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Tatort Energiewende – wie ideologische Menschen diskutieren

Tatort Energiewende: EIGENTLICH ist die deutsche Energiewende ein richtiger Erfolg.

EIGENTLICH biegen wir gerade auf die Zielgerade ein. Wir wissen wie es geht, der Windkraftausbau braucht noch etwas Schwung aber der Ausbau des Solarstroms geht in Riesenschritten voran und wir schaffen jährlich Rekorde bei den absoluten und relativen Anteilen der erneuerbaren Stromerzeugung.

2023 haben Erneuerbare fast exakt 60 % der Nettostromerzeugung erreicht. Die Erzeugung aus Braunkohle (-27 Prozent) und Steinkohle (-35 Prozent) ist dagegen stark gesunken.

Der Strom ist dabei trotz des Atomausstiegs auch durch einen Solarstrom-Rekordzubau von 14 GW NICHT dreckiger geworden.

Sogar an der letzten Front der Energiewende geht es voran: Die installierte Batteriespeicherleistung hat sich von 4,4 GW in 2022 auf 7,6 GW in 2023 fast verdoppelt. Damit werden Batteriespeicher neben den 6 GW Pumpspeicher zunehmend zur zweiten Säule der Absicherung schwankender Erzeugung.

Dabei wissen wir doch alle DASS MAN STROM NICHT SPEICHERN KANN! Zwinkersmiley.

EIGENTLICH wäre jetzt ein guter Moment ein Glas Sekt aufzumachen und sich für das Erreichte auf die Schulter zu klopfen.

Aber praktisch war die Energiewende wohl selten härter unter Beschuss als in den letzten 2-3 Jahren und fühlt sich dank all der schlechten Presse für viele als schlimmer Misserfolg an, vor dem uns nur Atomkraft retten kann.

Und das während in Deutschland die Verbraucher-Strompreise den Börsenpreisen endlich verzögert nachfolgen und stetig sinken – während sie in Frankreich in 12 Monaten um 39 % gestiegen sind und weiter steigen werden. Denn der Preis der alternden Kernkraftwerke soll bis 2026 um 67 % steigen. Auf dann 7 cent pro kWh. Für wohlgemerkt ALTE, komplett abgeschriebene Kernkraftwerke! (Neue AKWs liegen bei dem Doppelten – PV fängt im Neubau bei 3-4 Cent auf der Freifläche an und geht selbst in Batterien zwischengespeichert bei circa 6-7 cent los)

Aber wie ist das möglich, dass so eine Erfolgegeschichte – mit unnötigen Dellen durch CDU-FDP und auch Russengas-Gabriel (SPD) – durch BILD, Welt, Jens Spahn und co., FDP-Atomis und all die anderen üblichen Verdächtigen zum Misserfolg geframed wird während sie sich gerade anschickt unsere Stromversorgung zu sichern?

Der Trick heißt: Ideologisches Diskutieren a.k.a. zielgerichtetes Diskutieren. A.k.a. die öffentliche Meinung so lange mit unwahren oder halbwaren Behauptungen und Unterstellungen bewerfen und immer in der Argumentation ausweichen, bis alle denken „da muss was dran sein, denn das waren ja viele Argumente!“

War zwar keines davon richtig. Aber egal. Irgendwie hats auf dem Umweg doch zum Ziel geführt. Daher hab ich für euch diese praktische Grafik gemacht, damit ihr beim nächsten Mal merkt wenn jemand gar nicht offen diskutiert sondern nur den Argumentationsraum vergiften will.

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Ungefährer Ablauf:

Erst hieß es am Anfang der Energiekrise „Guck mal jetzt fährt der #Gruene Doppelmoralist die Kohle wieder hoch!“

Als Habeck wie angekündigt die Kohle und besonders Braunkohle wieder runterfahren ließ, war plötzlich von Blackoutgefahr die Rede, weil die Erneuerbaren, das kann ja nicht klappen!

Das war plötzlich auch vergessen, aber dann war der europäische Strombinnenmarkt böse.

Jetzt hieß es in BILD, Welt und co. plötzlich wegen der Erneuerbaren wären wir zum STROMBETTLER geworden – dabei waren einfach nur andere Kraftwerke in Europa günstiger als Kohlekraftwerke in DE hochzufahren, was aus Klima- UND Strompreissicht eigentlich eine gute Sache ist

Als sich das mit dem Importen am Jahresende relativierte, war das auf einmal auch nicht mehr Thema. Jetzt kam die klassische Argumentation zurück: Irgendwas mit zu teuer!

Wobei es ja in der Gasmangellage durch den Ukrainekrieg zuerst hieß der Strompreis wäre zu hoch wegen der Erneuerbaren.

Das war damals natürlich erkennbar Blödsinn. Der Strompreis war in ganz Europa zu 90 % wegen des hohen Gaspreises explodiert. Dazu kamen unzuverlässige französische Atomkraftwerke und Wassermangel durch Dürre. Wind & Sonne dagegen wirkten preisdämpfend.

Jetzt sind die Strompreise wegen niedrigerer Gaspreise, Stromimporten und Energiewende in Teilen UNTER Vorkriegsniveau also muss ein neues Narrativ her. Da kommt natürlich „irgendwas mit teuer“ nur gelegen. Also werden jetzt die höheren Kosten für die Vergütung durch alle Gazetten getrieben.

Die basieren allerdings zum weitaus größten Teil auf Entscheidungen lange vor #Habeck. Die Vergütungen sind ja auf 20 Jahre garantiert und am Anfang gab es hohe Vergütungssätze, die jetzt noch nachwirken.

Neu gebaute Anlagen (Wind & Sonne) sind längst einen Bruchteil so teuer. Es wäre insofern gerade deswegen komplett absurd jetzt mit dem Zubau aufzuhören, wo er endlich viel günstiger ist und den Preis senkt.

Die alten Kraftwerke werden nach- und nach aus der Vergütung fallen und der jährliche Preis von alleine sinken.

ABER der Witz ist ja: Es geht eben bei all diesen Argumentationsketten nie darum ergebnisoffen zu überlegen was der beste Pfad für Deutschland ist. Es geht ausschließlich darum die #Energiewende zu verteufeln.

Es geht um Ideologie. Nicht um Realität.

Deshalb bleibt in der Realität und macht euch heute Abend mal einen Sekt auf, denn die Energiewende läuft gerade ziemlich erfolgreich.

Euer Captain F.

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Falls ihr übrigens denkt: „Das sieht nach Arbeit aus!“ – Ja. Ihr macht euch keine Vorstellung. Und wenn ihr euch mehr davon wünscht könnt ihr mich hier mit sehr kleinen Beiträgen unterstützen: https://www.patreon.com/user?u=32965554&l=de

Und ansonsten hab ich da ein schönes Buch mit mehr als 100 häufig sogar lustigen Grafiken. Perfekt für Lacher & Wissen aufm Klo. Muss ja nicht immer das Handy sein! 😉

https://www.amazon.de/Grafiken-f%C3%BCr-eine-bessere-Welt/dp/3969050170/ref=tmm_hrd_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=&sr=
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Quellen:

https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2024/oeffentliche-stromerzeugung-2023-erneuerbare-energien-decken-erstmals-grossteil-des-stromverbrauchs.html

https://www.zeit.de/wirtschaft/energiemonitor-strompreis-gaspreis-erneuerbare-energien-ausbau

https://www.klimareporter.de/strom/strompreis-schock-in-frankreich

https://www.fr.de/wirtschaft/verteuert-atomstrom-ende-billigstrom-frankreich-paris-92726554.html

https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/studie-stromgestehungskosten-erneuerbare-energien.html

https://www.iwr.de/news/strompreis-schockwelle-in-frankreich-dritte-grosse-preiserhoehung-fuer-verbraucher-in-einem-jahr-news38580

Bauernproteste oder bei einem Subventionsanteil von 50 % behaupten, dass man vom Staat ausgenommen wird.

Bauernproteste, die: Wegen des Wegfalls einer Subvention, die eine Preissteigerung von 0,24 Cent pro kg Weizen ausmacht, die Republik lahmlegen und von Umsturzphantasien träumen.

Dieser Einstieg ist definitiv übertrieben. Aber er passt damit perfekt in die Zeit. ALLES ist irgendwie zu groß, zu ernst, zu übertrieben, zu gnadenlos und geht immer bei „DEN ANDEREN“ vom bösest möglichen aus.

Also gehen wir mal vom Guten aus: Bauern sind keine homogene Gruppe. Es gab durchaus viele Wortmeldungen von (kleineren) Biobauern aber auch konventionellen Bauern, die sinngemäß meinten „naja klar der Wegfall des Agrardiesels kostet uns rund 3-5.000 € im Jahr aber das ruiniert uns nicht und tatsächlich passt die Vergünstigung eigentlich nicht mehr in die Zeit.“ Und es gibt die Landwirte, die legitimen Protest nach Berlin tragen.

Es gibt aber eben auch die Rechten oder einfach nur Verblendeten, die sich unter legitime Proteste mischen und die aufmischen mit dem Ziel „denen in Berlin“, „den Arbeitsscheuen und faulen Klimaaktivisten, den Fridays-for-Future Gören, den verwöhnten Youtubern“ und der „Horror-Ampel mit ihren Zwangsabgaben“ mal zu zeigen was ne Harke ist. Denn: „Bauern sind Leben“ und „ohne Bauern kein Essen“ und „Steuern sind Raub“.

Und dann steht am Ende ein erstaunlicherweise aufgewiegelter norddeutscher Mob und will am Fähranleger Schlüttsiel „mit Habeck reden“.

