079.html

Man kann da jetzt Folien kaufen, die man auf die kompletten Fenster klebt.

Aber ehrlich: Das voll der Aufwand, man muss Blasen beim Aufkleben vermeiden (FÜR SOWAS HAB ICH KEINE GEDULD!!!) und die Kohle wollte ich auch nicht ausgeben.

Daher mein Praxistipp: Ihr kauft euch einfach kleine Klebepunkte. Gibts für fast umsonst z.B. hier: https://www.kleberio.de/840-Klebepunkte-Markierungspunkt-wetterfest-selbstklebend-1-cm-weiss

840 Stück, das reicht ein bisschen, 1 cm in der Größe zudem angenehm unauffällig.

Dann nehmt ihr euch ein Kreppklebeband und markiert alle 10 cm. Ich habs noch nicht ganz ideal gemacht. Am besten ist:

1 Kreppband mit 10 cm -Markierung horizontal über das Fenster.
1 Kreppband mit 10 cm -Markierung horizontal unter das Fenster.

Und dann klebt ihr ein senkrechtes Band mit 10 cm – Markierung auf und versetzt es immer wieder um 10cm um die Punkte an der richtigen Stelle zu setzen. Denn ich kann euch sagen: Es muss schon halbwegs exakt sein, sonst erleidet zwar kein Vogel aber der innere Monk Genickbruch.

Kreppband geht rückstandslos wieder ab (wenn man es zügig wieder abnimmt)

Besonders tödlich für Vögel sind große Fensterfronten und VOR ALLEM Fenster über Eck. Denn da können Vögel durchschauen und geben nochmal richtig Gas.

Also wenn ihr nur das Nötigste machen wollt, macht auf jeden Fall die Ecken und besonders große Flächen.

Wer länger wo wohnt, weiß im Zweifel eh wo es häufiger unangenehm knallt. Ich hab hier mehrere angeklebte Daunenreste auf den Scheiben gefunden und mein Herz hat geblutet.

Seit die Punkte da sind konnte ich aber schon zweimal live sehen, wie anstürzende Meisen gekonnt die Biege gemacht haben statt als Vogelschlag das Zeitliche zu segnen.

Damit hätten wir Punkt 1 geklärt.

So. Punkt 2 – Katzen und Autos. Ich weiß. Unangenehmes Thema. Aber Tipp von mir: Wenn ihr gerne Vögel beobachten wollt und wie ich eine tiefe innere Ruhe entwickelt, wenn draußen ein wunderschönes Frühlings-Vogelkonzert ist, dann sind vorbeirasende Autos abträglich. Eine Katze aber auch. Die vertreibt die eher und wenn sie die erwischt (Und das kommt selbst bei gemütlichen Subjekten häufiger vor als ihr denkt) dann gute Nacht Rotkehlchen.

Also. Ich will das nicht bewerten – es bleibt eure Entscheidung – es sei nur soviel gesagt: Wer selber eine Katze hat (und wie gesagt, ich MAG Katzen) sollte sich eher nicht über Vogelschlag bei Windkraftanlagen beschweren.

Und einfacher Tipp bei Autos: Glöckchen helfen wenig (und nerven euren Liebling) ABER ihr könnt viel Gutes tun wenn ihr bekannte Futterstellen und Nester sichert und in der Zeit wenn die Lütten Nachwuchsvöglis flügge werden das Auto ein paar Tage drinnen lasst.

Ach sorry: Katzen. Ich meinte natürlich Katzen. Bei Autos weiß ich leider auch nicht weiter.

Und um das Thema auch noch mit Fakten zu versehen: JA, Windkraftanlagen können für bestimmte Vögel oder Momente ein Problem sein.

Da wären Punkt 1) das Zugvögelschwärme um laufende Windkraftanlagen herumfliegen. Was ein Problem ist wenn die in der halben Nordsee stehen. Die Vögel ziehen aber nur zweimal im Jahr, weshalb man dann in den Niederlanden die Anlagen inzwischen einfach ausmacht.

https://www.geo.de/natur/tierwelt/premiere–niederlande-stoppen-windraeder-zum-schutz-von-zugvoegeln-33476960.html

Punkt 2) wäre, dass drehende Flügel für Fledermäuse überraschend kommen, die sehen mit ihrem Echolot nicht das ganze Bild. Da kommt plötzlich aus dem Nichts eine Flügelkante an. Kleine Batmans fliegen aber NUR bei Batmanwetter. Batmanwetter ist eine schöne Frühlingsnacht. Lau, voller Liebe und vor allem windstill, da Batmans nicht sehr windstabil sind.

https://taz.de/Wie-Windraeder-Fledermaeuse-bedrohen/!5846677/

Daher kann man bei Batmanwetter die WKAs einfach abschalten, der Ertrag ist da eh supergering und die Minibatmans können weiter Mückenjoker jagen. Leider sind in DE immer noch viele Anlagen ohne Abschalteung (Auch wenn wir Vorreiter sind) Daher Leute: Man verliert 1 % des potentiell produzierten Stroms aber RETTET MINIBATMAN! Wie kann man das NICHT tun?

Und ansonsten, an alle die Vögel lieben:

KLEBEN für das VOGELLEBEN!

Und: Sei nicht scheise, rette die Meise!

Ich glaub an euch, Captain F.

……………

P.S. Auf vielfachen Wunsch ergänzt: Fenster NICHT putzen hilft auch. Und geht ganz von allein 🤪 (Aber Klebepunkte helfen schon mehr und manchmal will man ja doch mal saubere Scheiben haben. So alle 5 Jahre) Und Vorhänge, Rollos etc. helfen auch!

