Die endgültige und absolute Wahrheit über unsere Energieprobleme (und seine Lösung).
Wenn ihr Probleme mit niedrigem Blutdruck habt, ich hätte da ne Empfehlung. Die Facebookseite von Vince Ebert. Unter dem Deckmantel von „Make Science Great again“ einfach nur die Bedienung niederster populistischer Instinkte und absurde Verdrehung der Realität.
Bei Vince Ebert brauchen Ferrarimotoren weniger Platz als blöde Windräder (no shit, die müssen die Energie ja auch nicht erste insammeln!), Wirtschaft und CO2 haben sich doch eh schon entkoppelt (also alles gut) die Atomkraft wird uns retten und das wahre Problem sind die peinlichen linksgrünen Weltretterinnen, die halt keine Ahnung von Science haben – weshalb wir völlig ohne Not bald im Dunkeln sitzen werden. Denn mit Erneuerbaren Energien kann man selbstverständlich keine Industrienation, ha lächerlich. Und Klimakatastrophe? War da was. Schon irgendwie, aber das einzige Ziel von Vince Ebert ist offensichtlich in völliger Destruktivität die Trägheit, die Faulheit und den Unmut der ewigen „Alles ist gut“ Fraktion zu bedienen indem allem was ökologisch riecht mit der Keule angeblicher Wissenschaft eine reingehauen wird UND sein Buch zu verkaufen. Immer wenns interessant werden könnte, soll man das Buch kaufen. Hui. Geschickt.
So. Da das zumindest meinen Blutdruck kurzzeitig in lange nicht mehr gesehene Höhen katapultiert hat, hier mal die endgültige und absolute Wahrheit über unser Stromproblem. Und das tollste: Ich geb sogar Antworten und ihr müsst nicht mal mein Buch kaufen.
Also? Was ist das Problem?
……..
Bisher war unsere Stromversorgung vor allem fossil und atomar.
Fossil verbrennen heißt, der gespeicherte Kohlenstoff vergangener Jahrmillionen wird mit fragwürdiger Effizienz von Kohle bis Erdgas in die Atmosphäre gefeuert. Das schien ne Zeitlang wie ne super Idee, dann wurde einem klar, dass der Kohlenstoff ZUM GLÜCK die längste Zeit in der Atmosphäre nicht mehr war und jetzt BESCHISSENERWEISE von uns da wieder hinkommt. Folgen der fossilen Stromerzeugung: Luftverschmutzung (kriegt man mit Filtern partiell gelöst) Schadstoffe und Klimakatastrophe (kriegt man NICHT mit Filtern gelöst).
Atomar Strom erzeugen heißt: Man spaltet Atome, erhitzt damit Wasser und die Gemüter und aus ersterem erzeugt man mittels Dampf wiederum Strom. Ist NICHT CO2-frei (Uran und Atomkraftwerk fallen nicht vom Himmel) aber CO2-arm und wirkt daher erst einmal wie ne gute und moderne Lösung. Leider fliegt alle 20-30 Jahre mal ein Atommeiler in die Luft (deswegen die erhitzten Gemüter) verstrahlt ordentlich Gelände und es ist komplett ungelöst, was mit dem Atommüll passieren soll. Dafür hat bis auf Finnland niemand ein Endlager und ein sicheres hat auch Finnland nicht. Weil: Das strahlt für Millionen von Jahren. Man muss daher schon so verstrahlt wie Vince Ebert sein, um das für eine „sichere“ Energieform zu halten. Aber immerhin: Aus Klimasicht ist es okay.
Daher ist man irgendwann auf die Idee gekommen, dass man vielleicht einfach Wind & Sonne & Biomasse nutzen sollte, um daraus erneuerbaren Strom zu erzeugen. Erneuerbar, weil das alles in einem von der Sonne gespiesenen Fließgleichgewicht ist und wir es im eigentlichen Sinne nicht verbrauchen, sondern nur über einen Umweg führen, damit es für uns arbeitet. Erneuerbare verstrahlen keine Landschaften und erzeugen wenig bis sehr wenig CO2, sie lösen daher eine Gefahr ohne eine andere zu erzeugen ABER sie sind (siehe Fließgleichgewicht) fluktuierend. Denn Erneuerbare sind die Katze unter den Energieformen. Ihnen ist scheißegal wann DU Energie brauchst. Sie produzieren wenn SIE Bock haben. Das aber dafür (sehr anders als bei der Katze) überall & kostenfrei & mehr als ausreichend.