Ihre Forderung an den durchaus redebereiten Habeck: Er solle mit Megaphon mit ALLEN reden, nicht „nur“ mit 2-3 Vertretern.

Und allein diese Forderung zeigt die ganze Idiotie, die ganze Verblödung oder vielmehr das gruppenmäßige Nichtdenken des Jetzt. Denn in so Gruppen setzen sich selten die durch, die tatsächlich nachdenken, sondern die die am lautesten brüllen. So Gruppen sind am Ende daher zumeist blöder als der Einzelne. Und genau das ist das Problem.

Habeck kam aus dem Privaturlaub von der Hallig Hooge. Das führt natürlich schon mal zu Enttäuschung. Ein grüner Politiker, der nicht mal eben in die Ferne geflogen ist – und den man deswegen keinen wegen GRÜNER DOPPELMORAL überbraten kann – sondern grundsympathisch mitten im dunkelsten und verregnetsten Winter aller Zeiten Urlaub im Wattenmeer macht. Wird er sich in Zukunft gut überlegen. „Grüne Doppelmoral“ hin- oder her.

Es ist eine Grenzüberschreitung mit einem spontan über Social-Media hinstürzenden Mob einem Politiker im Privatleben zu blockieren. Und mit ihm eine große Zahl Fahrgäste, die komplett unbeteiligt sind. Diese Grenzüberschreitung hält keinem Vergleich mit Klimaklebern stand, die zwar verständlicherweise viele privat nerven aber niemanden gezielt privat attackieren.

Es hilft auch nicht, dass der dieselgeschwängerte vom Agrardiesel hinsubventionierte norddeutsche Mob nunja trotz allem recht norddeutsch war und mithin auf jeden aus dem Süden mutmaßlich eher gedämpft wütend bis erstaunlich entspannt wirkte.

Dieser gedämpft wütende Mob jedenfalls wollte MIT HABECK REDEN!!! Und stellten sich vor, dieser würde nun in leidlich unsicherer Unsicherheitslage mit dem Megaphon vor sie treten um eine Diskussion MIT ALLEN zu führen.

Das wiederum hätte kein basisdemokratischer Asta, kein Studentenparlament dieser Welt dummer fordern können, denn was soll das dann im Ergebnis sein? Ein Politiker brüllt ins Megaphon, eine Menge brüllt zurück, irgendwer macht eine Sirene an, und jeder tritt basisdemokratisch einmal vor während von hinten Beleidigungen oder Kohlköpfe fliegen? Habeck hatte sogar – im Grunde unnötigerweise – angeboten mit Vertreten zu reden und das ist im Lichte der Undurchdachtheit der Aktion noch das Bestmögliche und eigentlich Unverdiente, was zu erreichen war.

Und genau da sind wir im perfekten Sinnbild des Heute: Es ist alles irgendwie zu groß, zu übertrieben und vor allem ZU UNDURCHDACHT. Das Internet bildet aus und mit uns allen Gruppen, die zusammen auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner denken. DIE ANDEREN SIND SCHULD! Irgendwelche Anderen und die Mischen wir jetzt mal auf und wir haben recht und da ist auch schon wieder das DenkEnde des gemeinsamen Nichtdenkens erreicht.

Und dann mischen wir in all das das Locken des Libertarismus. Steuern sind Raub, alles andere sind Zwangsabgeben, alles zusammen „Zerstörung der Mittelschicht“ ABER bestehende Subventionen komischerweise „selbstverständlich!“ obwohl der Kern des Libertarismus wäre, dass Subventionen gar nicht existieren könnten weil der Staat mangels Einnahmen diese Ausgabe gar nicht tätigen könnte.

Die Landwirtschaft in Deutschland wird von 40-60 % aus Steuergeld finanziert. Mehr Staatsnähe gelingt nur Beamten. Da mit dem Libertarismus zu liebäugeln verrät einerseits die irritierende Strahlkraft dieses Nichtdenkkonzeptes und andererseits genau das Nichtdenken, was den häufig rechtslastigen Vertretern dieser Denkschule zupass kommt. Die eigentlich spannende Frage wäre zu überlegen wie diese reichlichen Subventionen klüger verteilt werden können damit gerade kleinere und familiäre Betriebe ein besseres und sichereres Auskommen haben und nicht nach- und nach von Konzernen und Investorenkapital gefressen bzw. durch explodierende Pacht ausgeblutet werden – während ein Lebensmitteloligopol aus ReweAldiLidlEdeka die Preise diktiert.

Statt diese Fragen zu stellen brauen wir da aber gerade mit fröhlicher Beteiligung von rechts bis konservativ ein Gebräu, das Regieren in Zukunft schwierig bis unmöglich macht. Stets angeheizt von der CDU, die im Kern fast lappig mittige Politik – die zu 90 % Fortführung ihrer Groko-Politik ist – als „linksgrüne Heimsuchung“ und „Abgabenwut“ brandmarkt. Einem Aiwanger, der sich in faszinierender Stillosigkeit als Alpentrump gegen „Alles aus Berlin“ positioniert ohne auch nur einmal tiefer nachgedacht zu haben und (Groß)Bauernpräsident und co. die fröhlich mitzündeln, um ihre Pfründe zu verteidigen und gar nicht merken WOLLEN wie sie unterwandert werden.

Wie will man denn in dieser aufgeheizten Destruktion der Idee eines demokratischen Staatswesens noch Wege finden wieder Unterstützung für dieses gemeinsame Projekt zu finden? Diese angeblich „undemokratische“ Ampel ist perfekt demokratisch gewählt und macht seitdem demokratisch Politik, die innerhalb aller demokratisch aufgebauten Leitplanken läuft.

NUR WEIL DIR ETWAS NICHT GEFÄLLT IST ES NICHT UNDEMOKRATISCH.

Es ist nicht mal undemokratisch, wenn es der Mehrheit (zeitweilig oder dauerhaft) nicht gefällt. Das ist das Wesen der repräsentativen Demokratie und das ist häufig auch nicht schlecht, weil die Mehrheit auch nicht immer die Klügsten zusammen bringt.

Aber all diese Erkenntnisse werden gerade aus Machttaktik über den Haufen geworfen und eine Front zwischen Bürgern und Staat aufgebaut. Also eine Front zwischen Bürgern und den selbst gewählten Vertretern ihrer selbst.

All das mit freundlicher Brandbeschleunigung sozialer Netzwerke, die rein zufällig ALLE von libertären und staatskritischen Milliardären betrieben werden, die sich im arroganten Geiste des Silicon Valley still und heimlich einfach nur für die besseren Staatenlenker halten.

Denn die Abwesenheit von Staat ist ja nicht „keine Macht für NIEMAND“ sondern „sehr viel Macht für JEMAND“ – also für Konzerne und damit sehr viel Macht für Milliardäre. Einzelne Milliardäre. Und so sehr man manchmal an Olaf Scholz leidet – von Elon Musk regiert zu werden wäre unterhaltsam aber mit Vorhölle noch freundlich umschrieben. Und halt vor allem: Bei Missgefallen nicht abwählbar. Das bleibt dann. Der bleibt dann. Für immer.

Libertarismus ist ein uneinlösbares Versprechen, ist im Kern schon eine sich widersprechende und viel zu radikale Ideologie, die wie eine Fata Morgana wegen menschlicher Unzulänglichkeiten stets unerreichbar bleibt. Sie ist damit genau wie alle anderen Ideologien, die so gnadenlos in der Geschichte und am Menschen gescheitert sind und dabei nicht selten sehr, sehr viele Menschenleben gekostet haben. Mit etwas Glück spielt Argentinien (sorry Argentinien) das rechtzeitig für uns durch, mit etwas Pech wird das Gift der Libertären vorher die Idee eines demokratisch gewählten Staates für alle zersetzt haben.

Denn immer lockt in der Ferne das Versprechen „Hey du musst nichts diskutieren oder kompliziert aushandeln mit Menschen, die anders denken als du – im Libertarismus machst du einfach worauf DU BOCK HAST, es gibt keine Steuern aber trotzdem wie von Geisterhand alles was ein Staat – also genau diese Steuern finanzieren. ES WIRD GEIL. SO GEIL WIE DER FREIE MARKT!“ Die Erkenntnis, dass man im Libertarismus vor allem macht, was ein Milliardär will, die kommt erst später. Zu spät.

Daher: Wenn wir den Laden hier am Laufen halten wollen, dann sollten wir alles mal eine Nummer versöhnlicher und gutwilliger betrachten. Auch übrigens Demonstrationen – denn die gehören zu einem modernen liberalen Staat. Egal ob da nun Klimaschützer oder Landwirte demonstrieren. Und wir sollten vielleicht mal sehen, was wir da haben. Wie gut es uns geht und wie gut es uns gehen kann wenn wir zusammenarbeiten statt aus Egoismus, Eigennutz, Machttaktik und Blindheit das Klima jeden Tag ein bisschen mehr zu vergiften und zu erhitzen. Das ist anstrengend, da muss man viel reden und weniger brüllen oder deklarieren, man muss mitnehmen oder wenigstens nicht komplett unnötig vor den Kopf stoßen und man kriegt nicht alles was man will aber: Es ist der Weg.

Ständige neue Grenzüberschreitungen, die dann später in Social-Media für „legitim“ erklärt werden weil „Die Gegenseite sie ja unvermeidlich macht!“ führen früher oder später zur AfD-freundlichen Destruktion unseres Gemeinwesens und das wird Deutschland für uns ALLE schlechter machen.

Bauernproteste: Warum die Grünen schuld sind

Was ich übrigens nie verstehen werde ist die ominöse Front Bauern vs Grüne.