P.P.S. Der kluge Schwarm hat noch angemerkt: Es gibt auch UV-Streifen / Klebeband. Sind für Menschen größtenteils transparent aber für Vögel wohl gut sichtbar (Die sehen UV-Licht). Nicht ganz günstig aber auch eine gute Lösung.

https://www.semasorb.com/produkt/vogelschutzstreifen-dk400-tape-75mm-transparent/

Tatort Energiewende – wie ideologische Menschen diskutieren

Tatort Energiewende: EIGENTLICH ist die deutsche Energiewende ein richtiger Erfolg.

EIGENTLICH biegen wir gerade auf die Zielgerade ein. Wir wissen wie es geht, der Windkraftausbau braucht noch etwas Schwung aber der Ausbau des Solarstroms geht in Riesenschritten voran und wir schaffen jährlich Rekorde bei den absoluten und relativen Anteilen der erneuerbaren Stromerzeugung.

2023 haben Erneuerbare fast exakt 60 % der Nettostromerzeugung erreicht. Die Erzeugung aus Braunkohle (-27 Prozent) und Steinkohle (-35 Prozent) ist dagegen stark gesunken.

Der Strom ist dabei trotz des Atomausstiegs auch durch einen Solarstrom-Rekordzubau von 14 GW NICHT dreckiger geworden.

Sogar an der letzten Front der Energiewende geht es voran: Die installierte Batteriespeicherleistung hat sich von 4,4 GW in 2022 auf 7,6 GW in 2023 fast verdoppelt. Damit werden Batteriespeicher neben den 6 GW Pumpspeicher zunehmend zur zweiten Säule der Absicherung schwankender Erzeugung.

Dabei wissen wir doch alle DASS MAN STROM NICHT SPEICHERN KANN! Zwinkersmiley.

EIGENTLICH wäre jetzt ein guter Moment ein Glas Sekt aufzumachen und sich für das Erreichte auf die Schulter zu klopfen.

Aber praktisch war die Energiewende wohl selten härter unter Beschuss als in den letzten 2-3 Jahren und fühlt sich dank all der schlechten Presse für viele als schlimmer Misserfolg an, vor dem uns nur Atomkraft retten kann.

Und das während in Deutschland die Verbraucher-Strompreise den Börsenpreisen endlich verzögert nachfolgen und stetig sinken – während sie in Frankreich in 12 Monaten um 39 % gestiegen sind und weiter steigen werden. Denn der Preis der alternden Kernkraftwerke soll bis 2026 um 67 % steigen. Auf dann 7 cent pro kWh. Für wohlgemerkt ALTE, komplett abgeschriebene Kernkraftwerke! (Neue AKWs liegen bei dem Doppelten – PV fängt im Neubau bei 3-4 Cent auf der Freifläche an und geht selbst in Batterien zwischengespeichert bei circa 6-7 cent los)

Aber wie ist das möglich, dass so eine Erfolgegeschichte – mit unnötigen Dellen durch CDU-FDP und auch Russengas-Gabriel (SPD) – durch BILD, Welt, Jens Spahn und co., FDP-Atomis und all die anderen üblichen Verdächtigen zum Misserfolg geframed wird während sie sich gerade anschickt unsere Stromversorgung zu sichern?

Der Trick heißt: Ideologisches Diskutieren a.k.a. zielgerichtetes Diskutieren. A.k.a. die öffentliche Meinung so lange mit unwahren oder halbwaren Behauptungen und Unterstellungen bewerfen und immer in der Argumentation ausweichen, bis alle denken „da muss was dran sein, denn das waren ja viele Argumente!“

War zwar keines davon richtig. Aber egal. Irgendwie hats auf dem Umweg doch zum Ziel geführt. Daher hab ich für euch diese praktische Grafik gemacht, damit ihr beim nächsten Mal merkt wenn jemand gar nicht offen diskutiert sondern nur den Argumentationsraum vergiften will.

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Ungefährer Ablauf:

Erst hieß es am Anfang der Energiekrise „Guck mal jetzt fährt der #Gruene Doppelmoralist die Kohle wieder hoch!“

Als Habeck wie angekündigt die Kohle und besonders Braunkohle wieder runterfahren ließ, war plötzlich von Blackoutgefahr die Rede, weil die Erneuerbaren, das kann ja nicht klappen!

Das war plötzlich auch vergessen, aber dann war der europäische Strombinnenmarkt böse.

Jetzt hieß es in BILD, Welt und co. plötzlich wegen der Erneuerbaren wären wir zum STROMBETTLER geworden – dabei waren einfach nur andere Kraftwerke in Europa günstiger als Kohlekraftwerke in DE hochzufahren, was aus Klima- UND Strompreissicht eigentlich eine gute Sache ist

Als sich das mit dem Importen am Jahresende relativierte, war das auf einmal auch nicht mehr Thema. Jetzt kam die klassische Argumentation zurück: Irgendwas mit zu teuer!

Wobei es ja in der Gasmangellage durch den Ukrainekrieg zuerst hieß der Strompreis wäre zu hoch wegen der Erneuerbaren.

Das war damals natürlich erkennbar Blödsinn. Der Strompreis war in ganz Europa zu 90 % wegen des hohen Gaspreises explodiert. Dazu kamen unzuverlässige französische Atomkraftwerke und Wassermangel durch Dürre. Wind & Sonne dagegen wirkten preisdämpfend.

Jetzt sind die Strompreise wegen niedrigerer Gaspreise, Stromimporten und Energiewende in Teilen UNTER Vorkriegsniveau also muss ein neues Narrativ her. Da kommt natürlich „irgendwas mit teuer“ nur gelegen. Also werden jetzt die höheren Kosten für die Vergütung durch alle Gazetten getrieben.

Die basieren allerdings zum weitaus größten Teil auf Entscheidungen lange vor #Habeck. Die Vergütungen sind ja auf 20 Jahre garantiert und am Anfang gab es hohe Vergütungssätze, die jetzt noch nachwirken.

Neu gebaute Anlagen (Wind & Sonne) sind längst einen Bruchteil so teuer. Es wäre insofern gerade deswegen komplett absurd jetzt mit dem Zubau aufzuhören, wo er endlich viel günstiger ist und den Preis senkt.

