Natürlich geht gerade wieder ein Aufschrei durch die sozialen Netzwerke. Weil die offen neurechte Kandidatin Le Pen 23,4 % bekommen hat und in die Stichwahl mit Macron geht sind mal wieder alle geschockt und überrascht.

Dabei ist es viel, aber keine Überraschung. Brexit, Trump, aber auch Ungarn und Polen sollten inzwischen eigentlich Mahnung genug sein. Auch Le Pen ist kein neues Phänomen, sie bekam schon bei der letzten Präsidentenwahl in die Stichwahl mit Macron. Klar diesmal kommt noch der offene rassistische Kandidat Zemmour mit 7 % dazu, aber Frankreich flirtet in zunehmenden Hass auf seine Politik schon länger mit Nationalismus und Faschismus.

Wenn etwas IMMER WIEDER passiert kann es irgendwann keine Überraschung mehr sein. So ist es auch hier.

Neoliberalismus löst wie ein Enzym alle lokalen, sozialen und ökologischen Verbindungen auf und wirft die nun halt- und häufig hilflosen Menschen mit der Globalisierung in eine gnadenlose weltweite Konkurrenzsituation.

Gleichzeitig schöpft eine verklüngelte Schicht von Reichen und Mächtigen nach und nach alles Fett aus diesem weltweiten Eintopf der Ausbeutung für sich selbst ab.

Für den Rest bleiben Ohnmacht, Angst vor dem Abstieg, eine zerstörte Umwelt und die wachsenden Folgen der Klimakatastrophe.

Die Wut darüber entzündet sich aber leider fast nie am komplexen strukturellen Problem sondern immer nur an einzelnen, situativen Brandherden.

Benzinpreis, Zuwanderung, Arbeitslosigkeit, Renten, steigende Lebensmittelpreise – all das löst zuverlässig Brände aus und für all das bietet der nationale oder faschistische Kurzschluss „einfache“ Antworten.

Eine dauerlächelnde Le Pen sagt dir ihre Katze streichelnd: „Mach dir keine Sorgen, wir verteilen den Reichtum einfach nur noch unter „echten“ Franzosen dann bleibt mehr für dich, wir deckeln den Benzinpreis und die Lebensmittelpreise und wir ersetzen das Vakuum an lokalem Zusammenhalt und Identität durch ein nationalistisches Surrogat.“

Dabei sind Macron und co. quasi der Steilpassspieler für die Ultrarechten. Macron hatte was es Europa und co. angeht einige gute Ideen aber er hat es wie fast alle Politiker Europas der letzten 30 Jahre gemacht: Links blinken und rechts vorbeiziehen.

Er hat kaum soziale Projekte umgesetzt, sich vor den sozialen und WIRTSCHAFTLICHEN Problemen der Banlieus gedrückt und Ökologie und Klima so nebenbei behandelt. Für die Banlieus war angeblich kein Geld da. Er hat aber Geld gehabt um die Vermögenssteuer abzuschaffen, die Unternehmenssteuer zu senken und für Kapitaleinkünfte eine ungerechte Einheitssteuer zu schaffen.

Er vollzieht damit die Reformen von Schröder in Deutschland nach und kurzfristig erhöht sich so die Beschäftigung. Aber langfristig? Langfristig investiert er damit weiter in die Spaltung, in Ungerechtigkeit und Unsicherheit. Frankreich ist genau wie alle anderen Länder gefangen in einem neoliberalen Wettbewerb, den Staaten so nicht gewinnen können, sondern nur Konzerne und ihre reichen Aktionäre.

Langfristig bereitet er so den vergifteten Boden, auf dem Zivilgesellschaft und Zusammenhalt weiter verdorren während Le Pen und co. noch weiter aufblühen.

Es gibt aus all dem einen Ausweg. Aber dafür müsste nicht zuletzt auch die Linke aufwachen. Sich zusammenraufen. Endlich schlüssige Antworten auf die Globalisierung finden. Eine Zukunft für alle entwerfen statt sich in identitären Kämpfen und Sprachfights und teilweise auch Kaufkraftpopulismus aufzureiben. Denn der echte, der wirkliche Ausweg ist nicht einfach. Er verlangt Mut und Arbeit. Evolution statt Revolution. Auge fürs Detail und Zusammenarbeit und das Eingeständnis der Grenzen von Mensch und Planet.

Und so viel einfacher, verlockender und unendlich viel dümmer lockt stets der faschistische Kurzschluss. Hat noch nie funktioniert, immer war die Folge Terror und unendliches Leid aber es ist so verdammt…bssssssssss! AU! F***!

Euer Captain Futura

Ich hab da übrigens mal einen Aufschlag gemacht. Den Inselkapitalismus. Ihr findet ihn hier und ich freu mich über Rückmeldungen: https://inselkapitalismus.captain-futura.de/