CDU und Bauernverband haben über Jahrzehnte mit der Förderung industrieller Großbetriebe bäuerliche Familienbetriebe zerstört.

Grüne haben mit dem EEG riesige Einnahmequelle für Landwirte geschaffen.

Ich hab 10 Jahre lang bei einer Solarfirma gearbeitet und Landwirte – und zwar JEDER Größenordnung – waren damals mit unsere wichtigsten Kunden.

Fast alles Höfe haben riesige Dachflächen, mit dem EEG entstand so für alle, die ein bisschen offen waren, eine hervorragende Einnahmequelle, die kaum Arbeit verursacht. Wer einmal die Küste lang gefahren ist, weiß was ich mein. Da reiht sich PV-Anlage an PV-Anlage, häufig wurden sogar extra Hallen für die PV gebaut. Die Einnahmen sind über 20 Jahre sicher und werden in vielen Fällen jede Agrardieselvergünstigung übertreffen.

Grüne setzen sich zudem auf europäischer Ebene und in Deutschland für eine Veränderung der Subventionspolitik ein, die kleineren – häufig familiengeführten Betrieben – zugute kommt.

CDU und der von Großbauern geführte Bauernverband blockieren alle Versuche den Subventionen so endlich Lenkungswirkung zu geben.

Nicht zuletzt sitzen viele der führenden Bauernvertreter fröhlich in Aufsichtsräten der Ernährungsindustrie. Warum eigentlich?

Denn da kommen wir dem tatsächlichen Problem der Landwirte näher. Wir haben in Deutschland ein Oligopol der Ernährungsindustrie. Inzwischen wird der Markt von nur noch 4 Konzernen bestimmt. Und so aggressiv die Bauernvertreter gerade gegen die Ampel und vor allem gegen die Grünen auftreten, so merkwürdig handzahm waren sie häufig gegenüber der Ernährungsindustrie, woran sicher der ein oder andere Aufsichtsratsposten nicht ganz unschuldig war. Klingt so gar nicht nach Interessenkonflikt oder?

Wir haben seit Jahrzehnten einen permanenten Wachstumsdruck weil der Anteil der Landwirte am verkauften Produkt stetig sinkt.

Von 1970 bis heute sank der Anteil der Landwirte bei Milch von 58 % auf 36 % bei Kartoffeln von 58 % auf nur noch 23 % und bei Eiern sogar von 88 % auf 38 %! Während in der gleichen Zeit die Eigner von Lidl/Kaufland und Aldi zu Deutschlands reichsten Milliardären wurden.

https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/haetten-sies-gewusst/infografiken/welcher-anteil-der-verbraucherausgaben-fuer-nahrungsmittel-kommt-bei-den-landwirtinnen-und-landwirten-an

Und der Bauernverband stand immer voll hinter dem auch dadurch erzwungenen „Strukturwandel“ der nichts anderes heißt als: The winner takes it all. Anders gesagt: Größer frisst kleiner, weil größer stärker skalieren und investieren kann, also heißt es wachsen um jeden Preis und natürlich auf Kosten der Kleinen.

DAS HÖFESTERBEN WAR VON BAUERNVERBAND UND UNION IMMER GEWOLLT.

Der einzige Ausweg für Landwirte in so einem Umfeld mit einem faktischen Preisdeckel der Produkte ist neben dem aggressives Wachstum die geschickte Nutzung von Subventionen. Denn Subventionen machen je nach Art des Betriebs im Schnitt 50 % des Einkommens aus bei Nebenerwerbslandwirten sogar 90 %!
https://www.agrarheute.com/management/finanzen/waere-bauern-keine-agrar-subventionen-mehr-bekommen-574145

Leider haben aber auch die Subventionen, die so reichlich aus unser aller Steuergeld fließen, wenig Lenkungswirkung. CDU und Bauernverband bzw. Landwirtschaftslobby verhindern auf EU-Ebene seit Jahrzehnten eine stärker Berücksichtigung anderer Faktoren als der Flächengröße. Wobei man CDU & Bauernverband durchaus synonym verwenden kann weil die Mitgliedschaft in dem einem Verband meist die Mitgliedschaft in dem anderen bedingt.

Wahr ist nun wiederum, dass die Bürokratie auch durch und für Umwelt- und Naturschutzvorgaben immer weiter zugenommen hat. Und hier zeigt sich immerhin ein Problem, an dem die Grünen nicht komplett unschuldig sind. Denn egal ob groß oder klein, die Formulare und Abläufe sind die gleichen oder ähnlich. Das heißt: Kleine Familienbetriebe müssen mühsam nach Feierabend Förderung beantragen oder verzichten darauf weil der Aufwand zu groß ist – große Betriebe mit 100 Mitarbeitern stellen dafür einfach einen Profi ab.

Hier muss also ein Ziel sein Natur- und Umweltschutz so einfach und unbürokratisch wie möglich zu erreichen.

Da hätte die Union allerdings durchaus für kämpfen können. Sie hat von 2008 bis 2021 den Landwirtschaftsminister bzw. die Landwirtschaftsminiterin gestellt und war in der EU faktisch an der Regierung: Von systematischem Bürokratieabbau kann man aber komischerweise nicht berichten. Dabei hat die Union auch in den Ländern häufig das Landwirtschaftsministerium – da sollte man sich doch einigen können.

WOVON man aber gehört hat waren ständige Bemühungen von Union und FDP den Ausbau des Bioanbaus auszubremsen. Dabei war EXAKT der jahrzehntelang für viele kleinere Betriebe der letzte Rettungsanker. Die Konversion schaffen die Betriebe aber häufig nicht aus eigener Kraft, denn die ist teuer. 2-3 Jahre lang produziert man zu Biokosten – kann aber nur zu konventionellen verkaufen. Ohne Rücklagen oder staatliche Unterstützung ist man da verloren.

https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/umstellung/umstellungszeitplaene/

CDU-geführte Regierungen haben zudem 16 Jahre zugesehen wie bundeseigene Länderreien vor allem nach der Wende an den Meistbietenden und damit nicht selten an Großinvestoren und Investmentgesellschaften aus dem Ausland verscherbelt wurden, die dann die Pachtpreise für die Landwirte auf ein Mehrfaches hochzogen. Immer wieder wurde angemerkt, dass es klüger wäre wenn Bund und Länder die Flächen halten und preisdämpfend einsetzen. Aber…das große Geld aus der weiten Welt es lockte zu sehr.

Erst die Ampel hat diese Politik endlich beendet. https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/agrarflaechen-bund-will-privatisierung-in-ostdeutschland-weitgehend-stoppen-a-0dedec05-c7a0-4953-8df5-47f86476763e

Trotzdem läuft die Landübernahme auf den Gesamtflächen weiter. Über die praktische Gesetzeslücke der Share Deals können Beschränkungen ausgehebelt werden indem der Investor dem Landwirt einen Feigenblattanteil lässt.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/acker-flaeche-investoren-aldi-munich-re-100.html

Dagegen kämpft z.B. Thüringen mit Unterstützung der bäuerlichen Arbeitsgemeinschaft. Und wer ist dagegen? Na?

Genau. Der Bauernverband. Seid ihr auch so ÜBERRASCHT wie ich?

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/agrarstrukturgesetz-landwirtschaft-bauer-landgrabbing-100.html

Man kann also final sagen: Die Grünen sind schuld WEIL DIE GRÜNEN SCHULD SIND. Das reicht als Argument.

Denn diese merkwürdige Phalanx aus CDU / Bauernverband + vielen Landwirten ist nur eine wegen Stallgeruch. Weil man sich halt kennt und aus der gleichen Ecke kommt. Und in der Ecke findet man Grüne halt doof, weil man sie doof findet, weil sie der Vater bereits doof fand und der Opa sowieso – obwohl einen die eigenen Leute permanent hängen lassen und den Landhaien zum Fraße vorwerfen.

Und die Solaranlage baut man dann halt schon aufs Dach, weil es nunmal finanziell Sinn macht, und freut sich über die Pacht für die Windrakftanlagen – aber anrechnen tut man das den Grünen trotzdem nicht.

Feindbilder sind nun einmal einfach wirkmächtiger als Logik und Realität.

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Ich kämpfe auf meinen diversen Accounts und auf meinem Blog dafür Fakten und vor allem Zusammenhänge möglichst unvoreingenommen und verständlich unter die Menschen zu bringen. Das ist ein riesiger Aufwand. Weitestgehend unbezahlt. Wenn ihr das unterstützen mögt hab ich ein tolles Patreon: https://www.patreon.com/user?u=32965554&l=de

Jede Unterstützung bedeutet, dass ich mehr Zeit habe um den Finger in die Wunde zu legen. Danke!

Heizungsgesetz – eigentlich ganz einfach

Was wurde dem Heizungsgesetz bzw. dem Gebäudeenergiegesetz aus dem BMWK nicht alles angedichtet: Es wäre viel zu kompliziert, nicht technologieoffen und die Vorgaben nicht erfüllbar bzw. zu gigantischen Kosten führen.

Der Witz ist nur: Eigentlich ist es sehr einfach und logisch die Vorgaben des Gesetzes zu erfüllen. Wenn man ehrlich ist, ist es sogar ein ziemlicher Nobrainer.

Es gibt EXAKT einen Schritt, den man als Haus- oder Wohnungsbesitzer tun muss um RUHE ZU HABEN: Bei nächster Gelegenheit eine Heizung einbauen, die zu mindestens 65 % mit Erneuerbarer Heizenergie laufen kann. Und das wird dann bei Neubauten mit bis zu 35 % und bei Altbauten mit bis zu 70%! gefördert! Fanfaren, Tusch, Party, Nice, Erledigt! YIHA!