Die alten Kraftwerke werden nach- und nach aus der Vergütung fallen und der jährliche Preis von alleine sinken.

ABER der Witz ist ja: Es geht eben bei all diesen Argumentationsketten nie darum ergebnisoffen zu überlegen was der beste Pfad für Deutschland ist. Es geht ausschließlich darum die #Energiewende zu verteufeln.

Es geht um Ideologie. Nicht um Realität.

Deshalb bleibt in der Realität und macht euch heute Abend mal einen Sekt auf, denn die Energiewende läuft gerade ziemlich erfolgreich.

Euer Captain F.

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Falls ihr übrigens denkt: „Das sieht nach Arbeit aus!“ – Ja. Ihr macht euch keine Vorstellung. Und wenn ihr euch mehr davon wünscht könnt ihr mich hier mit sehr kleinen Beiträgen unterstützen: https://www.patreon.com/user?u=32965554&l=de

Und ansonsten hab ich da ein schönes Buch mit mehr als 100 häufig sogar lustigen Grafiken. Perfekt für Lacher & Wissen aufm Klo. Muss ja nicht immer das Handy sein! 😉

https://www.amazon.de/Grafiken-f%C3%BCr-eine-bessere-Welt/dp/3969050170/ref=tmm_hrd_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=&sr=
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Quellen:

https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2024/oeffentliche-stromerzeugung-2023-erneuerbare-energien-decken-erstmals-grossteil-des-stromverbrauchs.html

https://www.zeit.de/wirtschaft/energiemonitor-strompreis-gaspreis-erneuerbare-energien-ausbau

https://www.klimareporter.de/strom/strompreis-schock-in-frankreich

https://www.fr.de/wirtschaft/verteuert-atomstrom-ende-billigstrom-frankreich-paris-92726554.html

https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/studie-stromgestehungskosten-erneuerbare-energien.html

https://www.iwr.de/news/strompreis-schockwelle-in-frankreich-dritte-grosse-preiserhoehung-fuer-verbraucher-in-einem-jahr-news38580

Bauernproteste: Warum die Grünen schuld sind

Was ich übrigens nie verstehen werde ist die ominöse Front Bauern vs Grüne.

CDU und Bauernverband haben über Jahrzehnte mit der Förderung industrieller Großbetriebe bäuerliche Familienbetriebe zerstört.

Grüne haben mit dem EEG riesige Einnahmequelle für Landwirte geschaffen.

Ich hab 10 Jahre lang bei einer Solarfirma gearbeitet und Landwirte – und zwar JEDER Größenordnung – waren damals mit unsere wichtigsten Kunden.

Fast alles Höfe haben riesige Dachflächen, mit dem EEG entstand so für alle, die ein bisschen offen waren, eine hervorragende Einnahmequelle, die kaum Arbeit verursacht. Wer einmal die Küste lang gefahren ist, weiß was ich mein. Da reiht sich PV-Anlage an PV-Anlage, häufig wurden sogar extra Hallen für die PV gebaut. Die Einnahmen sind über 20 Jahre sicher und werden in vielen Fällen jede Agrardieselvergünstigung übertreffen.

Grüne setzen sich zudem auf europäischer Ebene und in Deutschland für eine Veränderung der Subventionspolitik ein, die kleineren – häufig familiengeführten Betrieben – zugute kommt.

CDU und der von Großbauern geführte Bauernverband blockieren alle Versuche den Subventionen so endlich Lenkungswirkung zu geben.

Nicht zuletzt sitzen viele der führenden Bauernvertreter fröhlich in Aufsichtsräten der Ernährungsindustrie. Warum eigentlich?

Denn da kommen wir dem tatsächlichen Problem der Landwirte näher. Wir haben in Deutschland ein Oligopol der Ernährungsindustrie. Inzwischen wird der Markt von nur noch 4 Konzernen bestimmt. Und so aggressiv die Bauernvertreter gerade gegen die Ampel und vor allem gegen die Grünen auftreten, so merkwürdig handzahm waren sie häufig gegenüber der Ernährungsindustrie, woran sicher der ein oder andere Aufsichtsratsposten nicht ganz unschuldig war. Klingt so gar nicht nach Interessenkonflikt oder?

Wir haben seit Jahrzehnten einen permanenten Wachstumsdruck weil der Anteil der Landwirte am verkauften Produkt stetig sinkt.

Von 1970 bis heute sank der Anteil der Landwirte bei Milch von 58 % auf 36 % bei Kartoffeln von 58 % auf nur noch 23 % und bei Eiern sogar von 88 % auf 38 %! Während in der gleichen Zeit die Eigner von Lidl/Kaufland und Aldi zu Deutschlands reichsten Milliardären wurden.

https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/haetten-sies-gewusst/infografiken/welcher-anteil-der-verbraucherausgaben-fuer-nahrungsmittel-kommt-bei-den-landwirtinnen-und-landwirten-an

Und der Bauernverband stand immer voll hinter dem auch dadurch erzwungenen „Strukturwandel“ der nichts anderes heißt als: The winner takes it all. Anders gesagt: Größer frisst kleiner, weil größer stärker skalieren und investieren kann, also heißt es wachsen um jeden Preis und natürlich auf Kosten der Kleinen.

DAS HÖFESTERBEN WAR VON BAUERNVERBAND UND UNION IMMER GEWOLLT.