Das Stromnetzproblem. Strom ist wie Ärger auf Twitter: Er wird immer zeitgleich bereitgestellt. Anders gesagt: Strom muss EXAKT dann erzeugt werden wenn DU ihn verbrauchst. Wirklich EXAKT. Da ist noch sowas mit Lichtgeschwindigkeit und überhaupt aber das ist wurst. Entscheidend ist: Machst du den Föhn an, kriegt der Typ in der Leitwarte nen Föhn weil irgendeine Turbine ein bisschen schneller laufen muss.
Da klingen Erneuerbare jetzt so spontan erstmal wie ne richtig blöde Idee (siehe Katze) und genau diesen Reflex für Dumme bedienen Vince Ebert und co. geradezu meisterhaft auf der Klaviatur des „Nicht-weiter-denkens-als-ein-Schwein-scheißt“. (Alter Spruch meines Mathelehrers)
So. Und wer rettet uns jetzt? Captain Atom? Captain Gas? Oder doch das anarchische Superheldenkollektiv der EE?
Captain Braunkohle: Der deutscheste aller Energiesuperhelden. Eine echte heimische Energieform, im Tagebau mit riesigen Maschinen gefördert, sichert hier mit dem Abgraben von Dörfern (kleiner Schönheitsfehler, hust) Arbeitsplätze, keine Abhängigkeit von Diktatoren, hat riesige Reserven und gönnt sich gerne mal eine Currywurst und ein schönes Pils. Leider ist Captain Braunkohle auch schwerer Kettenraucher. Man könnte sogar sagen: Niemand raucht so feuchte, rußende und stinkende Zigarren und ist so dreckig und ungewaschen wie Brauni. Weshalb auch weltweit so gut wie niemand so dumm ist, so sehr auf Braunkohle zu setzen wie immer noch die Deutschen. So leid es mir daher tut: Für Captain Braunkohle wird dringend der Rentenstatus empfohlen. Und die noch rund 20.000 Beschäftigten werden derzeit so sehr subventioniert, dass die sofortige Verrentung mit Currywurst und Bierflat selbst den Staat günstiger käme.
Captain Steinkohle: Riecht immer noch nach SPD und Kohlekumpel, ist aber inzwischen ein reiner Globetrotter. Zum Glück angesichts der Milliardensubventionen die zuletzt reichlich sinnlos im Ruhrgebiet versenkt wurden. Steinkohle ist wie Braunkohle, nur reifer, trockener und weniger rußend. Steinkohle gewinnt man weltweit, die Reserven sind (leider?) schier endlos. Zwischenzeitlich war man in Deutschland so dumm sich den Stoff ausgerechnet auch noch in Russland zu besorgen ABER eine Abhängigkeit besteht nicht. Es gibt genug unproblematische Länder, die genug Kohle besitzen. Und nein, ich mein nicht die Schweiz, eher so Länder wie Australien. Australien hat Kohle für die halbe Welt und einen mit Kohle geschmierten Politik-Kohleindustrie-Medien-Komplex, der den Klimawandel leugnet (Zufälle gibts!). Da wären wir beim Thema: Steinkohle ist weniger rußend und verbrennt effizienter zu Strom als Braunkohle ABER ist weltweit gesehen in absoluten Zahlen der schlimmste Treiber für den Klimawandel. Daher auch hier: Frühverrentung empfohlen, vielleicht könnte man einige moderne Kraftwerke als Kapazitätsbackup für Dunkelflaute (Dazu später mehr) erhalten.