Wer nun aber sagt: ICH WILL MÖGLICHST LANGE FOSSILE HEIZEN! der hat es tatsächlich etwas komplizierter. Aber das nur weil das Gesetz tatsächlich nett sein möchte und eine ganze Reihe Ausnahmen und ausgedehnte Übergangszeiträume für Fossilien hat. Da muss man dann tatsächlich schauen ob Alt- oder Neubau, wie groß der Ort ist, ob es schon eine kommunale Wärmeplanung gibt und ab wann. Schaut gerne in die Grafik, da ist das Wichtigste drin, ihr könnt einfach den Pfeilen folgen. Aber Vorsicht: Wer sich zu lange Zeit lässt mit dem Umbau verpasst ziemlich viel Förderung…

Weil ich offensichtlich ein netter Mensch bin könnt ihr hier völlig gratis die Grafik zum Gebäudeenergiegesetz anschauen und runterladen. Ihr könnt sie so groß wie ihr wollt ausdrucken, gerne auch als Plakat an Wände hängen.

Falls ihr denkt: „Oh, das ja tatsächlich nett und sieht nach verflucht viel Arbeit aus!“ könnt ihr mich unterstützen auf meinem freundlichen Patreon. Denn klar, ich muss mir sowas auch zeitlich leisten können…

Ich hab auch noch ein vereinfachtes Plakat designed, das zusätzlich alle Heizungstechnologien enthält. Auch das könnt ihr natürlich herunterladen, verbreiten und ausdrucken. Nur mein Wasserzeichen das dürft ihr NICHT rausnehmen.

Und wenn ihr euch fragt: ABER WARUM DAS GANZE?! Ein Drittel der deutschen Klima-Emissionen stammen aus dem Wärmesektor. Effektiver Klimaschutz ohne den Wärmesektor ist also kaum möglich – nicht zuletzt ist der Wärmesektor im Grunde einfacher umzustellen als z.B. Teile des Transportsektors.

So. Damit sind wir eigentlich schon durch. Da hat das neue Jahr doch gut begonnen!

Euer Captain Futura.

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Zusatzinfos. Womit kann ich „erneuerbar“ Heizen:

Wobei „Erneuerbare Heizenergie“ zudem sehr weit gefasst ist. Denn erst einmal geht es nur um die MÖGLICHKEIT die Heizung mit Erneuerbaren laufen lassen zu KÖNNEN. Zudem fällt auch Biomasse – also auch Holz unter „Erneuerbare Heizenergie“.

Insofern gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten die Vorgaben zu erfüllen. Die einfachste und konsequenteste ist sicherlich eine Wärmepumpe. Die läuft mit Strom, der in Deutschland zunehmend aus Wind & Sonne kommt und ist damit perspektivisch fast emissionsfrei. Wärmpumpen haben mittlerweile eine Leistungskennzahl von 1:3 bis 1:4 – das mit 1 Einheit Strom werden 3-4 Einheiten Wärme von draußen in das Haus gepumpt. Ist es besonders kalt, verschlechtert sich (je nach Auslegung) diese Kennzahl. Schlimmstenfalls, irgendwo deutlich in den Minusgraden, muss die Wärmepumpe mit einem Heizstab zuheizen. Warm wird es also immer – nur eben manchmal etwas ineffizienter aber immer noch mit einer Effizienz ÜBER 100 %!

Diese Effizienz ÜBER 100 % kann eine Gas- oder Ölheizung gar nicht erreichen. Auch wenn sie dann demnächst als „H2-ready“ (also Wasserstoff-ready) angeboten, oder mit Biogas bzw. Efuel betrieben wird. Gerade die Herstellung von Efuels ist SEHR ineffizient (bis hin zum Faktor 1:10), Biogas ist erst einmal eine gute Alternative, aber auch hier sind die Preise der Zukunft reichtlich unklar UND die Flächeneffizienz von Biogas ist recht gering. Gegenüber Freiflächenphotovoltaik beträgt sie 1:50. Zudem: Wenn wir schon große Flächen für Biogas statt Nahrungsmittel zur Verfügung stellen, sollte das Biogas eigentlich ZWINGEND in Kraft-Wärme-Kopplung Strom erzeugen, also Strom UND Wärme und nicht nur Wärme.

Wasserstoff schließlich ist schon ziemlich toll und verbrennt emissionsfrei – wird in Zukunft aber sehr wahrscheinlich zuerst für die Industrie gebraucht, inwiefern das wirklich am Ende in das bestehende Gasnetz eingespiesen wird (da es zudem ein sehr flüchtiges Gas ist) darf durchaus bezweifelt werden. Das ist eine Wette mit unbekanntem Ausgang.

Eine Wette übrigens, die selbst die technologieoffene FDP-Spitze nicht gehen wollte und sich deshalb in ihre neuen Privathäuschen – ja genau: Wärmepumpen eingebaut hat.

Insofern: Ja Gasheizung in der Anschaffung erst einmal günstiger. Aber der CO2-Preis steigt zügig und die alternativen Treibstoffe tun sich schwer, daher Vorsicht vor der Kostenfalle.

Wer die Möglichkeit hat sich an ein (kommunales) Nah- oder Fernwärmenetz anzuschließen ist erst einmal fein raus. Denn er kann die Aufgabe der Umstellung auf Erneuerbare einfach outsourcen. Einfach anschließen und vergessen – kümmern muss sich die Kommune. Die muss dann in Zukunft die Wärme schrittweise auf erneuerbar umstellen. Was übrigens, wie riesige Wärmepumpen in Dänemark und Österreich zeigen, gar nicht so schwierig ist und selbstverständlich Effizienzvorteile hat. Zudem ergeben sich spannende Konzepte – unter anderem können mit der Abwärme aus der Kanalisation komplette Stadtviertel versorgt werden. Da wird einem perspektivisch vom Klogang gleich zweimal warm.

Zu Guter Letzt kann auch die Solarthermie als Zusatzheizung genutzt werden und natürlich ist es auch möglich mit Pellets bzw. Holz zu heizen. Genauer gesagt: Es ist MÖGLICH, aber aus zwei Gründen nicht zu empfehlen.

1. Aus Sicht des Klimas ist das Heizen mit Holz inzwischen hochproblematisch. THEORETISCH wachsen die gefällten Bäume nach, holen das CO2 wieder aus der Luft und alles ist ein Kreislauf. PRAKTISCH dauert das locker mal 30 Jahre (Was für uns aktuell sehr ungünstig ist) ZUDEM klappt es kaum mehr weil die Wälder weltweit unter Druck sind, verdörren, abbrennen und völlig überforstet sind. KLARTEXT: „Pellets aus Reststoffen“ sind in dieser Form LÄNGST nicht mehr verfügbar. JEDE zusätzliche Holzheizung kann mit Reststoffen nicht mehr bedient werden. Umfangreiche Recherchen haben aufgedeckt, dass da am Ende häufig rumänischer Urwald im Keller landet. Die Holzmafia ist weltweit eine der umsatzstärksten kriminellen Verbünde. Ergebnis: Pellets können am Ende klimatechnisch schlimmer als fossile Brennstoffe sein, weil sie Raubbau an der Umwelt bedeuten und in der Herstellung auch noch energieintensiv getrocknet werden müssen.

2. Heizen mit Holz ist ein ziemlich unsauberer Verbennungsprozess. Das absurde daran: Weil das so enorm beliebt ist (siehe Gemütlichkeit) zerschießen wir uns alle Fortschritte bei der Luftqualität durch immer sauberere Autos und co. In manchen (gerade betuchten) Vierteln ist die Luftqualität inzwischen in den Wintermonaten aufgrunde der „Wohlfühlkamine“ so desolat, dass man selbst mit gesunder Lunge am besten kaum mehr rausgehen sollte. Die Raumluft übrigens leidet natürlich mit.

Also Holz gehört in den Wald ODER in Holzhäusern, Brücken, hochwertigen Möbeln gebunden und NICHT in die Verbrennung.

Fazit: Wärmepumpe top und längst auch bei älteren Häusern möglich, Holz eine Option als Zusatzheizung für ganz kalte Tage (als Alleinheizung klima- und lufttechnisch problematisch), H2-ready Gasheizung riskante Wette, Biogas etwas weniger riskante Wette aber eigentlich besser für Kraft-Wärme-Kopplung, Nah- und Fernwärme praktisch und einfach.

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Zusatzinfos. Warum sind neue Holzheizungen NICHT erneuerbar:

Da ich schon geahnt haben, dass die Kritik kommt also HEIZEN MIT HOLZ. Wenn ihr vor Ort eine nachhaltige Reststoffquelle habt und eine BESTEHENDE Holzheizung: Luftschadstoffe bleiben ein Problem aber immerhin ist der Rest halbwegs okay. Wenn nicht sei folgendes gesagt: Es wurde stets behauptet, dass nur junge Wälder CO2 binden. Das war kompletter Bullshit. Gerade alte und dicke Bäume binden sehr hohe Mengen von CO2 auf engem Raum, also genau was wir brauchen. Und Bäume binden Jahr für Jahr zusätzliches CO2 bis ans Ende ihres Lebens.

