Wie schön waren noch die Zeiten, als wir alle noch ab- und an falsch lagen und das auch zugeben konnten. Früher haben nur die Politiker keine Fehler gemacht. Heute, dank Social Media, sind wir alle irgendwie in der Öffentlichkeit. Aber je besser dokumentiert wird, was wir mal gesagt haben umso weniger sind wir bereits einzugestehen, dass das falsch war. Statt dessen gehen die meisten dazu über umso histerischer und vehementer die eigene Meinung zu verteidigen. Egal wie falsch oder überholt sie inzwischen ist. So bilden sich dann Meinungsblasen und Lager und am Ende kann in dem ganzen Geschrei niemand mehr ohne Gesichtsverlust zurück.
Ich sammel daher auf dieser Seite einfach mal Logiken und Fakten, die sich an keine Blase halten und die vermutlich ungewohnt und kontraintuitiv erscheinen. Denn wenn der angeblich „gesunder Menschenverstand“ allzu häufig ziemlich ungesund ist, dann muss man Sachen mal neu denken. Man kann mir gerne Ergänzungen schicken, die ich dann durchleuchte und eventuell hier aufnehme. Manche Sachen hier fliegen wieder raus wenn sie nicht mehr aktuell sind – andere bleiben.
Einfach damit wir alle mehr zweifeln und weniger Überzeugungen als „volle Wahrheiten“ raushauen.
Im Zweifel für den Zweifel.
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Wir brauchen jetzt die Corona-Impfpflicht!
Sagen wir so: Wir hätten sie deutlich früher gebrauchen können. Aber ob wir sie jetzt noch brauchen ist fraglich. Bisher zeigen ALLE Statistiken, dass Omikron deutlich weniger gefährlich ist. Alles deutet darauf hin, dass es enorm ansteckend ist und bei der Ansteckung wenig Unterschied macht zwischen geimpft und ungeimpft. Gleichzeitig sieht es so aus, dass es seltener die Lunge befällt und daher deutlich weniger tödlich ist. Allerdings kann Corona immer noch verdammt unangenehm sein. Viele haben doch erhebliche Symptome, die es locker mit einer heftigen Grippe aufnehmen können, gegen die es mit Grund durchaus auch eine Impfung gibt. Wenn eine Impfpflicht kommt, kommt sie zudem zu spät für die Omikronwelle, aber vielleicht rechtzeitig für den nächsten Winter. Im nächsten Winter wird es aller Wahrscheinlichkeit nach eine neue Variante geben (klappt bei der Grippe ja auch zuverlässig) und die könnte theoretisch wieder schlimmer sein. Andererseits steigt auch die Grundimmunität in der Bevölkerung – denn wer noch nicht geimpft ist kriegt jetzt ziemlich sicher Omikron. Daher: Es gibt eine recht gute Chance, dass Corona gerade eine recht normale Erkrankung wird und alle Länder, die uns zeitlich voraus sind berichten nicht über größere Probleme. Wer sich durch die Daten forstet wird merken: Die Nachverfolgung und selbst das Testen bricht europaweit nach und nach zusammen, bzw. läuft über aber in den Intensivstationen sinken die Zahlen in den meisten Ländern sogar. Spanien hat deswegen der EU auch inzwischen eine Politikänderung hin zu mehr Grippe und weniger Corona vorgeschlagen.
Fasst man das alles zusammen kann man sagen: Über die Impfpflicht kann man mit guten Gründen geteilter Meinung sein und ich fände z.B. eine Impfpflicht rein für vulnerable Gruppen also z.B. Ältere noch am ehesten erklärbar. Denn viele ursprüngliche Argumente für die Impfung gelten ja derzeit nur sehr eingeschränkt. Sie können theoretisch im nächsten Winter mit einer anderen Variante wieder gelten, das wissen wir aber nicht.
Sicher ist aber: Alles Studien der jüngeren Zeit haben ergeben, dass Menschen, die eine Coronaerkrankung durchgemacht haben, länger vor Ansteckung und einer schweren Erkrankung geschützt sind als Menschen, die „nur“ geimpft sind. Gleichzeitig ist sehr eindeutig, dass der Booster hilft, nur halt nicht so lang. Und es ist recht eindeutig, dass der beste Schutz Impfung + durchgemachte Infektion ist. In diesem Wissen nun die Zeit in der jemand als „genesen“ gilt von sechs auf drei Monate zu verkürzen (während die Schweiz verlängert) wirkt schon gewagt und ziemlich politisch.
https://www.handelsblatt.com/politik/pandemiebekaempfung-spanien-will-mit-neuem-ansatz-zurueck-zur-normalitaet-und-corona-wie-grippe-verfolgen/27964444.html?ticket=ST-1910938-tgIv9ybUbiAMDzSaVjxx-ap1
https://www.dw.com/de/faktencheck-ist-omikron-f%C3%BCr-geimpfte-ansteckender-als-f%C3%BCr-ungeimpfte/a-60351419
https://www.br.de/nachrichten/wissen/wirbel-um-verkuerzten-genesenenstatus-das-sagen-experten,SuyINJy
https://www.n-tv.de/wissen/Genesung-von-Delta-wirkungsvoller-als-Impfung-article23070824.html
https://www.merkur.de/welt/omikron-symptome-corona-infektion-studie-norwegen-schweregrad-news-91238996.html
Das sind doch nur Wirtschaftsflüchtlinge!