Der einzige Ausweg für Landwirte in so einem Umfeld mit einem faktischen Preisdeckel der Produkte ist neben dem aggressives Wachstum die geschickte Nutzung von Subventionen. Denn Subventionen machen je nach Art des Betriebs im Schnitt 50 % des Einkommens aus bei Nebenerwerbslandwirten sogar 90 %!
https://www.agrarheute.com/management/finanzen/waere-bauern-keine-agrar-subventionen-mehr-bekommen-574145

Leider haben aber auch die Subventionen, die so reichlich aus unser aller Steuergeld fließen, wenig Lenkungswirkung. CDU und Bauernverband bzw. Landwirtschaftslobby verhindern auf EU-Ebene seit Jahrzehnten eine stärker Berücksichtigung anderer Faktoren als der Flächengröße. Wobei man CDU & Bauernverband durchaus synonym verwenden kann weil die Mitgliedschaft in dem einem Verband meist die Mitgliedschaft in dem anderen bedingt.

Wahr ist nun wiederum, dass die Bürokratie auch durch und für Umwelt- und Naturschutzvorgaben immer weiter zugenommen hat. Und hier zeigt sich immerhin ein Problem, an dem die Grünen nicht komplett unschuldig sind. Denn egal ob groß oder klein, die Formulare und Abläufe sind die gleichen oder ähnlich. Das heißt: Kleine Familienbetriebe müssen mühsam nach Feierabend Förderung beantragen oder verzichten darauf weil der Aufwand zu groß ist – große Betriebe mit 100 Mitarbeitern stellen dafür einfach einen Profi ab.

Hier muss also ein Ziel sein Natur- und Umweltschutz so einfach und unbürokratisch wie möglich zu erreichen.

Da hätte die Union allerdings durchaus für kämpfen können. Sie hat von 2008 bis 2021 den Landwirtschaftsminister bzw. die Landwirtschaftsminiterin gestellt und war in der EU faktisch an der Regierung: Von systematischem Bürokratieabbau kann man aber komischerweise nicht berichten. Dabei hat die Union auch in den Ländern häufig das Landwirtschaftsministerium – da sollte man sich doch einigen können.

WOVON man aber gehört hat waren ständige Bemühungen von Union und FDP den Ausbau des Bioanbaus auszubremsen. Dabei war EXAKT der jahrzehntelang für viele kleinere Betriebe der letzte Rettungsanker. Die Konversion schaffen die Betriebe aber häufig nicht aus eigener Kraft, denn die ist teuer. 2-3 Jahre lang produziert man zu Biokosten – kann aber nur zu konventionellen verkaufen. Ohne Rücklagen oder staatliche Unterstützung ist man da verloren.

https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/umstellung/umstellungszeitplaene/

CDU-geführte Regierungen haben zudem 16 Jahre zugesehen wie bundeseigene Länderreien vor allem nach der Wende an den Meistbietenden und damit nicht selten an Großinvestoren und Investmentgesellschaften aus dem Ausland verscherbelt wurden, die dann die Pachtpreise für die Landwirte auf ein Mehrfaches hochzogen. Immer wieder wurde angemerkt, dass es klüger wäre wenn Bund und Länder die Flächen halten und preisdämpfend einsetzen. Aber…das große Geld aus der weiten Welt es lockte zu sehr.

Erst die Ampel hat diese Politik endlich beendet. https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/agrarflaechen-bund-will-privatisierung-in-ostdeutschland-weitgehend-stoppen-a-0dedec05-c7a0-4953-8df5-47f86476763e

Trotzdem läuft die Landübernahme auf den Gesamtflächen weiter. Über die praktische Gesetzeslücke der Share Deals können Beschränkungen ausgehebelt werden indem der Investor dem Landwirt einen Feigenblattanteil lässt.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/acker-flaeche-investoren-aldi-munich-re-100.html

Dagegen kämpft z.B. Thüringen mit Unterstützung der bäuerlichen Arbeitsgemeinschaft. Und wer ist dagegen? Na?

Genau. Der Bauernverband. Seid ihr auch so ÜBERRASCHT wie ich?

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/agrarstrukturgesetz-landwirtschaft-bauer-landgrabbing-100.html

Man kann also final sagen: Die Grünen sind schuld WEIL DIE GRÜNEN SCHULD SIND. Das reicht als Argument.

Denn diese merkwürdige Phalanx aus CDU / Bauernverband + vielen Landwirten ist nur eine wegen Stallgeruch. Weil man sich halt kennt und aus der gleichen Ecke kommt. Und in der Ecke findet man Grüne halt doof, weil man sie doof findet, weil sie der Vater bereits doof fand und der Opa sowieso – obwohl einen die eigenen Leute permanent hängen lassen und den Landhaien zum Fraße vorwerfen.

Und die Solaranlage baut man dann halt schon aufs Dach, weil es nunmal finanziell Sinn macht, und freut sich über die Pacht für die Windrakftanlagen – aber anrechnen tut man das den Grünen trotzdem nicht.

Feindbilder sind nun einmal einfach wirkmächtiger als Logik und Realität.

…….

Ich kämpfe auf meinen diversen Accounts und auf meinem Blog dafür Fakten und vor allem Zusammenhänge möglichst unvoreingenommen und verständlich unter die Menschen zu bringen. Das ist ein riesiger Aufwand. Weitestgehend unbezahlt. Wenn ihr das unterstützen mögt hab ich ein tolles Patreon: https://www.patreon.com/user?u=32965554&l=de

Jede Unterstützung bedeutet, dass ich mehr Zeit habe um den Finger in die Wunde zu legen. Danke!

Heizungsgesetz – eigentlich ganz einfach

Was wurde dem Heizungsgesetz bzw. dem Gebäudeenergiegesetz aus dem BMWK nicht alles angedichtet: Es wäre viel zu kompliziert, nicht technologieoffen und die Vorgaben nicht erfüllbar bzw. zu gigantischen Kosten führen.

Der Witz ist nur: Eigentlich ist es sehr einfach und logisch die Vorgaben des Gesetzes zu erfüllen. Wenn man ehrlich ist, ist es sogar ein ziemlicher Nobrainer.