Captain Erdgas: Der Captain macht auf moderner Fossilhipster und war eine zeitlang tierisch angesagt. Denn Gas verbrennt sehr sauber und halbwegs effizient zu Strom. (Produziert aber natürlich trotzdem CO2!) Dann hat sich eine reichlich verblendete und naive Regierung ohne Not von Russland abhängig gemacht und mehr als 50 % des Erdgases von lupenreinen Demokraten bezogen. Und jetzt haben wir die Gasangst. Denn Captain Gas ist als bindungsscheuer Millennial flüchtig und komplizierter zu transportieren als konservative Kohle. Entweder Pipeline oder verflüssigt im Schiff. Daher muss man bei Gas strategisch und vorausschauend denken. Und das war in Deutschland halt gerade nicht angesagt. Eigentlich hatten viele Energiefachmenschen so ein bisschen folgende Idee: Erneuerbare stellen den Großteil des Strombedarfs bereit und wenn die Erneuerbaren gerade mal keinen Bock haben springt Captain Erdgas kurz mit voller Kapazität ein. Heißt: Man hält große Kapazitäten vor, die aber selten genutzt werden. Das ist im Ergebnis okay fürs Klima und ein guter Schutz vor Blackout. Denn Erdgaskraftwerke sind extrem flexibel, super zu steuern und liefern deswegen auch Regel- und Spitzenlast. Aber wie jeder gute Hipster, hat auch Finn Erdgas sein dunkles Geheimnis im Kliemannsland: Methan also Erdgas an sich ist ein sehr potenter Klimaschädling. Locker 50mal so schlimm wie CO2. Man will daher unbedingt, dass einmal gefördertes Erdgas auch wirklich verbrannt wird und nicht unverbrannt in die Atmosphäre entweicht. Dazu muss man aber Erdgasleitungen und Speicheranlagen regelrecht „warten“ und auf Dichtigkeit prüfen und so nervigen Shizzle. Na und da hat man jahrelang auf die bösen Russen gezeigt, bis einem aufgefallen ist: „Ups, wir so in Deutschland mit unser langen Leitung….“ wie auch immer: Es entweicht deutlich mehr Methan als gedacht aus Leitungen und co. in die Atmosphäre und wird da auch noch langsamer abgebaut als gehofft. Captain Erdgas doch nicht so geil, aber er hat schon ein Entschuldigungsvideo auf Instagram angekündigt….
Captain Erdöl: Wer Erdöl in Kraftwerken verbrennt hat die Kontrolle über sein Leben verloren.
Captain Atom: In den 60ern sozialisiert, fangen wir mit dem Frauenbild besser gar nicht an – aber auch sein Weltbild ist entsprechend veraltet. Theoretisch kann man mit Captain Atom eine CO2-freie Stromversorgung aufbauen, praktisch ist er der Best-Ager unter den Energiesuperhelden. Fast alle Kraftwerke in Europa haben ihre besten Jahre hinter sich, Neubauten ziehen sich Dekaden hin (kein Scherz) und neigen dazu gerne mal zehnmal (oder mehr) so teuer zu werden wie geplant und ganze Staatskonzerne mit sich in die Tiefe zu reißen. Frankreich sollte als Nation von Politik- und Kernspaltung gerade eigentlich mit Atomkraft den Laden zusammenhalten ABER die Hälfte der Kraftwerke ist beim Doktor und viele andere müssen vielleicht bald runterfahren weil sie sonst Fische in klimawandelgeplagten Flüssen frittieren. In Deutschland sind noch DREI Atommeiler in Betrieb. Die bereits Abgeschalteten kann man meist nicht wieder anschalten, weil Turbine länger nicht mehr gedreht und dann verzieht die sich wie ein schlecht sitzendes Hüftimplantat. In kurz: Sieht man über Uranabbau (durchweg nicht bei uns) Atommüll und Atomunfälle mit ein, zwei, drei, hunderttausend Toten* hinweg hat Captain Atom immer noch diese merkwürdige strahlende Sexyness des erfahrenen Schwerenöters. Leider ist er so behäbig, schwer zu kontrollieren und so absurd langsam im Ausbau, dass er in Kombination mit den jungen Erneuerbaren die wirklich mit Abstand schlechteste Wahl ist. Das geht hinten- und vorne nicht zusammen. Den Captain Atom kann man nicht mal eben hoch oder runterfahren, wenn die Erneuerbaren mehr oder weniger liefern. Captain Atom produziert immer gleichviel Strom, mehr Grundlast als Atomi geht nicht. Neue Konzepte für Miniatomkraftwerke sollen flexibler und schneller zu bauen sein, sind aber selber noch in der Entwicklung und brächten das Risiko von Zwischenfällen und radioaktiven Diebstählen in die Fläche. Stoff für neue James Bond Filme, aber ich find die schöner in der Fiktion. Und ich weiß nicht welche Bevölkerung aktuell den Neubau eines Mini-AKWs als kommunales Kraftwerk in direkter Nachbarschaft akzeptieren würde – die deutsche ist es jedenfalls nicht. Man könnte überlegen die drei noch laufenden deutschen AKWs noch nicht diesen Winter abzuschalten – aber ein Gamechanger ist das eher nicht. Und ein zügiger Neubau von Atomkraftwerken ist so aus der Welt, dass man zu Captain Atom und seinen neuen Fans gerade leider meist sagen muss: OK Boomer.