Wir leben im Kapitalismus. ALLES ist Teil der Wirtschaft, damit kann auch jeder als Wirtschaftsflüchtling diskreditiert werden. Und was genau ist daran böse wenn jemand ein besseres Leben sucht? Was war mit unseren Vorfahren die in die USA ausgewandert sind? Was mit Ostdeutschen, die nach Westdeutschland rüber sind? Was mit Menschen, die innerhalb der EU den Jobs hinterherziehen? Was wenn jemand vom Dorf in die Stadt zieht, weil er da mehr verdient? Alles irgendwie Wirtschaftsflüchtlinge, oder nicht? Migration war immer schon ein wichtiger Teil des menschlichen Zusammenlebens und ist bis zu einem gewissen Maße sogar überlebenswichtig und positiv für die Gesamtgesellschaft und wir sind mitschuldig am Leid vieler, die zu uns kommen wollen, weil wir z.B. deren Meere leerfischen oder den Klimawandel befeuern.
https://www.deutschlandfunk.de/fluechtlinge-im-libanon-letzte-hoffnung-europa-100.html
https://www.medico.de/auf-der-flucht-16522
Wir könnten alle Grenzen komplett aufmachen, da würden trotzdem nicht mehr kommen!
Kann man wunderbar in jeder Diskussion behaupten, hat nämlich aus guten Gründen noch keiner probiert. Ist aber logisch nicht nachvollziehbar. Die USA hat unter Biden kurze Ansätze gehabt, etwas mehr aufzumachen, sofort kam es zu einem Ansturm. Und wie sollte es auch anders sein. Das Leben in den USA und noch mehr in Europa ist aus der Ferne so enorm viel sicherer und monetär reicher, dass es alle Angst überstrahlt. Und mit jedem Menschen aus einem Land der schon hier ist, steigt der Anreiz für andere aus demselben Land auch hierher zu kommen. Man sieht in Social Media wer es alles schon geschafft hat, wobei die, die es schon geschafft haben, natürlich nur ein positives Zerrbild posten, um nicht als Verlierer dazustehen. Und vielleicht am wichtigsten: Je mehr der eigenen Kultur, Sprache, Netzwerke schon am Zielort ist, umso weniger muss man sich umstellen! Insofern ist nicht zu erwarten, dass massenhafte Migration ein natürliches Ende hat, außer natürlich einer Angleichung der Lebensverhältnisse in beiden Ländern. Insofern: Hätte Europa keinen Flüchtlingsdeal mit der Türkei gemacht, wäre ich mir ziemlich sicher, dass heute circa 3 Mio. weitere Syrer in Europa wären – was menschlich absolut nachvollziehbar ist.
https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2016/fup_16_379-soziale-medien-deutschlandbild-fluechtlinge/index.html
https://www.deutschlandfunk.de/fluechtlinge-im-libanon-letzte-hoffnung-europa-100.html
https://www.medico.de/warum-menschen-fliehen-16487
Die Nachbarländer von Syrien haben viel mehr Menschen aufgenommen, was weinen die lächerlichen Almans so rum!
Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man Menschen aus einem ähnlichen Kulturkreis und mit sehr ähnlicher Sprache aufnimmt oder aus einer sehr fremden Kultur. Und all die Nachbarländer haben die Flüchtlinge häufig genug auch recht unwillig aufgenommen und ächzen unter der Last. Irak brauch ich nicht viel zu sagen, Libanon ist auch durch die Flüchtlingssituation inzwischen selber ein Failed State, in der Türkei gibt es erhebliche Spannungen, Jordanien kann die Mammutaufgabe nur durch Hilfen aus, vor allem auch – genau – Deutschland stemmen. Ich find die Aussage daher immer etwas unglücklich. Sich mit Ländern am Rande des Zusammenbruchs zu vergleichen ist ähnlich klug wie zu sagen: Guck mal die Mathearbeit ist gar nicht so schlimm, von der letzten Klasse haben nur 70% einen Nervenzusammenbruch gehabt! Angesichts unseres Reichtums sind wir absolut angehalten zu helfen aber wir können auch irgendwann nicht mehr helfen wenn der gesellschaftliche Frieden unter Millionen von Flüchtlingen zusammenbricht.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-12/fluechtlinge-jordanien-mafrak-baschar-al-assad-syrienkrieg-armut-verhaftungen
https://www.deutschlandfunk.de/fluechtlinge-im-libanon-letzte-hoffnung-europa-100.html
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/libanon-fluechtlingskinder-syrien-101.html
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/fluechtlinge-tuerkei-151.html
https://www.dw.com/de/fremdenhass-gegen-migranten-und-ausschreitungen-in-ankara/a-58849741
https://www.welt.de/politik/deutschland/article234921964/Libanon-Wer-nur-Fluechtlinge-unterstuetzt-verstaerkt-Spannungen.html
Todesstrafe ist hart für den Täter aber gut für die Angehörigen der Opfer.
Nein. Abgesehen von Inhumanität und der Gefahr, dass ein Unschuldiger vom Staat hingerichtet wird, ist die Todesstrafe weitgehend wirkungslos. Sie hat keine abschreckendere Wirkung als Gefängnis. Sie ist aber sogar für Angehörige von Nachteil. Inzwischen haben genug Studien belegt, dass die Angehörigen des Opfers vor allem eine Chance haben zur Ruhe zu kommen wenn der Täter Reue zeigt. Ein toter Täter kann keine Reue zeigen. Und ein großer Anteil der Morde wird innerhalb von Familien begangen. Wie genau soll es dann dem Seelenfrieden der Angehörigen helfen wenn noch einer aus der Familie unwiederbringlich stirbt?
The Closure Myth
https://www.amnesty.ch/de/themen/todesstrafe/mythen-der-todesstrafe