Es gibt EXAKT einen Schritt, den man als Haus- oder Wohnungsbesitzer tun muss um RUHE ZU HABEN: Bei nächster Gelegenheit eine Heizung einbauen, die zu mindestens 65 % mit Erneuerbarer Heizenergie laufen kann. Und das wird dann bei Neubauten mit bis zu 35 % und bei Altbauten mit bis zu 70%! gefördert! Fanfaren, Tusch, Party, Nice, Erledigt! YIHA!

Wer nun aber sagt: ICH WILL MÖGLICHST LANGE FOSSILE HEIZEN! der hat es tatsächlich etwas komplizierter. Aber das nur weil das Gesetz tatsächlich nett sein möchte und eine ganze Reihe Ausnahmen und ausgedehnte Übergangszeiträume für Fossilien hat. Da muss man dann tatsächlich schauen ob Alt- oder Neubau, wie groß der Ort ist, ob es schon eine kommunale Wärmeplanung gibt und ab wann. Schaut gerne in die Grafik, da ist das Wichtigste drin, ihr könnt einfach den Pfeilen folgen. Aber Vorsicht: Wer sich zu lange Zeit lässt mit dem Umbau verpasst ziemlich viel Förderung…

Weil ich offensichtlich ein netter Mensch bin könnt ihr hier völlig gratis die Grafik zum Gebäudeenergiegesetz anschauen und runterladen. Ihr könnt sie so groß wie ihr wollt ausdrucken, gerne auch als Plakat an Wände hängen.

Falls ihr denkt: „Oh, das ja tatsächlich nett und sieht nach verflucht viel Arbeit aus!“ könnt ihr mich unterstützen auf meinem freundlichen Patreon. Denn klar, ich muss mir sowas auch zeitlich leisten können…

Ich hab auch noch ein vereinfachtes Plakat designed, das zusätzlich alle Heizungstechnologien enthält. Auch das könnt ihr natürlich herunterladen, verbreiten und ausdrucken. Nur mein Wasserzeichen das dürft ihr NICHT rausnehmen.

Und wenn ihr euch fragt: ABER WARUM DAS GANZE?! Ein Drittel der deutschen Klima-Emissionen stammen aus dem Wärmesektor. Effektiver Klimaschutz ohne den Wärmesektor ist also kaum möglich – nicht zuletzt ist der Wärmesektor im Grunde einfacher umzustellen als z.B. Teile des Transportsektors.

So. Damit sind wir eigentlich schon durch. Da hat das neue Jahr doch gut begonnen!

Euer Captain Futura.

…………………….
Zusatzinfos. Womit kann ich „erneuerbar“ Heizen:

Wobei „Erneuerbare Heizenergie“ zudem sehr weit gefasst ist. Denn erst einmal geht es nur um die MÖGLICHKEIT die Heizung mit Erneuerbaren laufen lassen zu KÖNNEN. Zudem fällt auch Biomasse – also auch Holz unter „Erneuerbare Heizenergie“.

Insofern gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten die Vorgaben zu erfüllen. Die einfachste und konsequenteste ist sicherlich eine Wärmepumpe. Die läuft mit Strom, der in Deutschland zunehmend aus Wind & Sonne kommt und ist damit perspektivisch fast emissionsfrei. Wärmpumpen haben mittlerweile eine Leistungskennzahl von 1:3 bis 1:4 – das mit 1 Einheit Strom werden 3-4 Einheiten Wärme von draußen in das Haus gepumpt. Ist es besonders kalt, verschlechtert sich (je nach Auslegung) diese Kennzahl. Schlimmstenfalls, irgendwo deutlich in den Minusgraden, muss die Wärmepumpe mit einem Heizstab zuheizen. Warm wird es also immer – nur eben manchmal etwas ineffizienter aber immer noch mit einer Effizienz ÜBER 100 %!

Diese Effizienz ÜBER 100 % kann eine Gas- oder Ölheizung gar nicht erreichen. Auch wenn sie dann demnächst als „H2-ready“ (also Wasserstoff-ready) angeboten, oder mit Biogas bzw. Efuel betrieben wird. Gerade die Herstellung von Efuels ist SEHR ineffizient (bis hin zum Faktor 1:10), Biogas ist erst einmal eine gute Alternative, aber auch hier sind die Preise der Zukunft reichtlich unklar UND die Flächeneffizienz von Biogas ist recht gering. Gegenüber Freiflächenphotovoltaik beträgt sie 1:50. Zudem: Wenn wir schon große Flächen für Biogas statt Nahrungsmittel zur Verfügung stellen, sollte das Biogas eigentlich ZWINGEND in Kraft-Wärme-Kopplung Strom erzeugen, also Strom UND Wärme und nicht nur Wärme.

Wasserstoff schließlich ist schon ziemlich toll und verbrennt emissionsfrei – wird in Zukunft aber sehr wahrscheinlich zuerst für die Industrie gebraucht, inwiefern das wirklich am Ende in das bestehende Gasnetz eingespiesen wird (da es zudem ein sehr flüchtiges Gas ist) darf durchaus bezweifelt werden. Das ist eine Wette mit unbekanntem Ausgang.

Eine Wette übrigens, die selbst die technologieoffene FDP-Spitze nicht gehen wollte und sich deshalb in ihre neuen Privathäuschen – ja genau: Wärmepumpen eingebaut hat.

Insofern: Ja Gasheizung in der Anschaffung erst einmal günstiger. Aber der CO2-Preis steigt zügig und die alternativen Treibstoffe tun sich schwer, daher Vorsicht vor der Kostenfalle.

Wer die Möglichkeit hat sich an ein (kommunales) Nah- oder Fernwärmenetz anzuschließen ist erst einmal fein raus. Denn er kann die Aufgabe der Umstellung auf Erneuerbare einfach outsourcen. Einfach anschließen und vergessen – kümmern muss sich die Kommune. Die muss dann in Zukunft die Wärme schrittweise auf erneuerbar umstellen. Was übrigens, wie riesige Wärmepumpen in Dänemark und Österreich zeigen, gar nicht so schwierig ist und selbstverständlich Effizienzvorteile hat. Zudem ergeben sich spannende Konzepte – unter anderem können mit der Abwärme aus der Kanalisation komplette Stadtviertel versorgt werden. Da wird einem perspektivisch vom Klogang gleich zweimal warm.