Studie dazu: https://www.uni-hamburg.de/newsroom/presse/2017/pm63.html

Zudem binden auch Totholz, Humus und Waldboden große Mengen von CO2, die beim Durchforsten mit schwerem Gerät freigesetzt werden. Infos z.B. hier https://totholz.wsl.ch/de/funktionen-von-totholz/kohlenstoffkreislauf/

Totholz ist zudem im Regelfall KEIN Brandherd. Vor allem nicht in Naturwäldern. Es liegt auf dem Boden, modert und hält Feuchtigkeit. Was soll da brennen?
https://sachsen.nabu.de/news/2023/33052.html

Es gibt nicht mehr genug Reststoffe für neue Holzheizungen. WIRKLICH NICHT. Das bedeutet zudem dass es in Zukunft zu DEUTLICHEN Preissprüngen kommen kann wenn die letzten Urwälder unwiderruflich abgeholzt sind. Denn dann kann auch die Holzmafia den Bedarf nicht mehr auf Kosten der Allgemeinheit bedienen.

Als Startpunkt: https://www.sueddeutsche.de/politik/holz-mafia-waelder-abholzung-recherche-1.5760966
Weiterführend warum auch viele Siegel NICHTS bringen: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/abholzung-tuev-zertifizierungsunternehmen-holzwirtschaft-nachhaltigkeitssiegel-e489005/?reduced=true

Sonne und Wind dagegen wird es IMMER im Überfluss geben! Füttert nicht die Holzmafia! Wir BRAUCHEN dei WÄLDER nicht die FORSTE!
https://www.deutschlandfunk.de/oekologe-ueber-waldbrandgefahr-reales-risiko-dass-waelder-100.html

Minireaktoren zu Maxipreisen

NuScale wollte Minireaktoren (SMR) bauen. Da das Baukonzept vergleichsweise konventionell ist, sind sie die ersten, die in den USA eine Zulassung haben. Nach einer Kostensteigerung um 75 % musste die Firma trotz Millardenförderung von Trump-Administration aufgeben.

Der Projektpartner schreibt in einer Pressemitteilung: „In Zukunft werde sich das Unternehmen auf den Ausbau von Windenergie, Solarkraftwerken und Batterien konzentrieren.“

🥳

EIGENTLICH sollte das Projekt aus mehreren Minireaktoren 5,3 Milliarden kosten. Dann wurden daraus 9,3 Milliarden. Und wir wissen alle: Im Bau hätts sich nochmal locker verdoppelt und fertig geworden wäre es ganz, ganz, gaaanz sicher wie geplant – wie eigentlich ALLE Atomkraft-Projekte …

Ursprünglich sollte der Strom aus dem Minireaktor (INKLUSIVE FÖRDERUNG!) 55 Dollar pro MWh kosten. Was schon nicht so richtig günstig ist. Aber für „grundlastfähigen“ CO2-armen Strom noch halbwegs okay. Dann wurden daraus – durch kräftige Kostensteigerung bei den Rohstoffen – mindestens 89 Dollar pro MWh und der Projektpartner bzw. Investor verlor spontan und völlig überraschend den Bock zu investieren.

Solarstrom kann man inzwischen OHNE FÖRDERUNG locker für knapp über 30 Dollar pro MWh produzieren. In den sonnigen USA sowieso, selbst bei uns fangen Freiflächenanlagen bei 3 Cent pro kWh an, was grob vergleichbar mit 30 Dollar pro MWh ist.

Zusammen mit Batteriespeicher entstehen Gesamtkosten um die 45 Dollar. Mit Batteriespeicher ist man aber nicht nur „grundlastfähig“ – man kann extrem flexibel Spitzenlast produzieren und da Sonne grob ganz gut zu typischen Lastkurven des Verbrauchs passt, muss nur ein Teil des Sonnenstroms zwischengespeichert werden.

Da kann ein Vorschüler ausrechnen, dass sich Minireaktoren zu Maxipreisen nicht lohnt.

Die Minireaktor-Szene versuchte natürlich sofort zu beruhigen, „Dass das jetzt nur ein Projekt wäre und gar keine Aussage über die Idee an sich träfe“.

Der Witz ist nur: Da das Konzept von NuScale recht klassisch ist und auf preistreibende Innovationen verzichtet, ist es derzeit eigentlich das Günstigste am Markt. Andere Reaktortypen arbeiten mit Flüssigsalzen etc. und werde als noch teurer prognostiziert.

Dafür wird dann gesagt, dass Minireaktoren sicherer sind und weniger Atommüll produzieren.

…..

So. Ihr seid ja alle klug hier. Denkt mal ganz kurz selber nach.

Wir haben eine extrem hochskalierte, zentrale Technologie, die im Regelbetrieb sehr zuverlässig auf kleinem Raum Strom produziert. Die aber leider Atommüll produziert, alles im Inneren verstrahlt (Das erzeugt auch Atommüll), ein erhebliches Restrisiko hat und jederzeit beschützt werden muss weil sie gute Ziele für Terroristen und andere kranke Subjekte ist.

Jetzt bauen wir statt einem zentralen, hocheffizienten Reaktor 10. Oder 100. Na? Was denkt ihr?

…..

Genau. Man skaliert nicht. Man de-skaliert eine zentrale und komplexe Hochrisikotechnologie. Ich muss jetzt nicht EINEN Reaktor steuern und warten, sondern 100. Wie genau soll das günstiger werden?

Ich hab jetzt nicht EINEN Reaktor mit all den Risiken, Sicherheitszäunen, Überwachung, Personal, Brennstofflieferungen mit Polizei ich hab 100. Ich bring das Risiko in die Fläche. Wie genau soll das SICHERER werden? Das ist doch der feuchte Traum jedes Terroristen und ein Albtraum in Kriegszeiten.

Ich hab jetzt nicht EINEN zentralen hocheffizienten Reaktor, der 30 Jahre läuft und die Materialien im Inneren verstrahlt. Ich hab 100, die alle Materialien im Innenraum unwiderbringlich verstrahlen. Wie genau soll das WENIGER Atommüll bringen? *

…..

Ich hätte jetzt einen ganz einfachen Tipp. Wie sollten statt auf diesen nächsten gigantischen HOAX namens „Minireaktoren“ reinzufallen, einfach machen, was der Projektpartner von NuScale macht: „Auf den Ausbau von Windenergie, Solarkraftwerken und Batterien konzentrieren!“

Also EXAKT das, was die Regierung und vor allem Habeck gerade sehr erfolgreich macht. Und ja, Solarenergie scheint nicht immer und vor allem saisonal unterschiedlich ** ABER das gleicht sich sehr gut mit Windenenergie aus *** so dass Sonne + Wind + Biomasse + Batterie in den meisten Fällen völlig ausreicht und für längere Mangellagen brauchen wir eine Gasreserve, die durch Wasserstoff aus Überschusszeiten ersetzt werden kann.

Atomkraft dagegen? Schlicht zu teuer.

Euer Captain F.

……

* Tipp: Man rechnet inzwischen mit dem 2-3 fachen an verstrahltem Müll.

** Zumindest in DE, ich bin gerade in Sizilien und ich kann euch sagen, hier holt man sich selbst im November nen Sonnenbrand.

*** Gerade wird die Sonne in DE kaum überhaupt mal gesehen (Wie gesagt: ich bin gerade in Sizilien, mein Mitleid begleitet euch täglich) und trotzdem kommen 83 % des Stroms aus Erneuerbaren. Winterhalbjahr = Windhalbjahr.

Hervorragender Artikel in der Wirtschaftswoche:
https://www.wiwo.de/technologie/forschung/nuscale-gescheitert-tiefschlag-fuer-die-nuklearindustrie/29499704.html?utm_source=pocket-newtab-de-de

Studie vom Fraunhofer zu den Preisen:
https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/studie-stromgestehungskosten-erneuerbare-energien.html

Reuters berichtet:
https://www.reuters.com/business/energy/nuscale-ceo-defends-modular-nuclear-plants-after-project-cancellation-2023-11-14/

Science berichtet:
https://www.science.org/content/article/deal-build-pint-size-nuclear-reactors-canceled

Warum die Helmpflicht gefordert wird

Der Herbst steht an der Türschwelle und mit ihm Dunkelheit und rutschige Blätter und da sind auch die typischen Diskussionen nicht weit:

– Warnwestenpflicht für alle aufm Rad
– Fahrradhelmpflicht für alle aufm Rad

Merkwürdigerweise treffen all diese Diskussionen immer nur Menschen auf dem Rad. Nie Autofahrer oder Fußgänger. Sie werden auch komischerweise so gut wie nie von Menschen geführt, die selber viel und vor allem im Alltag Rad fahren.

Ganz im Gegenteil. Sie werden eigentlich grundsätzlich BESONDERS LAUTSTARK von Leuten geführt, die sich hauptsächlich mit dem Auto fortbewegen aber stets mit dem paternalistischen Unterton, dass man ja nur „Das Beste für die radelnden Mitmenschen“ möchte.

Denn ja, man fordert das ja ganz uneigennützig in vollendetem Alturismus, damit die armen Menschen nicht übersehen werden oder sich nicht verletzen. Während man sich bemühen muss nicht vor laufender Kamera loszukichern, weil es natürlich eigentlich darum geht diesen nervigen Radfahrern und Radfahrerinnen endlich mal die Zunge zu zeigen.*

Auf jeden getöteten Radfahrer kommen 1,5 Fußgänger und 4,5 Autofahrer mit tödlichen Kopfverletzungen. Man könnte also genauso gut die Helmpflicht im Auto fordern.

https://www.clevere-staedte.de/blog/artikel/helmpflicht-f%C3%BCr-fu%C3%9Fg%C3%A4nger-und-autofahrer

Macht man aber natürlich nicht, denn das Ziel ist ja nicht Radfahren sicherer zu machen, sondern Radfahren WENIGER zu machen. Wer Radfahrer schützen will, baut sichere und gute Infrastruktur. Wer den blöden Radfahrern die Zunge zeigen will und Radverkehr reduzieren, fordert eine Helmpflicht „zum Schutz der Radfahrer“. Die dann zügig den Radverkehr reduziert. Und weil weniger Rad fahren sind die Autofahrer Radfahrer dann nicht mehr gewöhnt und in der Folge nehmen die Unfälle mit Radfahrern zu. So in Australien passiert.