Captain Fusion: Der Traumtänzer unter den Superhelden. Lässt seit 50 Jahren auf sich warten und ist im Zuge der Fusionskonstante immer für in 40-50 Jahren angekündigt. Problem ist aber: UNSER Problem ENTSCHEIDET sich innerhalb der nächsten 40-50 Jahre. Da muss man sagen: Ja Fusion theoretisch wohl wirklich krass am Start – und gegenüber Atomkraft deutlich unproblematischer – aber leider halt erst dann wenn es uns nicht mehr mit den akuten Problemen hilft. Gerne weiter dran forschen, man weiß ja nie und mir ist völlig ideologiefrei egal wer uns final rettet, nur sollte es halt bald sein. Zur Zeit ist Captain Fusion leider nur im Marveluniversum aktiv.
Captain Wasserkraft: Die vielleicht älteste erneuerbare Energiequelle. Wird schon seit Ewigkeiten genutzt, weil sie sehr, sehr praktisch und einfach nutzbar ist. Das bedeutet aber auch: Das Potential ist weitestgehend ausgereizt. Auch ist ein weiterer Ausbau nicht unproblematisch. Große Talsperren lassen ganze Täler versinken und Kleinwasserkraft produziert deutschlandweit gesehen kaum Strom aber macht ganze Flusssysteme für Fische undurchlässig. (Weshalb hier auch sinnigerweise über eine Reduzierung nachgedacht wird) Captain Wasser ist also durchaus mit einer problematischen Backstory am Start, obwohl sie CO2 frei ist und im Vergleich wenig Materialeinsatz hat, günstig und sehr zuverlässig ist. Klare Empfehlung wäre Wasserkraftpotentiale in Alpen und Skandinavien besser an unser Netz anbinden und dann die Wasserkraft gezielter zur Regulation als Spitzen- und Regellast nutzen. Denn derzeit wird gespeicherte Wasserkraft aus Talsperren noch viel zu häufig als faktische Grundlast verschleudert.
Captain Biogas / Biomasse: Die einzige erneuerbare Energiequelle, die gespeichert vorliegt und damit gezielt zu Strom werden kann. Ursprüngliche Idee war: Man nimmt organische Reststoffe und verbrennt die oder vergärt sie in Biogasanlagen. Und das Biogas verbrennt man dann wiederum zur Stromproduktion. Positiver Nebeneffekt: Das was aus Biogasanlagen rauskommt ist für Pflanzen besser nutzbar (weil quasi vorverdaut) und wird nicht mehr so leicht in Flüsse und Seen ausgespült. Tatsächliche Situation: Reststoffe sind z.B. im Wald als Totholz auch wichtige Lebensräume und irgendwann keine Reststoffe mehr, wenn der Druck und das finanzielle Interesse immer weiter wächst. Und eine Biogasanlage ist mit sehr viel Mais und etwas Gülle deutlich einfacher zu steuern und gewinnbringender als mit vielen verschiedenen Reststoffen – da ist sie nicht sooo anders wie ein Darm. Der kippt auch mal schneller, wenn man z.B. 3 kg Kirschen isst. Da der Gesetzgeber aber zu träge war, um die Gesetze nachzuschärfen, wachsen heute die Energiemaismonokulturen. (Man sollte sich aber nicht täuschen lassen, der Flächenbedarf ist immer noch DEUTLICH geringer als für die Produktion von Tierfutter). Trotzdem: So war das nicht gedacht. Und als Scheißhäubchen war der Gesetzgeber auch zu träge, um Biogas als Regel- und Spitzenenergie zu nutzen. Derzeit läuft die Stromproduktion aus Biomasse im Regelfall einfach wie Grundlast, was völliger Wahnsinn ist, da Captain Biogas dafür als EINZIGE GESPEICHERT vorliegende Erneuerbare Energie viel zu wertvoll ist. Fassen wir zusammen: Captain Biogas wird unter ihren Möglichkeiten genutzt. Eigentlich ist sie perfekt geeignet, um Sonne und Wind als Regelenergie auszugleichen. Gleichzeitig sollte man ihr Potential aber auch nicht ÜBERschätzen. Biogas steht, wenn nicht nur Reststoffe genutzt werden in Konkurrenz zur Nahrungsproduktion und Naturschutz. Daher: Wir brauchen dringend einen Fokus auf die Nutzung ECHTER Reststoffe und müssen ein Auge darauf haben, dass nicht plötzlich Wälder ausgeräumt werden um in Kraftwerken zu landen.