Zu Guter Letzt kann auch die Solarthermie als Zusatzheizung genutzt werden und natürlich ist es auch möglich mit Pellets bzw. Holz zu heizen. Genauer gesagt: Es ist MÖGLICH, aber aus zwei Gründen nicht zu empfehlen.

1. Aus Sicht des Klimas ist das Heizen mit Holz inzwischen hochproblematisch. THEORETISCH wachsen die gefällten Bäume nach, holen das CO2 wieder aus der Luft und alles ist ein Kreislauf. PRAKTISCH dauert das locker mal 30 Jahre (Was für uns aktuell sehr ungünstig ist) ZUDEM klappt es kaum mehr weil die Wälder weltweit unter Druck sind, verdörren, abbrennen und völlig überforstet sind. KLARTEXT: „Pellets aus Reststoffen“ sind in dieser Form LÄNGST nicht mehr verfügbar. JEDE zusätzliche Holzheizung kann mit Reststoffen nicht mehr bedient werden. Umfangreiche Recherchen haben aufgedeckt, dass da am Ende häufig rumänischer Urwald im Keller landet. Die Holzmafia ist weltweit eine der umsatzstärksten kriminellen Verbünde. Ergebnis: Pellets können am Ende klimatechnisch schlimmer als fossile Brennstoffe sein, weil sie Raubbau an der Umwelt bedeuten und in der Herstellung auch noch energieintensiv getrocknet werden müssen.

2. Heizen mit Holz ist ein ziemlich unsauberer Verbennungsprozess. Das absurde daran: Weil das so enorm beliebt ist (siehe Gemütlichkeit) zerschießen wir uns alle Fortschritte bei der Luftqualität durch immer sauberere Autos und co. In manchen (gerade betuchten) Vierteln ist die Luftqualität inzwischen in den Wintermonaten aufgrunde der „Wohlfühlkamine“ so desolat, dass man selbst mit gesunder Lunge am besten kaum mehr rausgehen sollte. Die Raumluft übrigens leidet natürlich mit.

Also Holz gehört in den Wald ODER in Holzhäusern, Brücken, hochwertigen Möbeln gebunden und NICHT in die Verbrennung.

Fazit: Wärmepumpe top und längst auch bei älteren Häusern möglich, Holz eine Option als Zusatzheizung für ganz kalte Tage (als Alleinheizung klima- und lufttechnisch problematisch), H2-ready Gasheizung riskante Wette, Biogas etwas weniger riskante Wette aber eigentlich besser für Kraft-Wärme-Kopplung, Nah- und Fernwärme praktisch und einfach.

….
Zusatzinfos. Warum sind neue Holzheizungen NICHT erneuerbar:

Da ich schon geahnt haben, dass die Kritik kommt also HEIZEN MIT HOLZ. Wenn ihr vor Ort eine nachhaltige Reststoffquelle habt und eine BESTEHENDE Holzheizung: Luftschadstoffe bleiben ein Problem aber immerhin ist der Rest halbwegs okay. Wenn nicht sei folgendes gesagt: Es wurde stets behauptet, dass nur junge Wälder CO2 binden. Das war kompletter Bullshit. Gerade alte und dicke Bäume binden sehr hohe Mengen von CO2 auf engem Raum, also genau was wir brauchen. Und Bäume binden Jahr für Jahr zusätzliches CO2 bis ans Ende ihres Lebens.

Studie dazu: https://www.uni-hamburg.de/newsroom/presse/2017/pm63.html

Zudem binden auch Totholz, Humus und Waldboden große Mengen von CO2, die beim Durchforsten mit schwerem Gerät freigesetzt werden. Infos z.B. hier https://totholz.wsl.ch/de/funktionen-von-totholz/kohlenstoffkreislauf/

Totholz ist zudem im Regelfall KEIN Brandherd. Vor allem nicht in Naturwäldern. Es liegt auf dem Boden, modert und hält Feuchtigkeit. Was soll da brennen?
https://sachsen.nabu.de/news/2023/33052.html

Es gibt nicht mehr genug Reststoffe für neue Holzheizungen. WIRKLICH NICHT. Das bedeutet zudem dass es in Zukunft zu DEUTLICHEN Preissprüngen kommen kann wenn die letzten Urwälder unwiderruflich abgeholzt sind. Denn dann kann auch die Holzmafia den Bedarf nicht mehr auf Kosten der Allgemeinheit bedienen.

Als Startpunkt: https://www.sueddeutsche.de/politik/holz-mafia-waelder-abholzung-recherche-1.5760966
Weiterführend warum auch viele Siegel NICHTS bringen: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/abholzung-tuev-zertifizierungsunternehmen-holzwirtschaft-nachhaltigkeitssiegel-e489005/?reduced=true

Sonne und Wind dagegen wird es IMMER im Überfluss geben! Füttert nicht die Holzmafia! Wir BRAUCHEN dei WÄLDER nicht die FORSTE!
https://www.deutschlandfunk.de/oekologe-ueber-waldbrandgefahr-reales-risiko-dass-waelder-100.html

Minireaktoren zu Maxipreisen

NuScale wollte Minireaktoren (SMR) bauen. Da das Baukonzept vergleichsweise konventionell ist, sind sie die ersten, die in den USA eine Zulassung haben. Nach einer Kostensteigerung um 75 % musste die Firma trotz Millardenförderung von Trump-Administration aufgeben.