Da haben nach der Einführung der Helmpflicht die Kopfverletzungen bei Radfahrern nur um 13 % abgenommen. Dafür nahm das Radfahren bei jungen Menschen um 30 % ab.
Leider haben pro Streckenkilometer die Verletzungen in Folge dessen sogar zugenommen, das gilt auch für Teile von Kanada mit Helmpflicht, weshalb in Vancouver viele Radfahrer mit Shirts gesehen werden auf denen steht: „I wear a helmet so that you can drive like an idiot“ („Ich trage einen Helm, damit du wie ein Idiot fahren kannst“)

https://www.bmj.com/content/346/bmj.f2674
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8870773/
https://taz.de/Debatte-Helmpflicht-fuer-Radfahrer/!5063181/

Die Helmpflicht war also ein voller Erfolg.

Dabei den Radfahrern die Zunge zu zeigen und wer Herr im automobilen Hause ist.

Denn wer WIRKLICH Radfahrer schützen will kümmert sich um sichere Infrastruktur und sorgt so auch für VIELE Radfahrer. Denn es gilt: Radfahren wird sicher durch viele Radfahrer und Radfahrerinnen. Wie bei einem Fischschwarm entsteht ein Mengenschutz, weil Autofahrer die Radfahrer nicht mehr übersehen können und sich daran gewöhnen vorsichtig zu sein.

https://www.zeit.de/mobilitaet/2015-03/radfahren-sicherheit-unfall

In den USA tragen 38 Prozent der Radler einen Helm, in den Niederlanden 0,1 Prozent. Trotzdem werden in den USA auf der gleichen Distanz VIER bis FÜNFMAL so viele getötet wie in den Niederlanden.

Was Radfahrern wirklich rettet ist also: Sichere Infrastruktur. Tempo 30 innerstädtisch. Zügig von Eis, Schnee und Blättern geräumte Wege.

Was nicht hilft ist Helmpflicht.

Klar ist: Als Erwachsener einen Helm zu tragen ist INDIVIDUELL die Entscheidung sich stärker gegen Kopfverletzungen abzusichern. Aber diese Entscheidung kann jeder für sich selbst treffen.

Ansonsten gilt: Das Ziel sollte nicht sein, dass VERUNFALLEN sicherer zu machen sondern das RADFAHREN.

Deshalb: Helmpflicht wird nicht gefordert, um Radfahrer zu schützen – sie wird gefordert um Radverkehr zu reduzieren. Das gleiche gilt für Warnwesten und ähnlichen Blödsinn. Und ein reduzierter Radverkehr sorgt übrigens auch umgehend für einen Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – denn Radfahren ist gesund, ein Effekt der die möglichen Verletzungen mehr als aufwiegt!

Anderherum gilt: Wer Warnwesten und Helme für Radfahrer fordert – muss auch Helme für Autofahrer fordern und Autos in dunkeln Farben verbieten. Warum gibts da eigentlich nicht täglich Studien zu? Wie all die Autos in den deprimierenden Nichtfarben die Unfallrate erhöhen, weil sie so schlecht sichtbar sind?

Merkt euch einfach: „Helm rettet – Helmpflicht nicht.“

Euer Captain Futura.

……

* P.S. Ja das ist etwas pöbelig, daher sei zur Sicherheit erwähnt: Es gibt ganz sicher auch viele Menschen die Helmpflicht und Warnwestenpflicht nur aus Unwissenheit fordern oder gut finden. Die sind aber regelmäßig auch nicht die lautesten Stimmen.

Wovor Konservative Angst haben

Die CDU titelt im hessischen Wahlkampf „AUTO VERBIETEN VERBOTEN!!!“ als hätte sie direkt den rechtskonservativen Twitterstream von Welt bis AfD-Friendos auf Papier gebannt. *

Ich würde sagen mutmaßlich will NIEMAND in der hessischen Politik Autos verbieten. Gerade in Hessen muss man sich da nun wirklich keine Gedanken machen. **

Aber die CDU hat damit wie auch beim „Heizverbot“ oder „Heizungsverbot“ das grundsätzliche Drehbuch des Rechtspopulismus kopiert, das spätestens seit Jörg Haider gilt:

Schritt 1) du erfindest etwas, was DIE LINKEN oder DIE GRÜNEN angeblich verbieten wollen

Schritt 2) du präsentierst dich als den aufrechten Freiheitskämpfer gegen dieses Verbot, das niemand plant

Schritt 3) du wirst begeistert gewählt

Statt windiger Wahlversprechen, die du nie halten wirst oder jemals vorhattest zu halten, jetzt einfach erfundene Wahlversprechen, die sich erfüllen OHNE, DASS DU WAS TUST! Einfach nur durch PURE ANWESENHEIT und Verbotssuggestion!

Das Perpetuum immobile der Politik!

Zeitgleich formulierte Alice Weidel unter tosendem Applaus folgende eindrucksvolle Zeilen: „Sie wollen uns die Heimat kaputt machen. Sie wollen uns die Schweinshaxe, die Bratwurst … das Schnitzel verbieten! Und ich kann euch sagen, ich lasse mir nicht mein Schnitzel wegneh-men. Niemand geht an mein Schnitzel! Wir werden von Wahnsinnigen regiert! Und von Idioten! Liebe Freunde!“

Man möchte sagen: „Niemand will dir ans Schnitzel, Alice!“ aber vor allem „Wie bekomme ich die Bilder jetzt wieder aus meinem Kopf?!“

Aber es stimmt doch, denn laut Welt und BILD hat Cem Özdemir Veggizwang verordnet und Fleisch verboten!

Sagt die Headline. Der Fließtext sagt: Cem Özdemir hat nichts für Deutschland verboten (wie könnt er euch), er hat nichts in der Kantine des Ministeriums verboten, er hat einfach nur bestimmt wie auf VERANSTALTUNGEN des Ministeriums die Vorgaben an Caterer sind.

Und die Vorgaben sind: Öko-Lebensmittel, möglichst regional und vegetarisch. Wobei ich davon ausgehe, dass das vegetarisch auch eine Folge der ersten beiden Vorgaben ist – wer einmal versucht hat im Bioladen Fleisch zu kaufen, weiß was ich meine.

Natürlich stehen solche Vorgaben einem Grünen Ministerium sehr gut zu Gesicht. Und natürlich werden Welt und BILD demnächst durch die Kantine des Ministeriums recherchieren und eiskalt aufdecken, dass in einem angeblich dem KLIMASCHUTZ verpflichteten GRÜNEN Ministerium FLEISCH gegessen wird! GRÜNE DOPPELMORAL! DA SIEHT MANS MAL WIEDER!

Ich habe überhaupt nichts gegen einen zünftigen politischen Kampf auch mit harten Bandagen. Ich teile hier gerne aus, ich kann auch einstecken.

Aber ein Anti-Verbots-Wahlkampf, der fast komplett auf postfaktischen Erfindungen basiert, ruiniert die politische Kultur und ist einer modernen Demokratie unwürdig. Wir arbeiten uns Stück für Stück Richtung Trump und ich sags mal so: Manche Bundesländer weit im Süden sind da schon ein gutes Stück voraus.

In der Kornkammer Griechenlands ist über Nacht ein See von 60 km Länge und 50 km Breite entstanden, in dem das Wasser 4 Meter hoch steht, und wir diskutieren Phantome.

…..

Zum Abschluss noch ein paar grundsätzliche Worte zu Verboten. Ich bin, auch wenn das manche verwirren wird ein großer Fan von Freiheit. Vor allem gedanklicher Freiheit. Mein Leitsatz ist:

So viel Freiheit wie möglich und so viele Verbote wie nötig.

Ich lege mich immer wieder mit meiner eigenen Bubbel an, weil ich sehr wenig vom täglichen Kampf um Sprache und Gedanken halte und auch absolut kein Fan davon bin sofort jeden als „Rassist“ zu klassifizieren, der aus Unwissenheit oder Gedankenlosigkeit einmal zuviel nach der Herkunft gefragt hat.

Manche Dinge muss man in einer offenen Gesellschaft akzeptieren aber auch eine offene Gesellschaft sollte darauf achten sich nicht selbst die Lebensgrundlagen zu zerstören.

Und da gilt: Gesetzliche VERBOTE für alle haben häufig das Ziel PRAKTISCHE VERBOTE für viele zu verhindern.

Wenn Mord und Vergewaltigung nicht Verboten ist – um jetzt auch mal maximal populistisch zu sein – dann bedeutet dass für eine komplette Gesellschaft das praktische Verbot in Zivilisation und Frieden zu leben.

Wenn das sinnlose Verschmutzen der Natur mit Giften und Chemikalien nicht verboten ist, habe ich das PRAKTISCHE VERBOT halbwegs intakte Natur zu genießen.

Wenn Blei in Benzin nicht verboten ist, habe ich das PRAKTISCHE VERBOT einer höheren Lebenserwartung.

Wenn wir nicht nach- und nach die schlimmsten Quellen von CO2 und co. runterfahren oder verbieten bedeutet das das PRAKTISCHE VERBOT für alle Jüngeren halbwegs katastrophenfrei durchs Leben zu kommen.

