Erinnert ihr euch noch an die „RADWEGE IN PERU!!!“ ?

Kurzer Abriss: Parteilose Ex-AfD Frau behauptet, Deutschland finanziere „Radwege in Peru“ für angebliche 315 Millionen und alle von Springer bis CDU und CSU stimmen ein in den Chor.

Tatsächlich unterstützt Deutschland Ausbau des Busverkehrs UND den Bau von Radwegen vor allem in und um die Hauptstadt Lima mit insgesamt 200 Millionen Euro, die größtenteils KREDITE sind.

Ja, diese Kredite werden häufig auf lange Sicht nicht oder nur in Teilen zurückgefordert, so ehrlich sollte man sein.

Wenn wir jetzt aber die Radwege betrachten, stehen hier 20 Millionen Zuschuss für Radwege in Lima und 24 Millionen für Radwege um Lima herum in den Büchern.

Also insgesamt circa 1/7 der angeblichen Summe.

ABER: Die KfW als zuständige Bank gibt das Geld nur in Tranchen raus, je nach Baufortschritt.

Bisher ausgezahlt sind 4,6 Millionen Euro. Davon wurden je nach Quelle 5,5 bis 8 km gebaut worden, final sollen es 28 km werden.

Werden diese 28 km gebaut, belaufen sich die Kosten der Förderung auf 164.000 € pro km.

Wird Lima/Peru vertragsbrüchig und baut einfach nicht mehr weiter, wären Kosten von 800.000 € pro km entstanden. Es wird aber sehr wahrscheinlich weiter gebaut, es dauert halt nur seine Zeit. (Was ja in Deutschland nicht anders ist)

Zum Vergleich: Radschnellwege in Deutschland kosten in den Städten an die 2 Millionen € pro km.

Bisher wurden also statt angeblichen 319 Millionen € nur 4,6 Millionen ausgegeben. Das ist 1/70 der genannten Summe.

Gestartet hat das Projekt zudem Gerd Müller. Der Entwicklungsminister von der CSU, die heute lauthals Stimmung gegen das „AMPEL-PROJEKT“ macht und falsche Zahlen verbreitet, obwohl sie nur einmal kurz bei ihrem Ex-Minister anrufen müsste, um die richtigen Zahlen zu bekommen.

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Weiter mit „DEUTSCHLANDS TEUERSTER RADBRÜCKE!“ – die hat Boris Palmer gerade in Tübringen eingeweiht. Boris Palmer ist ja nun sag ich mal vorsichtig rhetorisch recht umstritten* – aber praktisch macht er halt seinen Job. Unter anderem mit dieser ACHTUNG – beheizten!!! Radbrücke.

Und da denken natürlich sofort alle: „WAAAS, JETZT WIRD DENEN AUCH NOCH DIE RADBRÜCKE BEHEIZT?!? SCHÖN DAS KLIMA AUFHEIZEN, RADWEGE VERGOLDEN UND VON KLIMASCHUTZ LABERN, DIE ÖKOS MAL WIEDER!“

Daher hier, was wirklich passiert: Die Radbrücke wird natürlich nicht auf Wohlfühltemperatur der Radfahrer beheizt. Sie wird nur bei frostigem Wetter beheizt, damit sie nicht einfriert.

Das ist auf lange Sicht GÜNSTIGER als die Brücke von Schnee und Eis räumen zu müssen.

Denn das Heizsystem hat nur 300.000 € gekostet. Das ist schnell wieder drin.

Einfach kurz ein bisschen Strom durchschicken, alles weggetaut, kein Räumdienst muss los, kein Salz, kein Streu wird gebraucht, Räder werden geschont, Brücke, Stahl und Beton werden geschont und nicht vom Salz zerfressen und Frost beschädigt, die Brücke kann viel länger stehen und schont damit noch länger das Klima – Win-Win-Win-Win.

Eigentlich wird hier also sinnvoll für möglichst geringe Betriebskosten investiert. Aber man weiß, dass der Bund der Steuerzahler schon lächelnd die Messer wetzt, weil der jüngst auch zu so einem Lobbyclub verkommt, der einfach nur libertär abdriftend Mut und „anscheinende Steuerverschwendung“ kritisiert aber bei der tatsächlichen merkwürdig still bleibt.