Captain Windkraft: Partner des Anarcho-Superhelden-Kollektivs. Weht halt wenn sie Bock hat, wobei das auf dem Meer und in Küstennähe deutlich häufiger der Fall ist. Offshore und im Wald mit etwas mehr schädlichen Impact auf die Ökologie versehen. In Feldern ein geringeres Problem. Häufig wird von RIESIGEN Grundflächen berichtet, die Captain Wind bräuchte, um unseren Strom zu produzieren. Da wird dann aber nicht die Grundfläche des Fundaments genommen (Die ist nicht besonders groß) sondern einfach suggeriert als wäre jede Fläche mit Windrad auf Kilometer zubetoniert. Klar ist Captain Wind ist wankelmütig und kann wie letztes Jahr auch mal überraschend schlechter wehen. Überhaupt hat Wind Zyklen über Jahrzehnte und es ist schwer zu sagen, wie sich die Stromproduktion mit dem Klimawandel entwickelt. Aber sicher ist auch: Wind ist kurzfristig inzwischen hervorragend vorherzusagen. Das bedeutet: Ja, Strom aus Wind schwankt in der Produktion ABER man weiß wie und kann Kapazitäten zum Ausgleich vorhalten. Windkraft ist übrigens auch kein allgemeiner Vogelkiller, da sind Glasscheiben, Strommasten, Katzen und Autos um ein VIELFACHES übler. Also wenn ihr Vögel retten wollt, klebt eure Scheiben zu. Windanlagen sind aber für einige Vogelarten und Fledermäuse ein Problem. Daher braucht man ein Monitoring und könnte z.B. bei „Fledermauswetter“ (warm und windstill) ohne großen Energieverlust gezielt abschalten. Windkraftanlagen im Wald bin ich tatsächlich zwiegespalten. Das was wir als „Wald“ ansehen ist häufig nur kaputter Forst, der mit dem Klimawandel eher stirbt als durch die Windanlage. Gleichzeitig brauchen wir die Wälder aber schon als Rückzugsgebiete für Natur und Mensch. Ich seh es daher eher als Ultima Ratio und wäre dafür hier wirklich sensibel zu sein. Die Stromproduktion aus Wind gleicht sich bei einem stabilen Stromnetz über große Distanzen aus und sonst verfallende Leistungsspitzen könnte man zukünftig im großen Stil in Wasserstoff speichern. Das passiert unter erheblichem Energieverlust, aber bevor der Strom verfällt kann es trotzdem sinnvoll sein. Da dieses Thema komplex ist ein andermal Genaueres. Captain Windkraft hat auch einen durchaus erheblichen Materialeinsatz. Auch hier muss man ein Auge auf die Materialien und das Recycling haben, um nicht Akzeptanz und Ökologie zu zerstören. Wirtschaftlich ist die Windindustrie dank irritierender Politik-Kapriolen und mangelnder Wertschätzung durch gewisse Parteien in Deutschland immer noch gut verankert aber etwas mitgenommen.