Es bedeutet auch das PRAKTISCHE VERBOT den Regenwald zu betreten, in einem Korallenriff zu tauchen oder Gletscher zu sehen. Es verbietet viel mehr als ein Ausfaden der VERBRENNER (und NUR der) jemals verbieten könnte.

Daher lasst uns gerne mit harten Bandagen kämpfen aber es sollte den Minimalkompromiss geben komplett erfundenen Bullshit wegzulassen. Ansonsten kopieren wir die USA und das muss nun wirklich. Nicht. Schon. Wieder.

Euer Captain Futura
………
* bösartige Menschen würden sagen, dass Welt und AfD-Friendos gewisse Schnittmengen aufweisen.
** Ja das ist ein kleiner Seitenhieb an die Grünen in Hessen

P.S. In der Coronazeit konnte man sehen, dass auch eine überzogene moralische Verbotsfreude entstehen kann. Keine Sorge ich bin nicht unter die Schwurbler gegangen, aber wie ohne tragfähige wissenschaftliche Evidenz selbst Freiluftveranstaltungen und Sport teilweise bis zum Geht-Nicht-Mehr gegängelt wurden, das war einfach nur traurig, kurzsichtig und dumm. Und von vielen wurde immer noch mehr und härter gefordert. Daher: Auch und GERADE Verbote gehören hinterfragt. Denn sie sind das härteste Mittel.

(ehemals) Sozialistische Staaten von Amerika und Deutschland

Der Feind in den USA und auch in Deutschland (mindestens im Westen und heute ziemlich in ganz Deutschland) ist im Zweifel immer der Sozialismus.

Das Faszinierende daran: Direkt nach dem Krieg und im Grunde noch Jahrzehnte danach waren die USA und auch Deutschland nach heutigem Maßstäben kurz vorm Sozialismus.

Deutschland hatte einen Spitzensteuersatz von 95 %, die USA von 90 %. Hört man Politiker von heute zu, müsste das ein furchtbares Desaster gewesen sein.

Deutschland hat dann 1952 auf 80 % abgesenkt und ist schließlich 1958 bei 53 % angekommen.

Da blieb es lange Zeit stabil, es ging dann nochmal 3 % hoch und wieder runter, es wurde populistisch eine neue „Reichensteuer“ eingeführt (Die aber kaum Einkommen trifft und im Jahr noch nicht mal eine Milliarde einbringt) und der Soli eingeführt, verlängert und schließlich für alle bis auf die höchsten Einkommen abgeschafft. Der Soli ist hier in der Grafik nicht drin, sein Beitrag verändert die Grafik nicht entscheidend.

Entscheidend ist: Heute liegt der Spitzensteuersatz bei etwas über 42 % und ist damit historisch niedrig.

In den USA zeigt sich ein ähnliches Bild aber das Faszinierende ist: Hier blieben die Spitzensteuersätze viel länger hoch!

Erst 1964 sank der Spitzensteuersatz auf 70 % und erst 1972 auf 50 % um schließlich 1988 auf ein Minimum von 28 % zu sinken.

Die Partei, die das zu verantworten hatte ist unschwer zu erraten (Republikaner) und der Präsident auch (Ronald Reagan). Die vorgeschobene Ideologie dahinter waren die Trickle-Down-Economics: Von mehr Vermögen der Reichen profitieren alle, weil deren Kapital durch Wirtschaftswachstum (warum auch immer das durch weniger Spitzensteuersatz erzeugt wird) nach unten durch die Gesellschaftsschichten durchtropft. Das hat bis zum heutigen Tag keinen einzigen Tag funktioniert.

Die eigentlich unausgesprochene Ideologie dahinter war denn auch eine ganz andere: Man wollte den Staat absichtlich austrocken, ausbluten, weil man ihn im Grund als Feind sah. „Schlanker Staat“ nennt man das heute euphemistisch aber im Grunde steht dahinter die Idee der Selbstorganisation, weitestgehend ohne staatliche Strukturen. Klingt gut, ist aber faktisch ein Oligarchenstaat.

Es ist unpopulär Sozialausgaben zu kürzen, also senkt man die Steuern (das finden alle dufte) sorgt so für Rekorddefizite und muss dann (leider alternativlos!) die Staatsausgaben aggressiv senken.

Genau das ist auch passiert: Rekorddefizit mit Ansage und danach haben zumeist demokratische Präsidenten den Spitzensteuersatz wieder moderat angehoben und republikanische ihn wieder abgesenkt.

………….

Wenn man sich jetzt fragt warum heute Vermögen in den USA aber AUCH in Deutschland so absurd ungerecht verteilt sind, dann könnte man beim Spitzensteuersatz anfangen.

In Deutschland besitzen 1 % der Bevölkerung 35 % des Vermögens und 50 % der Bevölkerung besitzen 1,4 % des Vermögens.

Frohe Meinachten – Nehmen ist seliger denn Geben.

Zu den USA gibt es eine wirklich eindrucksvolle Grafik zu dem Anteil der Top 1 % an den privaten Einkommen, die im Grunde DIE DIREKTE STATISTISCHE ANTWORT auf die Steuersenkungen ist. Schaut sie euch unbedingt an!

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/293889/umfrage/anteil-der-top-1-prozent-am-einkommen-in-den-usa/

Wenn man sich jetzt also fragt: Wieso hat man das Gefühl, dass bei Erzählungen aus den 60er und 70ern eigentlich eher finanzieller Aufstieg, stabile Mittelschicht und wachsende Vermögen das Thema waren – dann liegt das an den sozialistisch anmutenden Steuersätzen nach dem Krieg.

Erst durch die aggressiven Steuersenkungen die dann folgten, konnten das obere 1 % seine Vermögen so enorm ausbauen. Konnten die Superreichen entstehen und ihre Macht ausbauen. Konnten sie mit Lobbymacht immer neue Steuerschlupflöcher schaffen bis heute z.B. ein Elon Musk eine Steurrate von 3,27 % hat.

Klingt wenig? Ist aber noch viel! Jeff Bezos hat 0,98 % und Waren schlägt am Buffet richtig rein mit 0,1 %. Steuersätze so klein, dass manche mehr Promille am Steuer haben. Im Schnitt zahlen die Milliardäre 3,4 % auf ihre jährlichen Vermögenszuwächse.

https://www.handelszeitung.ch/panorama/us-superreiche-wie-jeff-bezos-oder-elon-musk-zahlten-kaum-steuern

Die Folge war natürlich, dass der Sozialstaat entweder komplett ausgeweidet (USA) oder zunehmend über andere Steuern gedeckt werden musste. Z.B. über die immer weiter steigende Mehrwersteuer. Die trifft aber unverhältnismäßig Gering- und Mittelverdiener.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164066/umfrage/entwicklung-des-mehrwertsteuersatzes-in-deutschland-ab-1968/

Anders gesagt: Die Reichen haben sich aus der Solidargemeinschaft verabschiedet, indem der Staat klammheimlich bei der Steuerlast von der Einkommenssteuer weggewandert ist und zusätzlich tausende Schlupflöcher geschaffen hat. Es ist wohl kein Geheimnis: Auch in Deutschland zahlen nur die Dummen Spitzensteuersatz.

https://www.focus.de/finanzen/steuern/mehrwertsteuer-geringverdiener-profitieren-von-sinkenden-steuersaetzen_id_7425610.html

Die Folge ist: Die Mittelschicht blutet langsam aus (Deutschland) oder die Unterschicht hat null Absicherung (USA). EIn Teil des Ausblutens ist aber geschickt durch Inflation kaschiert.

Im Zuge der Coronakrise wurden z. B. gigantische Milliardensummen rausgehauen. Die sind aber in Deutschland zu relevanten Teilen bei reichen Aktionären gelandet. Die folgende Inflation vernichtet aber vor allem Sparguthaben und Kaufkraft bei der Mittel-und Unterschicht, während die Werte der Reichen bleiben oder Aktien steigen.

In den USA war Biden tatsächlich klüger, hier hat der Staat aggressiv pro Kopf Geld rausgehauen, was Mittel – und Unterschicht relativ deutlich mehr hilft und dazu Zukunftsbranchen und Infrastruktur mit Geld überschüttet, um anders herum einen Einnahmendruck beim Staat zu erzeugen. Bidenomics, an denen Bernie Sanders nicht unbeteiligt war.

In der Ampel dagegen sitzt die FDP. Naja. Wassollmanerwarten.

…….

Und jetzt lasst euch alles was ihr gelesen habt einfach nochmal von Bernie Sanders erklären. Denn Bernie Sanders ist Boss.

Wir müssen uns unsere Demokratie von dern Superreichen zurückholen. Sonst werden wir sie verlieren.

Captain TaxTheRich Futura out.

* Mic drop

FCK KINDERARMUT – Ohne Chancen für Kinder keiner Wohlstand

Ich wollte eigentlich ein anderen Thema, ABER wie jetzt plötzlich Hauptstadtpresse und SPD über Paus und die Grünen herfallen…

Die FDP hat inzwischen rund 30 Gesetzesprojekte der Grünen, die größtenteils IM KOALITIONSVERTRAG schon entschieden waren blockiert, aufgehalten, waidwund geschossen oder größtenteils entkernt.

Trotzdem haben es die grünen Minister und Ministerinnen geschafft ampelweit noch die beste Performance abzuliefern. Und ja, da ist viel Luft nach oben, aber wie man an Wissing und Lindner sieht auch verdammt viel Luft nach unten.