Der Projektpartner schreibt in einer Pressemitteilung: „In Zukunft werde sich das Unternehmen auf den Ausbau von Windenergie, Solarkraftwerken und Batterien konzentrieren.“

🥳

EIGENTLICH sollte das Projekt aus mehreren Minireaktoren 5,3 Milliarden kosten. Dann wurden daraus 9,3 Milliarden. Und wir wissen alle: Im Bau hätts sich nochmal locker verdoppelt und fertig geworden wäre es ganz, ganz, gaaanz sicher wie geplant – wie eigentlich ALLE Atomkraft-Projekte …

Ursprünglich sollte der Strom aus dem Minireaktor (INKLUSIVE FÖRDERUNG!) 55 Dollar pro MWh kosten. Was schon nicht so richtig günstig ist. Aber für „grundlastfähigen“ CO2-armen Strom noch halbwegs okay. Dann wurden daraus – durch kräftige Kostensteigerung bei den Rohstoffen – mindestens 89 Dollar pro MWh und der Projektpartner bzw. Investor verlor spontan und völlig überraschend den Bock zu investieren.

Solarstrom kann man inzwischen OHNE FÖRDERUNG locker für knapp über 30 Dollar pro MWh produzieren. In den sonnigen USA sowieso, selbst bei uns fangen Freiflächenanlagen bei 3 Cent pro kWh an, was grob vergleichbar mit 30 Dollar pro MWh ist.

Zusammen mit Batteriespeicher entstehen Gesamtkosten um die 45 Dollar. Mit Batteriespeicher ist man aber nicht nur „grundlastfähig“ – man kann extrem flexibel Spitzenlast produzieren und da Sonne grob ganz gut zu typischen Lastkurven des Verbrauchs passt, muss nur ein Teil des Sonnenstroms zwischengespeichert werden.

Da kann ein Vorschüler ausrechnen, dass sich Minireaktoren zu Maxipreisen nicht lohnt.

Die Minireaktor-Szene versuchte natürlich sofort zu beruhigen, „Dass das jetzt nur ein Projekt wäre und gar keine Aussage über die Idee an sich träfe“.

Der Witz ist nur: Da das Konzept von NuScale recht klassisch ist und auf preistreibende Innovationen verzichtet, ist es derzeit eigentlich das Günstigste am Markt. Andere Reaktortypen arbeiten mit Flüssigsalzen etc. und werde als noch teurer prognostiziert.

Dafür wird dann gesagt, dass Minireaktoren sicherer sind und weniger Atommüll produzieren.

…..

So. Ihr seid ja alle klug hier. Denkt mal ganz kurz selber nach.

Wir haben eine extrem hochskalierte, zentrale Technologie, die im Regelbetrieb sehr zuverlässig auf kleinem Raum Strom produziert. Die aber leider Atommüll produziert, alles im Inneren verstrahlt (Das erzeugt auch Atommüll), ein erhebliches Restrisiko hat und jederzeit beschützt werden muss weil sie gute Ziele für Terroristen und andere kranke Subjekte ist.

Jetzt bauen wir statt einem zentralen, hocheffizienten Reaktor 10. Oder 100. Na? Was denkt ihr?

…..

Genau. Man skaliert nicht. Man de-skaliert eine zentrale und komplexe Hochrisikotechnologie. Ich muss jetzt nicht EINEN Reaktor steuern und warten, sondern 100. Wie genau soll das günstiger werden?

Ich hab jetzt nicht EINEN Reaktor mit all den Risiken, Sicherheitszäunen, Überwachung, Personal, Brennstofflieferungen mit Polizei ich hab 100. Ich bring das Risiko in die Fläche. Wie genau soll das SICHERER werden? Das ist doch der feuchte Traum jedes Terroristen und ein Albtraum in Kriegszeiten.

Ich hab jetzt nicht EINEN zentralen hocheffizienten Reaktor, der 30 Jahre läuft und die Materialien im Inneren verstrahlt. Ich hab 100, die alle Materialien im Innenraum unwiderbringlich verstrahlen. Wie genau soll das WENIGER Atommüll bringen? *

…..

Ich hätte jetzt einen ganz einfachen Tipp. Wie sollten statt auf diesen nächsten gigantischen HOAX namens „Minireaktoren“ reinzufallen, einfach machen, was der Projektpartner von NuScale macht: „Auf den Ausbau von Windenergie, Solarkraftwerken und Batterien konzentrieren!“

Also EXAKT das, was die Regierung und vor allem Habeck gerade sehr erfolgreich macht. Und ja, Solarenergie scheint nicht immer und vor allem saisonal unterschiedlich ** ABER das gleicht sich sehr gut mit Windenenergie aus *** so dass Sonne + Wind + Biomasse + Batterie in den meisten Fällen völlig ausreicht und für längere Mangellagen brauchen wir eine Gasreserve, die durch Wasserstoff aus Überschusszeiten ersetzt werden kann.

Atomkraft dagegen? Schlicht zu teuer.

Euer Captain F.

……

* Tipp: Man rechnet inzwischen mit dem 2-3 fachen an verstrahltem Müll.

** Zumindest in DE, ich bin gerade in Sizilien und ich kann euch sagen, hier holt man sich selbst im November nen Sonnenbrand.

*** Gerade wird die Sonne in DE kaum überhaupt mal gesehen (Wie gesagt: ich bin gerade in Sizilien, mein Mitleid begleitet euch täglich) und trotzdem kommen 83 % des Stroms aus Erneuerbaren. Winterhalbjahr = Windhalbjahr.