Captain Photovoltaik / Solarstrom: Der zweite große Partner im Anarcho-Superhelden-Kollektiv. Die Sonne ist im Grund der Ursprung fast aller relevant vorliegenden Energie. Sehr langfristig gespeichert als fossiler Kraftstoff, mittelfristig als Biomasse und kurzfristig als Wind. Man kann die Sonne aber auch zeitgleich wie Captain PV direkt mit Solarzellen nutzen. Klar ist: PV braucht vergleichsweise große Flächen, denn auch hier gilt: Die Energie muss erst eingesammelt werden und liegt nicht schon in natürlichen Senken für uns bereit. Ein Effizienzproblem dagegen hat PV nicht. Das ist so ein absurdes Märchen. Photovoltaik holt locker das ZEHNFACHE aus derselben Oberfläche wie Pflanzen mit Photosynthese heraus. Und Captain PV wird immer besser und günstiger. Inzwischen gehört sie beim Neubau mit der Windkraft zu den günstigsten Energiesuperhelden und hat z.B. Captain Atom den Rang abgelaufen. Captain PV hat gut vorhersehbare Leistungsspitzen immer zur Mittagszeit, also genau dann wenn wir auch am meisten Strom brauchen. Sie ist sehr schnell ausbaubar und EIGENTLICH haben wir auch kein Flächenproblem. Wir haben ja nun erfolgreich unser halbes Land zersiedelt und mehr als genug Dächer und Autobahnen, auf denen und an deren Rand wir bauen können. Auch sind Freiflächenanlagen nicht das Problem, zu dem sie stilisiert werden. Man braucht kaum Fundamente und wenn die Flächen vorher intensiv bewirtschaftet waren, profitiert die Fläche ökologisch sogar von der Anlage. Meist wird einfach beweidet und ist zwischen den Modulen genug Platz für Pflanzen und Tiere. Einziges Problem ist die Diebstahlgefahr. Deshalb Zäune, die man für Niederwild durchlässig machen kann aber nicht für Großwild. Man kann PV aber auch in Zeiten der Hitzewellen auf Treibhäusern zum Verschatten nutzen oder über Himbeerfelder etc. als Schutz bauen. Da sie in der Fläche erheblich effizienter als die Captain Biomasse ist, ist es zudem häufig klüger eine PV-Anlage zu bauen. Captain PV neigt aber auch trotz gutem überregionalem Ausgleich zu sehr schnellen Schwankungen und wie die meisten wissen werden: Nachts scheint einem die Sonne höchstens ausm A….ähm also jedenfalls nur über den Mond gespiegelt auf die Erde. Und Mondlicht gibt leider nur Werwölfen Energie. Dafür ist PV tagsüber fast unendlich verfügbar, mehr als ausreichend und kann sehr schnell ausgebaut werden. Wirtschaftlich sind wir bei Solarmodulen leider dank irritierender Politik-Kapriolen und mangelnder Wertschätzung durch gewisse Parteien in Deutschland zu großen Teilen vom asiatischen Markt abhängig (95 %) deutsche Firmen sind aber durchaus in der Rohstoffproduktion und bei Wechselrichtern (SMA) sowie Unterkosntruktion maßgeblich involviert. Komplett abgehängt sind wir also nicht. Auch bei Captain PV ist das Recycling wichtig, wobei Solarmodule viel länger halten als häufig gedacht. Viele Solarmodule, die aus der Förderung (gilt für 20 Jahre) herausfallen kann man z.B. heute günstig auf Ebay kaufen.
Es gibt noch weitere Superhelden in Ausbildung: Geothermie, Wellenkraftwerke,…die gerade noch kein großer Faktor sind, weshalb ich sie hier weglasse.
So. Und wer rettet uns jetzt?
Tja, kennt ihr die Avengers? Wenn ein Problem so richtig groß ist. Dann kann das kein Superheld allein. Macht euch gerne selber Gedanken, wie ihr die Superhelden einsetzen würdet! Und falls euch gerade die Phantasie fehlt hier ein kurzer Schlachtplan von mir:
– Wasserkraft in Skandinavien und Alpenraum besser anbinden und gezielter für Spitzenlast und Regellast nutzen
– Biogas / Biomasse konsequenter auf Reststoffe ausrichten und möglichst gezielt für Spitzenlast und Regellast nutzen
– Sonne und Wind massiv und schnell ausbauen
– Erdgaskraftwerke in großer Kapazität vorhalten aber ausschließlich als Spitzenlast- und Regellast nutzen, dann ist auch die benötigte Menge und damit das produzierte CO2 viel geringer. Heißt: Ja wir brauchen weiter Erdgas, aber viel weniger.
– Braunkohle so schnell wie möglich dicht machen
– Neuere effiziente Kohlekraftwerke noch einige Jahre für Dunkelflauten vorhalten (UND NUR DAFÜR!) bis man genug Erfahrung mit wirklich hohem Anteil von Sonne- und Windstrom gesammelt hat.