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Damit kommen wir zur A100

Die wird gerade zur teuersten Autobahn Deutschlands. Große Aufmacher von CSU, AfD, Springer oder dem Bund der Steuerzahler dazu sucht man aber vergebens.

Sie zerschneidet Stadtviertel, die diese Autobahn nicht wollen. Sie bringt Autoverkehrt ins Zentrum, der da überhaupt nicht verarbeitet werden kann. Da ist ja jetzt schon alles überlastet, die A100 wird also einfach nur ein Stauproduzent sein.

Aber dafür ein richtig teurer. Gesamtkosten für die unter 8km sind inzwischen bei 1,8 Milliarden angekommen, man deutet jetzt schon an, dass das natürlich nicht das Ende ist, jetzt sind wir also bereits bei 250 Millionen pro km, ich hab hier mal 300 Millionen angenommen, denn es wäre ein Wunder wenn es nicht mindestens so teuer werden würde.

Die Idee an der Autobahn ist übrigens, dass sie die Stadtviertel drumherum vom „Autoverkehr entlastet“. Bester Gag seit langem.

Andere Städte wie Paris bauen inzwischen genau diese Art Autobahnen ZURÜCK, weil man gelernt hat DASS DAS GEGENTEIL PASSIERT. Wir bauen sie neu.

Das besonders Absurde hier ist: Die Autobahn ist noch nicht einmal eine Ringautobahn, sie führt einfach nur irgendwo hin.

Folge: Mehr Leute fahren dieses komfortable Teilstück mit dem Auto, „hey da ist doch Autobahn A100, warum dann Park & Ride machen und die Ubahn nehmen, die kostet doch 3 €!?“ Verkehr wird induziert aber läuft am Ende der Autobahn auf diversen Spuren ins Nadelöhr und verstopft die Stadtviertel.

Verkehrspolitik aus den 70ern. Hallo CDU und CSU.

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Diese A100 wird also das Gegenteil von dem erreichen, wofür sie gebaut wird und kostet am Ende mit wahrscheinlich 2,5 Milliarden rund 150 mal soviel wie DEUTSCHLANDS TEUERSTE RADBRÜCKE und 500 bis 50mal soviel wie RADWEGE IN PERU – aber Populismus schafft, dass absolut 0 % der Zeit über dieses absurde Stück Autobahn geredet wird – aber seit Monaten über ein paar Radwege in Peru für die bisher 4,6 Millionen ausgegeben wurden.

So zerstört man den demokratischen Diskurs.

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P.S. Beiträge wie dieser gegen den billigen Populismus, der unsere Demokratie zerstört, sind leider viel Arbeit. Ich mach die, weil mir das einfach wichtig ist. Und irgendwer muss es machen. Falls ihr mich unterstützen mögt und einen ziemlich coolen exklusiven Podcast haben wollt, gehr das hier ganz einfach: https://www.patreon.com/c/user?u=32965554

Quellen:

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/09/berlin-a100-kosten-verlaengerung-ausbau-milliarden-stadtautobahn.html

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/radwege-peru-entwicklungshilfe-100.html

Vorsicht! Radwege in Peru (Fotogalerie)

https://www.bmz.de/de/laender/peru/nachhaltige-mobilitaet-in-lima

https://www.focus.de/finanzen/steuern/umstrittene-entwicklungshilfe-gracias-sagt-der-peruaner-auf-dem-radweg-den-deutschland-finanziert_id_259748556.html

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/eroeffnung-neue-radbruecke-west-tuebingen-verbindung-nach-derendingen-100.html

* nur dass wir uns da nicht missverstehen: Ich verstehe, dass man ihn da mit seinem Spaß am Krawall kritisch sieht. Er hat inzwischen ja auch eingesehen, dass er mehrfach deutlich über das Ziel hinausgeschossen ist. Mir geht es nur darum, dass er, was es das Praktische angeht seriös und kompetent seinen Job macht und mehr positiv verändert als viele andere, die erstmal besser rüberkommen.