Hervorragender Artikel in der Wirtschaftswoche:
https://www.wiwo.de/technologie/forschung/nuscale-gescheitert-tiefschlag-fuer-die-nuklearindustrie/29499704.html?utm_source=pocket-newtab-de-de

Studie vom Fraunhofer zu den Preisen:
https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/studie-stromgestehungskosten-erneuerbare-energien.html

Reuters berichtet:
https://www.reuters.com/business/energy/nuscale-ceo-defends-modular-nuclear-plants-after-project-cancellation-2023-11-14/

Science berichtet:
https://www.science.org/content/article/deal-build-pint-size-nuclear-reactors-canceled

Warum die Helmpflicht gefordert wird

Der Herbst steht an der Türschwelle und mit ihm Dunkelheit und rutschige Blätter und da sind auch die typischen Diskussionen nicht weit:

– Warnwestenpflicht für alle aufm Rad
– Fahrradhelmpflicht für alle aufm Rad

Merkwürdigerweise treffen all diese Diskussionen immer nur Menschen auf dem Rad. Nie Autofahrer oder Fußgänger. Sie werden auch komischerweise so gut wie nie von Menschen geführt, die selber viel und vor allem im Alltag Rad fahren.

Ganz im Gegenteil. Sie werden eigentlich grundsätzlich BESONDERS LAUTSTARK von Leuten geführt, die sich hauptsächlich mit dem Auto fortbewegen aber stets mit dem paternalistischen Unterton, dass man ja nur „Das Beste für die radelnden Mitmenschen“ möchte.

Denn ja, man fordert das ja ganz uneigennützig in vollendetem Alturismus, damit die armen Menschen nicht übersehen werden oder sich nicht verletzen. Während man sich bemühen muss nicht vor laufender Kamera loszukichern, weil es natürlich eigentlich darum geht diesen nervigen Radfahrern und Radfahrerinnen endlich mal die Zunge zu zeigen.*

Auf jeden getöteten Radfahrer kommen 1,5 Fußgänger und 4,5 Autofahrer mit tödlichen Kopfverletzungen. Man könnte also genauso gut die Helmpflicht im Auto fordern.

https://www.clevere-staedte.de/blog/artikel/helmpflicht-f%C3%BCr-fu%C3%9Fg%C3%A4nger-und-autofahrer

Macht man aber natürlich nicht, denn das Ziel ist ja nicht Radfahren sicherer zu machen, sondern Radfahren WENIGER zu machen. Wer Radfahrer schützen will, baut sichere und gute Infrastruktur. Wer den blöden Radfahrern die Zunge zeigen will und Radverkehr reduzieren, fordert eine Helmpflicht „zum Schutz der Radfahrer“. Die dann zügig den Radverkehr reduziert. Und weil weniger Rad fahren sind die Autofahrer Radfahrer dann nicht mehr gewöhnt und in der Folge nehmen die Unfälle mit Radfahrern zu. So in Australien passiert.

Da haben nach der Einführung der Helmpflicht die Kopfverletzungen bei Radfahrern nur um 13 % abgenommen. Dafür nahm das Radfahren bei jungen Menschen um 30 % ab.
Leider haben pro Streckenkilometer die Verletzungen in Folge dessen sogar zugenommen, das gilt auch für Teile von Kanada mit Helmpflicht, weshalb in Vancouver viele Radfahrer mit Shirts gesehen werden auf denen steht: „I wear a helmet so that you can drive like an idiot“ („Ich trage einen Helm, damit du wie ein Idiot fahren kannst“)

https://www.bmj.com/content/346/bmj.f2674
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8870773/
https://taz.de/Debatte-Helmpflicht-fuer-Radfahrer/!5063181/

Die Helmpflicht war also ein voller Erfolg.

Dabei den Radfahrern die Zunge zu zeigen und wer Herr im automobilen Hause ist.

Denn wer WIRKLICH Radfahrer schützen will kümmert sich um sichere Infrastruktur und sorgt so auch für VIELE Radfahrer. Denn es gilt: Radfahren wird sicher durch viele Radfahrer und Radfahrerinnen. Wie bei einem Fischschwarm entsteht ein Mengenschutz, weil Autofahrer die Radfahrer nicht mehr übersehen können und sich daran gewöhnen vorsichtig zu sein.

https://www.zeit.de/mobilitaet/2015-03/radfahren-sicherheit-unfall

In den USA tragen 38 Prozent der Radler einen Helm, in den Niederlanden 0,1 Prozent. Trotzdem werden in den USA auf der gleichen Distanz VIER bis FÜNFMAL so viele getötet wie in den Niederlanden.

Was Radfahrern wirklich rettet ist also: Sichere Infrastruktur. Tempo 30 innerstädtisch. Zügig von Eis, Schnee und Blättern geräumte Wege.

Was nicht hilft ist Helmpflicht.

Klar ist: Als Erwachsener einen Helm zu tragen ist INDIVIDUELL die Entscheidung sich stärker gegen Kopfverletzungen abzusichern. Aber diese Entscheidung kann jeder für sich selbst treffen.

Ansonsten gilt: Das Ziel sollte nicht sein, dass VERUNFALLEN sicherer zu machen sondern das RADFAHREN.

Deshalb: Helmpflicht wird nicht gefordert, um Radfahrer zu schützen – sie wird gefordert um Radverkehr zu reduzieren. Das gleiche gilt für Warnwesten und ähnlichen Blödsinn. Und ein reduzierter Radverkehr sorgt übrigens auch umgehend für einen Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – denn Radfahren ist gesund, ein Effekt der die möglichen Verletzungen mehr als aufwiegt!

Anderherum gilt: Wer Warnwesten und Helme für Radfahrer fordert – muss auch Helme für Autofahrer fordern und Autos in dunkeln Farben verbieten. Warum gibts da eigentlich nicht täglich Studien zu? Wie all die Autos in den deprimierenden Nichtfarben die Unfallrate erhöhen, weil sie so schlecht sichtbar sind?

Merkt euch einfach: „Helm rettet – Helmpflicht nicht.“

Euer Captain Futura.

……

* P.S. Ja das ist etwas pöbelig, daher sei zur Sicherheit erwähnt: Es gibt ganz sicher auch viele Menschen die Helmpflicht und Warnwestenpflicht nur aus Unwissenheit fordern oder gut finden. Die sind aber regelmäßig auch nicht die lautesten Stimmen.

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