– letzte drei Atomkraftwerke. Joa, weiß nicht. Muss ich zum Glück nicht entscheiden. Neubau jedenfalls erscheint komplett sinnlos. Siehe Frankreich.
…………………….
Danke. Also. Energie Avengers! Go!
Euer Captain Futura.
……
BONUSLEVEL I – WAS WÜRDE ZUSÄTZLICH HELFEN?
– Strom sparen! Jede gesparte Kilowattstunde muss nicht produziert werden und ist daher die günstigste aller Kilowattstunden. Mit Elektroautos werden wir aber insgesamt auch bei Einsparungen erstmal mehr Strom brauchen.
– Das Stromnetz ist europaweit verknüpft, daher muss auch seine Zukunft und der Schutz vorm Blackout europäisch gedacht werden.
– Wasserstoff als Speicher für überzähligen erneuerbaren Strom und Strom der fernab vom Stromnetz erzeugt wird. Aber Vorsicht: Ziemlich ineffizienter Weg der Speicherung und Wasserstoff kann auch aus Kohlenwasserstoffen produziert werden, also aus fossilen Quellen. Daher gefährliches Einfallfeld für Ölkonzerne.
– Elektroautobatterien in Stromnetz einbinden (Vehicle-to-Grid) und weitere größere Batteriespeicher zur lokalen Netzstabilisation nutzen. Wird in Japan bereits im Megawattbereich gemacht und die Batterien werden stetig günstiger.
– bestehende Talsperren mit Unterseen und Pumpen zu Pumpspeicherbecken ausbauen. Dann kann man bei Stromüberschuss aus Wind & Sonne wieder Wasser nach oben pumpen. Deutlich effizienter als der Speicherweg über Wasserstoff, aber nicht immer möglich.
– Lastmanagement nutzen: Kühlhäuser, Kühlschränke, Wärmepumpen,… – all das sind verlagerbare Lasten, denn Wärme (oder Kälte) ist träge. Daher kann man hier wenn es kleinere Stromlöcher gibt kurzzeitig abschalten und wenn Überschuss besteht Vorkühlen bzw. -Wärmen.
……
BONUSLEVEL II: Ich weiß dass jetzt viele danken: „Ja, aber die genauen Zahlen?“ Die hab ich hier mit verdammt gutem Grund vermieden. Mit Zahlen, Statistiken und co. wird soviel Schindluder getrieben, dass man zur Zukunft jede verdammte Zahl da draußen finden kann, wenn man will. Ich hab daher nur Fakten genommen, die extrem sicher sind und vielfach bewiesen, sowie Logik genutzt. Wenn ihr die Situation heute exakt wissen wollt, hat die Zeit einen phantastischen Energiemonitor: https://www.zeit.de/wirtschaft/energiemonitor-deutschland-gaspreis-spritpreis-energieversorgung
Besser kann man es nicht machen.
Und wenn wieder jemand schreit: „ABER man kann doch mit Erneuerbaren kein LAND…“ ist hier der Link zu einer Karte, die anzeigt wieviel CO2 eine kWh in dem jeweiligen Land gerade produziert. Schaut mal Skandinavien allgemein (aber viel Wasserkraft, das macht es einfach) und Dänemark im Speziellen (kaum Wasserkraft, daher besser mit DE vergleichbar). Auf der Karte seht ihr auch, dass Deutschland gerade massiv Solarstrom nach Frankreich schickt. Wegen der total zuverlässigen Atomkraftwerke. Ihr wisst.
https://app.electricitymaps.com/map
Und hier noch offizielle Zahlen vom Umweltbundesamt:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/erneuerbare-energien-in-zahlen#strom
* Das Problem mit den Toten der Atomunfälle. Strahlung tötet wie Zigaretten im Regelfall nicht direkt, sondern langfristig über Erhöhung der Krebsrate, weshalb man so ziemlich jede Zahl rauskriegen kann, die man haben will. Ich sag immer: Wer sagt, dass an Tschernobyl niemand gestorben ist, soll das bitte ohne Maske und wild tanzend im verstrahlten roten Wald beim havarierten Atomkraftwerk nochmal wiederholen. Wenn er sich das aus guten Gründen nicht traut ist Atomkraft wohl doch nicht so harmlos.