Die ganze Zeit über stand die SPD wie ein Haufen neutrale Politikmasse schweigend im Hintergrund und hat die FDP mal machen lassen. So nach dem Motto „Bad Cop FDP, schweigender Cop SPD“. Die FDP frühstückt die Grünen ab und sorgt für neoliberale Politik und die SPD ist fein raus, weil sie einerseits ihre „Genosse der Bosse“ Schröder -Agenda klammheimlich weiter durchsetzen kann, aber andererseits nicht im Raum gesehen wird, wenn jeder soziale Ansatz von der FDP gemessert wird.

Nebenbei kürzt ein SPD-Ministerium mitten im AfD Hoch nochmal die Mittel der Bundeszentrale für politische Bildung und niemand fragt nach. Was schade ist, denn DIE BEGRÜNDUNG hätte ich wirklich gerne gelesen. Das FDP-Digitalministerium kürzt bei der Digitalisierung und das FDP-Forschungsministerium kürzt unter dem Motto „Forschung und Chancen für alle“ bei Bafög und wichtigen Forschungsvorhaben.

Weil man angeblich kein Geld hat. Schuldenbremse. Ihr wisst.

Am Ende schüttet man aber dann beim Gebäudeenergiegesetz alles mit Geld zu, wobei hier die Fördermittelverteilung immerhin sozial halbwegs sinnvoll verteilt wird (Eigentlich merkwürdig, dass das die SOZIALdemokraten nicht auch noch verhindert haben) und fördert auch so „tolle“ Sachen wie neue Pelletheizungen aus rumänischen Urwäldern.

Und wenn man dann WIEDER darauf hingewiesen hat, dass kein Geld da ist (Schuldenbremse, ihr wisst Bescheid!“) dann blockiert und kürzt man die Kindergrundsicherung von Paus in Grund und Boden. Obwohl die – Überraschung! – auch im Koalitonsvertrag verzeichnet war. Als eines der ZENTRALEN Projekte. Weil man offensichtlich in der Magie des Beginns eigentlich nachvollziehbar gedacht hat: „Kindern gute Chancen bieten ist der einzige soziale Nenner, auf den sich alle in dieser Koalition einigen können!“

Dann ist der FDP aufgefallen, dass in diesem Satz „sozial“ steht. Und die SPD hat wieder den „neutrale Politikmasse“ Amnesiejoker von Olli Scholz gezogen.

„Wir, auch so wir REGIEREN? Okay, ähm, ach und wir sind SOZIALdemokraten nicht LIBERALdemokraten, okay, ähm, boah, ich kann mich gerade nicht erinnern, Flugzeuge in meinem Bauch!“

Und die Grünen waren die ganze Zeit pflegeleicht bis zur Selbstaufgabe. Wo man ehrlich sein muss: Dafür wählt man die Grünen nicht. Politik ist schon die Kunst, die eigenen Ziel durchzusetzen, nicht möglichst konstruktiv mit 1 1/2 entschieden unkonstruktiven Partnern zu regieren.

…..

Und dann hat Lisa Paus die Schnauze voll gehabt. Denn plötzlich waren 6 Milliarden da. 6,5 Milliarden um genau zu sein. Für einerseits sinnvolle Investitionsförderung in Klimaschutzprojekte der Wirtschaft. Für aber andererseits stumpfe Steuersenkung, verkauft als „bessere Verrechnung von Gewinnen und Verlusten“. Also Steuersenkung. Punkt.

6,5 Milliarden und für die Kindergrundsicherung 2 Milliarden.

Und da kann man sich schon mal Fragen stellen. Die 6,5 Milliarden werden die Wirtschaft nicht von der leichten Rezession in das Wachstum befördern. In keiner bestehenden Welt. Die landen einfach nur bei den oberen 1 % auf dem Festgeldkonto. Aber die nur 2 Milliarden werden viele Kinder in eine persönliche Rezession befördern und damit auch die Zukunft unser Wirtschaft.

Also hat Paus die FDP gemacht und einfach mal NICHT zugestimmt.

Und die SPD ist ja neutrale Politikmasse, also…

Ach so. Nein. Plötzlich ist die SPD da. Beschwert sich über schlechten Stil. Blockadepolitik. Wiesiehtsdasdennaus! Wir wollten doch jetzt konstruktiv!

Ach guck mal, doch nicht so neutral after all! Überraschung!

Und die Hauptstadtpresse zerreist sich das Maul. Über die Blockadegrünen. Hach, endlich alle da wo sie laut Stereotyp hingehören, da kann man schon mal durchatmen und den Champagner aus der FDP-Zentrale endlich köpfen.

Für meine Stimme darf Paus sehr, sehr gerne hart bleiben und die FDP ordentlich quälen. Und wenn die SPD mitleidet umso schöner und selbstverschuldet. Hätten sie einmal einen sozialen Arsch in der Hose gehabt wäre die Kindergrundsicherung längst beschlossen und finanziell ausgestattet.

Das ist EUER Versagen SPD. Als liberales Neutron kann man nicht regieren.

Wie Trickle-Down-Ökonomie WIRKLICH funktioniert.

Ich weiß nicht, wer das wissen muss, ABER: Superreichen sind die gemeinen Bürger VÖLLIG egal. Sie haben überhaupt keinen Bezug zu normalen Leben. Verstehen im Regelfall nicht einmal, was die Probleme und Herausforderungen sind, wenn man um den Lebensunterhalt kämpfen muss.

@moment_magazin

Wie sieht das Leben einer Millionärin aus? Marlene Engelhorn ist Millionärin und kann es dir erklären. Reiche kennen sich mit NIX aus. Müssen sie auch nicht, denn sie können alles kaufen. Der Beraterstab wird ja vererbt.   Sie müssen keine Steuern machen, sie brauchen sich um keine Fristen scheren. Alles, wirklich alles, was mit Geld zu tun hat, wird ihnen abgenommen. Obwohl Reiche nix selber machen müssen, dürfen Reiche zu allem was sagen. Man geht automatisch davon aus, dass sie etwas Sinnvolles beizutragen haben.   #engelhorn #privilegien #millionär #selfmade #reich #reichtum #richlifestyle #rich #marleneengelhorn #reichesleben #oldmoney #steuern #erbe  #finanzen #superrich

♬ Originalton – Moment Magazin

Wer wissen will, wie sie ticken und warum Arbeit längst nicht mehr reich macht, liest über die Millionenerbin Marlene Engelhorn, die eine lobenswerte Ausnahme ist. Hier ein Interview:
https://kontrast.at/engelhorn-interview/

Jetzt könnte man sich fragen, wie es dazu kommt, dass millionen- oder milliardenreiche ERBEN meinen, sie wären „Leistungsträger“ und Milliardäre denken, es wäre nur ihrer Leistung zu verdanken, dass sie so reich wurden.

Der Trick daran ist reverse Psychology. Weil wir uns halt alle gerne ein bisschen oder ein bisschen mehr geil finden, erklären wir in der Rückschau einfach wie wir dank Leistung und überlegenem Intellekt zu Reichtum kamen. Dein Lebensweg ist das, was du draus machst!

Das ist beim Erben für jeden ersichtlich komplett lächerlich – da bezieht man es dann einfach auf den Vater oder den Opa, der in der Nazizeit durch die Ausbeutung von Zwangsarbeitern reich wurde – aber auch Self-Made-Milliardären überschätzen komplett den eigenen Einfluss.

Studien zeigen längst, dass ZUFALL und gute Startbedingungen (manche würden es Privilegien nennen) bei Superreichtum die hauptsächlich treibenden Kräfte sind.

https://www.telepolis.de/features/Nicht-nur-Leistung-auch-Zufall-alleine-schafft-Reichtum-3390620.html

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arm-und-reich/erfolg-durch-zufall-der-leistungsmythos-14333152.html

Aber wer will schon zugeben, dass er oder sie durch Zufall reich geworden ist? Also erklärt man sich eben selbst zum erleuchteten Leistungsträger und die Armen zu leistungsfernen, arbeitsscheuen Selbstschuldgesindel.

Im Grunde ist der arme Sozialschmarotzer geradezu zentral für das Narrativ der eigenen Überlegenheit und des verdienten Reichtums, nicht umsonst wird diese Geschichte immer wieder begeistert von Bild und co. bedient. Ohne verdiente Armut kein verdienter Reichtum.

Ihr habt jetzt also zwei Enttäuschungen zu verarbeiten: Reiche sind häufig gar keine Leistungsträger UND es gibt keine geheime Formel um reich zu werden. Wirklich nicht. Sorry. Außer ihr baut eine Zeitmaschine und zwingt den Zufall auf eurer Seite.

Ich will damit nicht sagen, dass viele heute Superreiche nicht viel geleistet haben. Ich hab auch überhaupt nichts dagegen, dass Leistung auch monetär belohnt wird.

Nur muss es ECHTE Leistung sein und VERHÄLTNISMÄßIG belohnt werden.

Eine Gesellschaft hat nichts von Superreichen, die sich weigern steuern zu zahlen und nach Gutsherrenart ab- und an mal ein bisschen Krumen vom Tisch fallen lassen.

Sie hat NICHTS von Superreichen, die komplett entrückt von Alltagsproblemen ihre Bunker in Neuseeland bauen, weil sie davon ausgehen, dass die Gesellschaft irgendwann eh zusammenbricht – die sich aber offensichtlich trotz all des Geldes nichts als TEIL der Gesellschaft und Zuständige dafür DARAN WAS ZU ÄNDERN, begreifen.

Ich sage es mal ganz einfach: In einer fairen und langfristig funktionierenden Gesellschaft gibt es keine Milliardäre.

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