Verzeiht, dass es am Wochenende so still war – ich brauchte mal ne Pause – dafür gibts heute 3 Grafiken zum Preis von einer. Greenwashing und andere Konzertricks. Also mal wieder so ein Thema was durch Corona verschüttet wurde. Ich denke zu VW und BMW muss ich nicht mehr viel sagen aber Shell ist tatsächlich sehr spannend – denn es ist ein absolutes Lehrstück über den Kampf um Symbole, der leider so häufig das eigentliche Ziel aus den Augen verliert – daher hier eine kurze Erklärung:

1995 wollte Shell die ausgediente Ölplattform Brent Spar im Atlantik versenken. Sie hatten nicht mit dem Proteststurm gerechnet, der getrieben durch Greenpeace (und leider auch durch eine von der Umweltorganisation verbreitete falsche Zahl über die Restmenge an Öl und Giften) zu weltweiten Boykotten führte.

Der Rest ist Geschichte: Shell musste am Ende klein beigeben, demontierte die Ölplattform an Land und versprach ein anderer, besserer und grünerer Konzern zu werden. Unter anderem investierte man in erneuerbare Energien, insbesondere die Solarenergie. Heute, rund 25 Jahre später, zeigt sich, dass das neue Image von Shell nichts als Greenwashing war. Noch immer macht Shell gigantische Gewinne mit der Erdölforderung und lässt sich nicht von Umweltschutzbedenken davon abhalten, in der Arktis zu bohren. Auch Menschenrechts- und Umweltschutzbedenken hindern den Ölriesen nicht daran, im Nigerdelta zu fördern, es großräumig zu verschmutzen, die halbe Regierung Nigerias zu schmieren und das Verschwinden von Umweltschutzaktivisten in Kauf zu nehmen.

Daneben ist Shell mit 31,95 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent seit 1965 das Unternehmen mit dem weltweit siebtgrößten CO2-Ausstoß. Und das Solargeschäft? Nun, der größte Teil davon wurde 2006 an die Solarworld AG verkauft. (Ich erinner übrigens noch wie ich damals die eigentlich guten Shell Solarmodule aus dem Katalog der Solarfirma geworfen habe, für die ich gearbeitet habe) Shell hatte also nie „verstanden“ – sie gaben immer nur vor, zu verstehen, und sind bis heute ein ganz gewöhnlicher und dreckiger Erdölkonzern geblieben, bei dem das grüne Deckmäntelchen nur ein Feigenblatt war.

Die Brent Spar zu versenken wäre übrigens bezogen auf die Firmenbilanz von Shell im Umweltbereich eine absolut zu vernachlässigende Aktion gewesen – es war ein Symbolkampf, dessen Folgen Shell auf lange Sicht vielleicht sogar geholfen haben dürften. Aber es konnten sich alle gut fühlen, etwas erreicht zu haben, indem sie eine Zeit lang mal woanders tankten und ansonsten am klima- und umweltzerstörenden Verhalten nichts änderten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Dutch_Shell#Unternehmensgeschichte

https://www.desmog.co.uk/2018/04/11/how-shell-greenwashed-its-image-internal-documents-warnedfossil-fuels-contribution-climate-change

https://www.theguardian.com/commentisfree/2019/jun/26/shell-not-green-saviour-death-machine-greenwashoil-gas